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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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resigniert die Arme, und der andere trat aufgeregt dicht an ihn heran:
    «Ich darf Euch nichts verraten. Aber ihr werdet es am Sonntag sehen! Ihr werdet es am Sonntag sehen!»
    «Ich verstehe», antwortete Don Camillo. «Aber meint Ihr nicht, daß das Spiel gefährlich werden könnte? Ich kenne die Leute aus dem Hauptort. Ich möchte nicht, daß irgend etwas Schlimmes passiert.»
    «Etwas Schlimmes? Aber warum denn?» rief der Pfarrer. «Seit hundert Jahren warten wir darauf! Seit hundert Jahren leidet das Dorf schweigend. Hundert Jahre Provokationen, Beleidigungen, Verleumdungen! Haben wir nicht das Recht, endlich auch mal das Wort zu ergreifen?»
    Don Camillo bohrte nicht weiter.
    «Seht zu, daß Ihr es nicht übertreibt», riet er schüchtern.
    «Seid beruhigt, Hochwürden!» rief der Pfarrer. «Wir in La Palanca, wir behalten einen klaren Kopf. Wir sind schließlich nicht die mit der Riesenschlange!»

    Don Camillo fuhr direkt in Peppones Werkstatt.
    «Da ist nichts zu machen, Genosse. Am Sonntag kommen die mit dem Schlangenwagen.»
    «Wir lassen sie gar nicht erst in den Ort rein!» rief Peppone wütend.
    «Die kommen rein, Peppone», bemerkte Don Camillo. «Die aus La Palanca sind nicht mehr dieselben wie früher. Ich hab’ sogar das Dorf nicht mehr erkannt. Es wirkt wie neu. Und die Leute sind wie ausgewechselt.»
    Don Camillo erzählte, was er in La Palanca gesehen hatte, und schloß: «Die Riesenschlange hat die von La Palanca merken lassen, daß sie zusammengehören. Vom Pfarrer bis zum extremsten Roten, vom Grundbesitzer bis zum letzten Feldarbeiter stehen die Leute aus La Palanca zusammen wie ein Felsblock. Sie sind einander so gewogen, daß es ein Verbrechen wäre, die holde Atmosphäre des Friedens zu stören.»
    Peppone ballte die Fäuste: «Dann sollen sie machen, was sie wollen! Wenn am Sonntag Blut fließt, sind nicht wir schuld!»
    Doch dann dachte er noch einmal darüber nach und modifizierte sein Programm:
    «Wenn die gemerkt haben, daß sie zusammengehören, dann merken wir das erst recht! Heut abend halten wir auch eine Generalversammlung ab und beschließen die Gegenmaßnahmen.»
    Die geplanten Gegenmaßnahmen sahen so aus, daß Reiche und Arme, Rote und Schwarze, Junge und Alte, Frauen und Männer sich darauf einigten, in rasender Eile einen Notwagen mit dem Thema «Der Triumph des Strohs» zusammenzustellen.

    Als am folgenden Sonntag der Maskenzug im Hauptort stattfand, waren alle aus La Palanca anwesend. Auch die ganz alten Weiber, auch die Kranken.
    Und alle verhielten sich großartig. Denn als sie den Strohwagen vorbeiziehen sahen, taten sie so, als sähen sie ihn gar nicht.
    Und als die aus dem Hauptort den Wagen mit dem Schild: «Jagd auf die Riesenschlange» vorüberziehen sahen, machten sie es ebenso.
    Der Wagen war ein Meisterwerk: Die große Schlange aus Ofenrohren riß immer wieder wild den Rachen auf, und um sie herum standen Kinder als Jäger verkleidet, die laute Schüsse auf das Untier abgaben.
    Das Lied (der Wagen war mit einem Lautsprecher versehen) erläuterte den Vorfall in allen Einzelheiten.
    Nachdem die sechsundneunzigjährige Gelinda Beghini, die älteste Frau aus La Palanca, die «Riesenschlange» hatte vorbeiziehen sehen, hob sie die Augen zum Himmel und sagte: «Und jetzt, Herr, kannst du mich auf der Stelle sterben lassen, denn ich sterbe zufrieden.»

Der Königswein

    «Giocondo, könnten wir nicht eine Flasche von diesem besonderen Malvasier haben?»
    Seit Jahren wiederholte sich dieses Spielchen mindestens dreimal die Woche, aber die Leute schienen es nicht satt zu bekommen, sondern im Gegenteil immer größeres Vergnügen daran zu finden.
    Wer Wirt sein will, muß ein dickes Fell haben, und Giocondo verstand sein Handwerk. Trotzdem: immer wenn ihn dieser Ruf unvermittelt traf, konnte er nur schwer an sich halten. Als Antwort pflegte er dann alle möglichen anderen Sorten von süßem Weißwein zu offerieren, jedoch in einem Ton, als wolle er sagen: «Geh zum Henker!»
    Natürlich wählte der Bösewicht vom Dienst mit teuflischer Sicherheit den geeignetsten psychologischen Moment und landete den Schlag, wenn die Osteria gesteckt voll war, so daß er schreien mußte, um von Giocondo -und allen anderen - gehört zu werden.
    «Giocondo, könnten wir nicht eine Flasche von diesem besonderen Malvasier haben?»
    Die Geschichte dieses «besonderen Malvasiers» hatte um 1908 begonnen, als Giocondo zwei oder drei Jahre alt war und sein Vater, Amilcare Bessa, die Osteria

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