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Don Camillo gibt nicht auf

Don Camillo gibt nicht auf

Titel: Don Camillo gibt nicht auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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fortkam.
    Vor allem lag ihr daran, hier nicht in der Nacht zusammen mit einem Mann überrascht zu werden, der nicht nur verheiratet war, sondern auch noch tot zu sein schien.
    In Wirklichkeit war der Smilzo aber nicht tot. Die Bahnschranke hatte seinen Kopf nur gestreift und mit ihrer vollen Wucht erst die Schulter getroffen. Es dauerte eine Zeitlang, bis er wieder zu sich kam. Aber er kam zu sich.
    Inzwischen war der Zug bereits durchgefahren und die Schranke wieder offen. Der Platz war nach wie vor still und verlassen, voller Schatten und Geheimnisse, wie in den stimmungsvollen Romanen.
    Smilzo rappelte sich mühsam hoch, und nachdem er sein Fahrrad wiedergefunden hatte, schlich er im Schneckentempo auf den Hauptort zu.
    Als er endlich den Saal der Genossenschaft erreichte, ließ er sich erschöpft auf einen Stuhl fallen. Sein Gesicht war voll Blut, und auf der rechten Kürbisseite sproß eine riesige Beule.
    Sofort drängten sich alle um ihn. Peppone goß ihm ein kleines Glas Grappa auf den Kopf und ein großes in den Schlund, und als der Smilzo es überall brennen fühlte, kehrten seine Lebensgeister zurück.
    Daraufhin schleppte ihn Peppone mit Bigios Hilfe ins Büro, weg von den indiskreten Blicken, und nachdem er die Tür abgeschlossen hatte, fragte er:
    «Wer war es?»
    «Ich weiß es nicht», murmelte Smilzo.
    «Wann ist es passiert?»
    «Vor zwanzig Minuten, glaub’ ich. Ich war bewußtlos.»
    «Wo ist es passiert?»
    «Am Bahnübergang an der Krummen Straße. Ich hab’ mich dort unterhalten. Der Schlag hat mich von hinten getroffen, ich konnte es nicht sehen.»
    Peppone faßte Smilzo am Rockaufschlag: «Smilzo, rede! Mit wem hast du dich unterhalten?»
    «Mit einem aus Molinetto ...»
    «Rede, oder ich sorg’ dafür, daß dir noch eine zweite und größere Beule am Hirn wächst! Wer ist dieser Kerl aus Molinetto, der dich niedergeschlagen hat?»
    Smilzo protestierte: «Nein, der hätte gar nicht können. Wir standen ganz eng umschlungen ...»
    Peppone sah Bigio an. Dann faßte er erneut Smilzos Kragen: «Wie heißt dieser Kerl aus Molinetto, mit dem du eng umschlungen standst?»
    «Anita», flüsterte Smilzo traurig.
    «Ich verstehe», sagte Peppone. «Du bist so blöd wie eh und je. Aber diesmal geht es für Ricciolino nicht gut aus.»
    Ricciolino war Anitas älterer Bruder, einer, der die «Roten» nicht ausstehen konnte. Als Anita noch mit Smilzo ging, war es Ricciolino gewesen, der das Verhältnis auseinandergebracht hatte. Und des öfteren hatte er in der Öffentlichkeit erklärt, wenn sich seine Schwester noch einmal mit einem bestimmten Gesindel abgäbe, würde es eingeschlagene Schädel geben.
    «Komm», knurrte Peppone finster zu Bigio. «Mit dem müssen wir sofort abrechnen.»
    «Chef», keuchte Smilzo, «stürz mich nicht ins Unglück!»
    «Mach du dir keine Sorgen: Den Ricciolino nehmen wir uns vor.»
    «Und wer nimmt sich meine Frau vor, wenn es zum Skandal kommt?»
    «Das ist deine Sache. Vielleicht vergeht es dir dann, um die Mädchen herumzuschwänzeln.»

    Ricciolino saß in aller Ruhe in der Osteria von Molinetto beim Kartenspiel. Peppone ließ ihm vom Wirt sagen, er möchte in einer dringenden Angelegenheit für einen Moment herauskommen. Zwei Viehhändler wollten ihn sprechen.
    Und Ricciolino ging ohne Argwohn hinaus.
    Als er sah, um welche Art von Viehhändlern es sich handelte, preßte er die Zähne zusammen.
    «Was soll das?» fragte er. «Was sind das für Scherze?»
    «Das ist kein Scherz», antwortete Peppone düster. «Ich glaube, das wirst du bald merken. Komm ganz ruhig mit und werd’ nicht frech, denn je mehr du dich aufführst, desto schlimmer wird es für dich.»
    Bigio blieb als Deckung zurück, und Peppone bog mit Ricciolino in einen Karrenweg ein.
    «Junger Mann», begann Peppone drohend, sobald sie außer Sichtweite waren. «Seit Jahren versuchst du uns zu provozieren, und keiner hat dich jemals ernst genommen. Solange es um Worte ging, hab’ ich’s durchgehen lassen. Aber jetzt, wo du vom Wort zur Tat geschritten bist, sieht die Sache anders aus!»
    Ricciolino war ehrlich erstaunt.
    «Peppone», rief er, «es ist mindestens ein Jahr her, daß ich dich und deine Genossen überhaupt erwähnt habe - öffentlich oder privat. Was erzählst du denn da für eine Geschichte?»
    «Eine Geschichte, die vor einer halben Stunde am Bahnübergang an der Krummen Straße passiert ist!»
    «Und was soll ich damit zu tun haben? Fünfzig Personen können bezeugen, daß ich seit zwei

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