Don Camillo gibt nicht auf
da anstatt dem Lumpensammler mir vermachen. Den könnte ich für den Gang im Kinderhort brauchen. Da ist es eisig kalt, und die Kinder möchten immer im Flur spielen.»
«Aber er ist alt und kaputt», wandte die Frau ein.
«Den kann man wunderbar reparieren!»
«Also dann, Hochwürden, wenn Ihr ihn haben wollt, könnt Ihr ihn gleich mitnehmen. Ihr tut mir sogar einen Gefallen.»
Don Camillo zögerte keinen Augenblick. Er zog den Ofen heraus und steckte ihn in einen Sack, da er voll Staub und Dreck war. Dann trug er ihn zusammen mit den fünfundzwanzig Kilo Weizen hinunter.
«Habt herzlichen Dank», verabschiedete er sich von der Frau. «Die Säcke schick’ ich Euch in ein paar Tagen zurück.»
«Nur den vom Weizen», erwiderte die Frau. «Den anderen könnt Ihr behalten, der nützt uns sowieso nichts mehr.» Mit seiner Beute auf dem Wagen machte sich Don Camillo auf den Heimweg. Natürlich hielt er bei jedem Hof an, und so kam er erst bei Dunkelheit ins Pfarrhaus.
Er machte sich nicht einmal die Mühe, jemanden zu suchen, der ihm beim Abladen helfen könnte, sondern packte gleich allein zu, und als er den zusammengebettelten Weizen verstaut hatte, ging er dran, das Pferd vom Wagen zu spannen. Aber plötzlich änderte er seine Absicht.
«Ich könnte das mit dem Ofen gleich auch noch erledigen», dachte er. «Möglicherweise findet sich der Halunke bereit, mir das Ding bis morgen früh zu reparieren.»
Er zog den Ofen aus dem Sack und lud ihn wieder auf den Wagen, und nachdem er den Gaul überredet hatte, sich noch einmal in Marsch zu setzen, machte er sich auf die Suche nach dem «Halunken».
Der war noch in seiner Werkstatt und gerade damit beschäftigt, sein Werkzeug aufzuräumen.
«Ist der Schlosser da?» fragte Don Camillo vorsichtig.
«Geschlossen!» antwortete der «Halunke», ohne sich umzudrehen.
«Oh, wie schön!» rief Don Camillo. «Wenn geschlossen ist, wieso konnte ich dann hereinkommen?»
«Ihr seid widerrechtlich hereingekommen!» erwiderte Peppone mürrisch. «Daher könnt Ihr gleich wieder hinausgehen.»
«In Ordnung: Ich geh’ wieder, aber ich laß dir diesen Ofen da. Ich brauch’ ihn morgen früh.»
«So, den Ofen braucht Ihr morgen früh?» höhnte Peppone. «Wenn Ihr darauf warten wollt, Euch an diesem Ofen den Hintern zu wärmen, dann krepiert Ihr vor Kälte!»
«Der Ofen ist nicht für mich, sondern für die Kleinen im Hort», erklärte Don Camillo. «Wenn dich auch das nicht interessiert, dann nehm’ ich den Ofen eben wieder mit.»
Peppone wandte sich um.
«Wir schlagen auch aus dem Ofen ein bißchen politisches Kapital, wie, Hochwürden?» erkundigte er sich sarkastisch.
«Peppone, laß die Politik in Ruh und denk an die Kälte! Schau, daß du ihn mir so reparierst, daß er diesen Winter hält. Wenn es dir gelänge, ihn mir bis morgen ...»
«Ich verpflichte mich zu nichts!» brummte Peppone. «Probiert mal gegen zehn Euer Glück.»
Don Camillo ging, und Peppone zog mit großem Krach den Rollladen herunter.
Am nächsten Tag gegen zehn wollte Don Camillo gerade den Mesner wegschicken, um den Ofen abzuholen, als ein Rasender ins Pfarrhaus stürmte: Bradoni.
«Hochwürden», keuchte er, «der Ofen!»
«Der Ofen?»
«Ja, der Ofen, den Euch gestern meine Frau geschenkt hat. Wo ist er?»
«Ich hab’ ihn zum Schlosser gebracht», erklärte Don Camillo. «Er wird jeden Moment fertig sein.»
Der Mann schien völlig verrückt geworden.
«Der Ofen», brüllte er. «Ich muß sofort den Ofen sehen!»
Don Camillo warf sich den Umhang über die Schultern und folgte Bradoni, der hinausgerannt war. Unmittelbar vor der Tür zu Peppones Werkstatt holte er ihn ein, konnte ihn aber nicht mehr zurückhalten.
Peppone arbeitete gerade am Schraubstock und blickte erstaunt auf Bradoni.
«Was ist denn los?» brummte er.
«Der Ofen!» schrie Bradoni. «Der Ofen, den Euch Don Camillo gebracht hat!»
«Deswegen braucht Ihr Euch doch nicht so aufzuregen», erwiderte Peppone. «Da steht er, fix und fertig.»
Bradoni stürzte sich auf den Ofen, nahm den Deckel ab, riß die Klappe auf und starrte gierig ins Innere. Nachdem er lang genug gestarrt hatte, fuhr er mit einem Arm in den Ofen, und als er auch dann noch nicht befriedigt war, stellte er ihn auf den Kopf. Zum Schluß wandte er sich totenbleich an Peppone.
«Meine Sachen!» sagte er.
«Eure Sachen?» fragte Peppone.
«Ich hatte etwas in den Ofen gesteckt», erklärte Bradoni in höchster Aufregung. «Meine Frau wußte das nicht
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