Don Camillo und Peppone
Aber wahrscheinlich war es gerade das, was diese Teufelsbrut erreichen wollte: Don Camillo in Unterhosen herauszufordern und sich des Anblickes zu erfreuen.
Da warf sich Don Camillo wieder ins Wasser, tauchte unter und schwamm so bis zu einer kleinen Insel mitten im Fluß, wo er an Land ging und im Schilf verschwand.
Obwohl sie ihn nicht gesehen haben konnten, weil Don Camillo von der anderen Seite die Insel bestiegen hatte, hatten sie doch bemerkt, daß er einen strategischen Rückzug vollzogen hatte, und standen jetzt weit ausgebreitet entlang des Ufers und hielten singend und lachend Wache. Don Camillo war belagert.
Wie schwach ein starker Mensch nur ist, wenn er spürt, daß er lächerlich wird!
Don Camillo streckte sich im Schilf aus und wartete. Er konnte ungesehen beobachten, und so sah er, wie Peppone, begleitet von Brusco, Bigio und von seinem ganzen Stab, am Ufer erschien. Smilzo erklärte ihm mit großen Gesten die Lage und alle lachten. Dann kamen noch andere Leute und Don Camillo spürte, daß die Roten im Begriffe waren, mit ihm alle alten und neuen Rechnungen zu begleichen und daß sie diesmal die beste Art gefunden hatten, weil einer, der einmal lächerlich gemacht ist, niemandem mehr imponieren kann, wenn er auch Fäuste wie Bomben hat und Gott auf Erden vertritt. Und das Ganze war ein großes Mißverständnis, weil Don Camillo niemandem imponieren wollte, nur dem Teufel. Heutzutage hat aber die verfluchte Politik alles durcheinandergebracht, und die Roten betrachteten den Pfarrer als Feind, und immer wenn die Dinge nicht in gewünschter Ordnung waren, schrieben sie die Schuld den Pfaffen zu. Wenn die Dinge schlecht stehen, ist es nicht so wichtig, die Art zu finden, wie man sie verbessern könnte, als jemanden zu finden, den man mit der Schuld beladen kann.
«Jesu», sagte Don Camillo, «ich schäme mich, daß ich mich in Unterhosen an Dich wenden muß, die Sache ist aber ernst, und wenn es keine Todsünde ist, daß ein armer Pfarrer, der vor Hitze stirbt, im Wasser eine Abkühlung sucht, dann hilf mir, weil ich allein keinen Ausweg finde.»
Die anderen ließen sich Weinflaschen, Spielkarten und eine Harmonika bringen. Das Ufer verwandelte sich in einen Strand und man sah, daß sie nicht einmal im Traum daran dachten, die Blockade aufzugeben. Vielmehr verstärkten sie die Wachen, indem sie auch jenseits der berühmten Furt einen halben Kilometer Ufer besetzten. Die Furt bestand aus zweihundert Metern mit Buschwerk und Unkraut bedecktem Ufer, das seit 1945 kein Menschenfuß betreten hatte.
Die Deutschen hatten auf dem Rückzug die Brücken gesprengt und die Furt auf den beiden Ufern vermint, so daß dieser Uferstrich mit Minen besät war, die so verflucht geschickt angebracht waren, daß es die Minensucher nach einigen katastrophalen Versuchen aufgegeben und beschlossen hatten, das Gebiet abzustecken und mit Stacheldraht abzusperren.
Dort hatten die Roten keine Wachen aufgestellt. Es war auch nicht notwendig, weil nur ein Narr daran hätte denken können, sich in diese Minensaat zu wagen. Es war also nichts zu machen, weil Don Camillo, hätte er versucht, die Belagerung flußaufwärts zu umgehen, mitten im Ort gelandet wäre, und hätte er versucht, sie flußabwärts zu umgehen, sich im Wald verloren hätte. Ein Pfarrer in der Unterhose kann sich einen solchen Luxus nicht leisten.
Don Camillo rührte sich nicht. Er lag auf der feuchten Erde ausgestreckt, kaute an einem Schilfrohr und dachte nach.
«Hm», schloß er, «ein ehrenwerter Mensch kann auch in Unterhosen ehrenwert bleiben. Es kommt nur darauf an, daß er etwas Ehrenhaftes vollbringt, und dann ist die Kleidung nicht mehr wichtig.»
Inzwischen war der Abend gekommen, und am Ufer wurden Fackeln und Laternen angezündet. Es schaute wirklich wie ein mondäner Strandabend aus.
Als das Grün der Gräser schwarz wurde, ließ sich Don Camillo ins Wasser und schwamm stromaufwärts, bis er unter den Füßen den Furtboden verspürte.
Dann wandte er sich entschieden dem Ufer zu. Sie konnten ihn nicht sehen, weil er mehr unter dem Wasser war, als auf der Oberfläche schwamm. Nur von Zeit zu Zeit tauchte er auf, um zu atmen.
Jetzt ist er am Ufer. Es war schwer, aus dem Wasser herauszukommen, ohne entdeckt zu werden. Weiter unten wäre es schon leichter. Wenn man einmal im Buschwerk ist, kann man leichter den Damm erreichen, ihn laufend überqueren, in den Weizenfeldern verschwinden und ohne weiteres den Pfarrgarten von hinten erreichen.
Er
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