Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
merkte?»
    «Nein», antwortete Bradoni. «Erstens war sie allein im Haus, und zweitens hat sie den Schlüssel immer in der Tasche gehabt.»
    «Hört mal, Bradoni», meinte Peppone. «Ich möchte ja niemanden verdächtigen, aber könnte es nicht sein, daß Eure Frau selber im Speicher herumgeschnüffelt hat? Ihr versteht mich recht: Frauen werden mißtrauisch, wenn man ihnen sagt, daß sie den Schlüssel ja niemandem geben dürfen ...»
    Bradoni schüttelte den Kopf: «Nein, sie war’s nicht. Wenn sie’s gewesen wäre, dann hätte sie’s gestanden -bei den Prügeln, die ich ihr gegeben habe.»
    Peppone ballte die Fäuste.
    «Jetzt hört mal gut zu», sagte er: «Ich hab’ in diesem Ofen nichts gefunden, und ich will keine Scherereien. Eure Geschichten erzählt Ihr am besten dem Polizeichef.»
    «Dasselbe mit Sauce», fügte Don Camillo hinzu. «Geht zur Polizei, denn wenn Ihr nicht geht, geh’ ich!»
    «Ich geh’ hin, ja, ich geh’ hin, und zwar sofort!» brüllte Bradoni wie rasend. «Und dann werden wir ja sehen!»
    Er entfernte sich wild gestikulierend, und Peppone wandte sich mürrisch an Don Camillo.
    «Hättet Ihr dazu nicht einen anderen finden können?» fuhr er ihn an. «Ausgerechnet mich müßt Ihr in Eure dunklen Geschichten hineinziehn?»
    «Ich habe keine dunklen Geschichten, und ich habe niemanden hineingezogen!» erwiderte Don Camillo hart. «Ich hatte einen Ofen zu reparieren, und den hab’ ich zu einem Schlosser gebracht. Ich habe nicht gesehen, was drin war. So, wie ich ihn bekommen habe, hab’ ich ihn hierher gebracht.»
    «Und so, wie ich ihn bekommen habe, geb’ ich ihn Euch zurück: leer und ohne Sack! Ohne Sack, damit das klar ist. Und jetzt nehmt Euren verdammten Ofen und schaut, daß Ihr hier rauskommt!»
    «Ich nehme gar nichts, und du läßt den Ofen so stehen, wie er ist, ohne daß ihn jemand anrührt. Denn jetzt gehört der Ofen der Justiz, und wer ihn anfaßt, macht sich strafbar.»
    Wütend kehrte Don Camillo ins Pfarrhaus zurück. Er hatte gerade seinen Umhang an den Kleiderhaken gehängt, als es an die Tür klopfte.
    Es war der Maresciallo.
    «Hochwürden», entschuldigte er sich, «es tut mir leid, daß Sie in diese unangenehme Geschichte verwickelt sind ...»
    «Verwickelt?» stammelte Don Camillo. «Wie komm’ ich dazu? Ich bin ein anständiger Mensch!»
    «Das zieht auch niemand in Zweifel, Hochwürden. Aber leider geht die Justiz bei jeder Sache, und sei sie noch so klein, davon aus, daß alle darin verwickelten Personen schuldig sind. Alle, angefangen von demjenigen, der sich als Opfer der verbrecherischen Tat erklärt.»
    Don Camillo wehrte sich. «Ich würde erst einmal die Frau von Bradoni verhören. Sie ist die einzige, die wirklich sagen kann, wie die Dinge stehen.»
    «Leider ist sie auch die einzige, die nicht verhört werden kann, denn während des , das ihr Mann mit ihr veranstaltet hat, hat sie soviel Prügel bezogen, daß sie jetzt mit Gehirnerschütterung im Krankenhaus liegt. Bitte, Hochwürden: Name, Vorname, Nationalität, Geburtsort und -datum, Beruf ...»
    Don Camillo kam sich fast wie ein Verbrecher vor.

    Nachdem die Leute das Problem mit äußerstem Eifer erörtert und alles Nachprüfbare nachgeprüft hatten, spaltete sich das Dorf in zwei Parteien: Die erste unterstützte die These: «Die Million hat sich Peppone unter den Nagel gerissen.» Die zweite: «Die Million hat Don Camillo behalten.»
    Natürlich hatte die Anti-Peppone-These die weitaus größere Mehrheit. Was soll denn ein kleiner Landpfarrer mit einer Million anfangen? Gibt es im Dorf einen armen Teufel, der kontrollierbarer ist als der Pfarrer?
    Aber wer kontrolliert eine Partei oder kann sie kontrollieren? War Peppone vielleicht nicht einer jener Fanatiker, die, nur um ihrer Partei zu dienen, zu allem und jedem bereit sind? Hatte Stalin vielleicht nicht seinerzeit Postwagen ausgeraubt, um der Sache und der Partei zu nützen? Und wurde die Tatsache, daß Stalin für die Partei zum Posträuber geworden war, von den Roten vielleicht nicht als großes Verdienst statt als Schuld angesehen?
    Es hängt alles vom Blickwinkel ab.
    Peppone wußte genau, was die Leute redeten, aber er rührte sich keinen Millimeter. Und die Tatsache, daß sich Peppone nicht aufregte und herumbrüllte, machte Don Camillo immer bestürzter.
    So ging es eine Weile, bis Peppone und Don Camillo einmal unter vier Augen aufeinandertrafen.
    Es war ein Winternachmittag, und die Begegnung fand an einem einsamen

Weitere Kostenlose Bücher