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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Volkes sein! Ein Diener der Reaktion! Ein Werkzeug des Kapitalismus!»
    «Ich bin niemandes Feind und niemandes Diener. Ich bin nur einer, der anders denkt als Sie.»
    Peppone schaltete den Gang ein und fuhr wie um die Wette weiter.
    «Haben Sie Ihr Testament gemacht, bevor Sie hergekommen sind?» grinste er unterwegs.
    «Nein», antwortete ganz natürlich der Mann. «Mein einziger Reichtum ist meine Arbeit, und wenn ich sterbe, kann ich sie niemandem hinterlassen.»
    Vor dem Dorf blieb Peppone wieder einen Augenblick stehen, um Smilzo zu sprechen, der seine motorisierte Ordonnanz spielte. Dann fuhr er durch Seitenstraßen und kam vor dem Sitz der Liberalen Partei an.
    Türe, Fenster, alles zu.
    «Niemand da», sagte Peppone finster.
    «Sicherlich sind sie schon alle auf dem Platz, denn es ist schon spät», erwiderte das Männlein.
    «Jawohl, so wird es sein», antwortete Peppone und blinzelte Brusco zu.
    Auf dem Platz angelangt, stiegen Peppone und seine Leute ab, umkreisten den Mann, bahnten sich einen Weg durch die Menge und erreichten die Tribüne. Der Mann stieg hinauf und fand zweitausend Menschen mit roten Halstüchern vor sich.
    Der Mann wandte sich zu Peppone, der ihm auf das Podium gefolgt war.
    «Entschuldigen Sie», erkundigte er sich, «habe ich mich nicht zufällig in der Versammlung geirrt?»
    «Nein», beruhigte ihn Peppone, «die Tatsache ist, daß es bei uns insgesamt vierundzwanzig Liberale gibt und daß sie in der Menge nicht auffallen. Ich sage Ihnen die Wahrheit; wenn ich an ihrer Stelle wäre, wäre mir nicht einmal im Traum der Gedanke gekommen, hier eine Versammlung einzuberufen.»
    «Man sieht, daß die Liberalen auf die demokratische Korrektheit der Kommunisten mehr vertrauen als Sie selbst», antwortete der Mann.
    Peppone schluckte die bittere Pille hinunter und ging an das Mikrophon.
    «Genossen!» schrie er. «Ich stelle euch diesen Herrn vor, der euch eine Rede halten wird, nach der ihr euch alle in die Liberale Partei einschreiben lassen werdet.»
    Ein enormes Gelächter begleitete diese Worte, und als sich dieses legte, sprach der Mann.
    «Ich danke eurem Chef für seine Höflichkeit», sagte er, «ich erachte es aber auch als meine Pflicht, euch zu erklären, daß seine Worte meinen Wünschen nicht entsprechen. Wenn ihr alle euch nach meiner Rede in die Liberale Partei einschreiben laßt, dann werde ich gezwungen sein, der Kommunistischen Partei beizutreten, was meinen Grundsätzen widersprechen würde.»
    Er konnte nicht fortsetzen, da in diesem Augenblick eine Tomate durch die Luft sauste und sein Gesicht traf.
    Die Menge fing wieder an zu lachen und Peppone wurde blaß.
    «Wer lacht, ist ein Schwein!» brüllte er durch das Mikrophon.
    Und die Menge wurde stumm.
    Der Mann hatte sich nicht gerührt und versuchte, mit der Hand das Gesicht abzuwischen. Peppone war ein impulsiver Mensch und großer Gesten fähig, ohne daß er es selbst wußte; er nahm sein Taschentuch, steckte es dann wieder in die Tasche und löste das große rote Tuch vom Hals und streckte es dem Mann hin.
    «Ich trug es, als ich im Gebirge kämpfte», sagte er. «Wischen Sie sich ab.»
    «Bravo, Peppone!» brüllte eine Donnerstimme von einem Fenster im ersten Stock eines nahen Hauses.
    «Ich brauche die Zustimmung des Klerus nicht», antwortete Peppone stolz, während sich Don Camillo in die Zunge biß, wütend darüber, daß er sich diesen Zuruf entreißen ließ.
    Der Mann schüttelte den Kopf, verbeugte sich und trat an das Mikrophon.
    «Zu viel Geschichte liegt in diesem Halstuch, um es mit einem ordinären Zwischenfall zu beflecken, der einer ganz und gar nicht heroischen Chronik angehört», sagte er. «Um diesen Fleck zu entfernen, genügt ein gewöhnliches Taschentuch.»
    Peppone wurde rot und verbeugte sich ebenfalls, die Leute wurden auf einmal gerührt und es erhob sich ein begeisterter Applaus, während der Bub, der die Tomate geworfen hatte, mit Fußtritten von dem Platze vertrieben wurde.
    Der Mann begann dann zu reden, ruhig, still, ohne Erbitterung, jedes harte Thema meidend, weil er verstanden hatte, daß – wenn er auch scharf loszöge –
    niemand ihm etwas gesagt hätte und daß es infolgedessen unanständig gewesen wäre, dies auszunützen.
    Zum Schluß klatschten alle und, als er von der Tribüne stieg, gaben sie ihm den Weg frei.

    Als er zu den Arkaden des Gemeindehauses kam, blieb er dort verlegen mit seinem Köfferchen in der Hand stehen, weil er nicht wußte, wohin gehen und was tun,

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