Don Camillo gibt nicht auf
blieb Don Camillo stehen.
«Herr Bürgermeister», sagte er und reichte Peppone das Farbporträt des Kommunistenführers, «wenn auch das Schicksal ungerecht war, wir können das wiedergutmachen: Tauschen wir?»
Peppone schüttelte den Kopf: «Und warum? Euch kann das Bild doch sehr nützlich sein: Ihr prägt Euch das Gesicht ein, und wenn sein Träger auch hierher kommt, dann ist es für Euch keine Überraschung mehr.»
«Ganz recht, Herr Bürgermeister. Aber wozu kann Ihnen das Madonnenbild nützlich sein?»
«Um auf den Knien davor zu bitten, daß Ihr endlich mal was aufs Dach bekommt», knurrte Peppone und entfernte sich. Vergnügt trat Don Camillo ins Pfarrhaus. Er legte das Porträt in eine Truhe, und bevor er den Deckel schloß, entschuldigte er sich: «Ich kann dich nicht bitten, Genosse, dem Peppone was aufs Dach zu geben. Das Schlimme ist, daß du es ihm trotzdem gibst -ihm und uns allen, wenn es so weitergeht.»
Dann machte er die Truhe zu.
«Jesus», flüsterte er und hob die Augen zum Himmel. «Wir sind wie ein dummer Hund, der sich damit abmüht, im Kreis herum seinem Schwanz nachzurennen, während das Haus einstürzt. Wehe, wenn der Kopf zum Feind des Schwanzes wird ...»
Don Gildo
Um neun Uhr klärte sich der Himmel, der bis dahin ein zweideutiges und besorgniserregendes Verhalten an den Tag gelegt hatte, rasch auf, und die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite.
Ein solches Ereignis war in diesem unseligen Frühjahr ganz und gar ungewöhnlich und erfreute Don Camillo, der bereits seit einer Stunde in seinem Garten hackte.
Doch die Freude dauerte nicht lange, denn am Horizont erschien die Mutter des Mesners.
«Hochwürden», erklärte die alte Frau, «der Herr Kaplan ist angekommen.»
Don Camillo war auf den Schlag vorbereitet und steckte ihn daher mit scheinbarer Gelassenheit ein.
«Gut, laßt ihn herkommen», antwortete er und hackte weiter. Die Alte sah ihn verdattert an.
«Hochwürden», murmelte sie, «ich hab’ ihn schon ins Wohnzimmer geführt.»
«Da ich jetzt nicht im Wohnzimmer bin, sondern im Garten, werdet Ihr ihn wohl oder übel in den Garten führen müssen.»
Die Alte ging weg, und kurz darauf betrat ein junger Geistlicher den Gemüsegarten und blieb hinter Don Camillo stehen.
«Guten Morgen, Hochwürden.»
Don Camillo hörte auf zu hacken, wandte sich um und trat auf den jungen Mitbruder zu, der sich vorstellte:
«Ich bin Don Gildo.»
«Sehr erfreut», erwiderte Don Camillo und schüttelte ihm mit seiner Pranke die Hand, als wolle er eine Boa constrictor erwürgen.
Der Kaplan wurde blaß. Er hatte jedoch eine gesunde sportliche Erziehung genossen, und so gelang es ihm trotzdem, sich ein Lächeln abzuringen.
«Ich habe einen Brief des Herrn Sekretärs Seiner Exzellenz», erklärte er und reichte Don Camillo einen großen Umschlag.
«Mit Verlaub», sagte Don Camillo, während er den Umschlag öffnete und das Blatt mit der Botschaft des Herrn Sekretärs Seiner Exzellenz herausholte.
Nachdem er das Sendschreiben gelesen hatte, wandte er sich an den jungen Geistlichen: «Ich hatte dem Herrn Sekretär gesagt, daß er sich nicht zu bemühen brauche. Obwohl ich ein armer alter Mann bin, würde ich mit der Pfarrei noch allein zurechtkommen. Da mir jedoch der Herr Sekretär auf ausdrücklichen Wunsch Seiner Exzellenz des Bischofs meine Mühen erleichtern will, bleibt mir nichts anderes übrig, als Sie willkommen zu heißen, Don Gildo.»
Der junge Geistliche verbeugte sich außerordentlich höflich: «Danke, Don Camillo. Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung.»
«Sehr freundlich. Ich werde gleich davon Gebrauch machen», erwiderte Don Camillo. Er ging zum Sauerkirschenbaum, holte eine Hacke, die an einem Zweig baumelte, herunter und drückte sie dem Kaplan in die Hand.
«Zu zweit schaffen wir es schneller», erklärte er.
Der junge Geistliche betrachtete die Hacke und hob dann den Blick zu Don Camillo.
«Eigentlich», stotterte er, «habe ich keine Praxis mit solchen Geräten...»
«Machen Sie sich keine Sorgen. Sie stellen sich neben mich und tun genau das, was ich mache.»
Der Kaplan lief rot an. Es war ein junger Mann, der sensible Nerven und Würde besaß.
«Hochwürden», wandte er mit einem gewissen Unmut ein, «ich bin hierhergekommen, um für die Seelen zu sorgen, nicht für Gemüsegärten.»
«Natürlich», antwortete Don Camillo ruhig. «Aber Sie müssen sich klarmachen, daß man auch für den Gemüsegarten sorgen muß, wenn man Salat, Erbsen und Bohnen
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