Don Camillo gibt nicht auf
auf dem Tisch haben will.»
Don Camillo fing wieder an zu hacken. Der Kaplan blieb starrköpfig auf dem Weg stehen, die Hacke in der Hand.
«Sie wollen also diesem armen, alten, gebrechlichen Pfarrer partout nicht helfen?» fragte Don Camillo nach einer Weile, ohne den Kopf zu heben.
«Es ist nicht so, daß ich nicht helfen will», erklärte der Kaplan lebhaft. «Die Sache ist nur die, daß ich als Priester hierhergekommen bin.»
«Don Gildo, die erste Gabe eines guten Priesters ist die Demut», sagte Don Camillo.
Der Kaplan preßte die Zähne zusammen, stellte sich neben Don Camillo und fing an, die Hacke zu schwingen.
«Don Gildo», bemerkte Don Camillo nach einiger Zeit mit Sanftmut, «wenn ich etwas gesagt haben sollte, das Sie geärgert oder gekränkt hat, dann lassen Sie es lieber an mir aus und nicht an der Erde, die wirklich keine Schuld trifft.»
Der Kaplan fing an, etwas gemäßigter zu hacken.
Es dauerte zwei Stunden, bis der Garten fertig war. Und als die beiden bis zu den Knien voll Dreck ins Pfarrhaus traten, schlug es elf.
«Wir haben gerade noch Zeit, eine andere Kleinigkeit zu erledigen», sagte Don Camillo und ging auf die Tür des Schuppens zu.
Im Schuppen lagen Ulmenstämme zum Zersägen, und bis zum Mittagläuten mußte der Kaplan Don Camillo beim Brennholzmachen helfen.
Der junge Geistliche hatte in diesen drei Stunden soviel Ärger geschluckt, daß er den Magen davon voll hatte. Daher setzte er sich mit Widerwillen an den Tisch, und nachdem er die Gemüsesuppe gekostet hatte, legte er den Löffel gleich wieder hin.
«Denken Sie sich nichts, wenn Sie keinen Appetit haben», beruhigte ihn Don Camillo. «Das ist die Luftveränderung.»
Er selbst aß dagegen mit Riesenappetit, und erst nachdem er zwei kolossale Teller Gemüsesuppe mit Speck verschlungen hatte, nahm er den verbalen Kontakt mit dem Kaplan wieder auf.
«Gefällt Ihnen denn das Dorf?» fragte er.
Der Kaplan zuckte die Achseln: «Ich habe es noch kaum gesehen.»
«Es ist ein Dorf wie alle anderen auch, lieber Don Gildo. Mit guten Menschen und mit schlechten. Die Schwierigkeit liegt nur darin herauszufinden, welches die wirklich guten und welches die wirklich schlechten Menschen sind. Was die Politik angeht, will ich Ihnen sagen, daß die Roten hier einen großen Einfluß haben. Und das Schlimme ist, daß ihre Macht zunimmt anstatt abzunehmen. Man bemüht sich auf jede nur erdenkliche Weise, man versucht alles mögliche, aber es wird immer schlimmer.»
Der Kaplan lachte: «Das ist eine Frage der Methode.»
Don Camillo sah ihn neugierig an: «Hätten Sie vielleicht eine bessere?»
«Ich ziehe keine Vergleiche, Hochwürden, und ich behaupte nicht, ein Wundermittel gefunden zu haben. Ich sage nur, daß man die Situation mit anderen Augen betrachten muß. Oder besser: ohne die traditionellen Scheuklappen, die einen daran hindern, die sozialen Erfordernisse in Rechnung zu stellen. Warum haben die Kommunisten bei den weniger wohlhabenden Klassen soviel Erfolg? Weil sie den Armen versprechen: »
Don Camillo breitete die Arme aus: «Ich verstehe, Don Gildo. Aber auf der anderen Seite dürfen wir nicht zu Materialisten werden.»
«Man braucht gar nicht zum Materialisten zu werden. Man darf nur einfach nicht den Eindruck erwecken, als wolle man den Wohlstand der Privilegierten verteidigen. Anstatt immer von Pflichten zu reden, muß man von Rechten sprechen. Wir sind uns doch einig: Wenn jeder seine Pflicht täte, blieben alle Rechte von selbst gewahrt. Aber wenn man will, daß die Reichen ihre Pflichten erfüllen, ist es notwendig, die Rechte der Armen zu betonen. Auf diese Weise kann man den Kommunismus seiner Rolle berauben.»
Don Camillo wiegte bedächtig den Kopf: «Ganz recht. Man müßte also in Konkurrenz zu den Kommunisten treten und wenn nötig die sogenannte Legalität verletzen.»
«Genau. Wenn die Legalität dazu dient, die Privilegien der Ausbeuter zu verteidigen, ist sie nicht gerecht und widerspricht daher dem Geist der göttlichen Gebote.»
Don Camillo riß die Arme auseinander: «Sehen Sie, lieber Don Gildo, ich versuche zwar Ihren Ausführungen zu folgen, aber ich kann sie nicht einholen. Ich besitze nicht mehr die geistige Wendigkeit von früher. Sie müssen mir verzeihen!»
Der Kaplan war jung und
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