Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
Vom Netzwerk:
faßte einen Strauch und zog sich langsam hinauf. Als er fast schon am Ufer war, ließ das Gesträuch nach, und Don Camillo fiel wieder ins Wasser.
    Man hörte das Wasser plätschern, und die Leute erblickten ihn. Mit einem Sprung erreichte aber Don Camillo das Ufer und verschwand im Buschwerk.
    Die Leute fingen zu schreien an und versammelten sich auf den beiden Seiten der minierten Zone. Der Mond stieg auf und beleuchtete den Schauplatz.
    «Don Camillo!» schrie Peppone und trat hervor. «Don Camillo!»
    Niemand antwortete, und die Stille fiel auf all die Leute und versteinerte sie. «Don Camillo!» schrie wieder Peppone. «Um Gottes willen, bleiben Sie stehen! Die Stelle ist vermint!»
    «Ich weiß», antwortete ruhig Don Camillos Stimme ans einem Gesträuch mitten in der verfluchten Macchia.
    Smilzo trat hervor mit einer Fackel in der Hand. «Don Camillo», brüllte er.
    «Bleiben Sie ruhig, es genügt, daß Sie mit der Zehenspitze eine Mine berühren, und Sie fliegen in die Luft!»
    «Ich weiß», antwortete ruhig Don Camillos Stimme.
    Smilzos Gesicht war in Schweiß gebadet.
    «Don Camillo!» brüllte er. «Es war ein dummer Witz. Bleiben Sie dort stehen! Da, da sind Ihre Kleider.»
    «Meine Kleider? Danke, Smilzo. Wenn du sie mir bringen willst, ich bin hier.»
    Ein belaubter Zweig bewegte sich aus dem Gesträuch in der Mitte der Macchia. Smilzo machte den Mund auf, drehte sich um und schaute zu den anderen.
    In der Stille hörte man Don Camillo ironisch lachen.
    Peppone entriß das Bündel Smilzos Händen. «Ich bringe es Ihnen, Don Camillo», sagte Peppone und ging langsam zum Stacheldrahtzaun. Er war schon im Begriff, den Zaun zu überschreiten, als ihn Smilzo mit einem Sprung einholte und zurückzog.
    «Nein, Chef», sagte Smilzo, indem er das Bündel faßte und den Zaun überkletterte. «Ich habe die Karten verteilt, ich zahle.»
    Die Leute traten zurück und allen brach der Schweiß aus, und alle hielten nervös die Hand vor den Mund.
    Smilzo näherte sich langsam der Mitte der Macchia, schritt auf den Zehen, und die Stille lag bleischwer über der Landschaft.
    «Da bin ich», sagte Smilzo ganz leise, als er angekommen war.
    «Gut», murmelte Don Camillo, «du kannst ruhig hinter das Gesträuch kommen. Du hast ein Recht darauf, Don Camillo in Unterhosen zu sehen.»
    Smilzo umging das Gesträuch.
    «Na und? Wie kommt dir ein Priester in Unterhosen vor?»
    «Ich weiß nicht», stotterte Smilzo. «Man sieht alles schwarz. Rote Punkte bewegen sich, man sieht auch den Mond.» Er rang nach Atem. «Ich», stotterte Smilzo weiter, «ich habe hie und da eine Kleinigkeit gestohlen, manchmal habe ich gerauft, wirklich Böses habe ich aber niemandem angetan.»
    «Ego te absolvo», antwortete Don Camillo und bezeichnete mit einem Kreuz seine Stirn.
    Dann gingen beide langsam zum Damm und die Leute warteten auf die Explosion und hielten den Atem an.
    So überquerten sie den Stacheldraht. Dann gingen sie weiter auf der Straße.
    Don Camillo noch immer voran und Smilzo noch immer hinter ihm. Er ging noch immer auf den Zehenspitzen, als ob er im Minengebiet wäre, weil ihn der Verstand verlassen hatte. Und auf einmal wurde er ohnmächtig und fiel zu Boden. Peppone, der in einer Entfernung von zwanzig Metern mit seiner ganzen Horde folgte, bückte sich einen kurzen Augenblick, ohne den Rücken Don Camillos aus den Augen zu verlieren, faßte Smilzo am Kragen und schleppte ihn hinter sich her wie einen Sack. Beim Kirchentor drehte sich Don Camillo einen Augenblick um, grüßte die Menge mit einer würdevollen Geste und trat hinein.
    Die anderen gingen schweigend auseinander und vor der Kirche blieb nur Peppone auf weit gespreizten Beinen, betrachtete starr das verschlossene Tor und hielt noch immer den bewußtlosen Smilzo am Kragen. Dann schüttelte er den Kopf und ging auch, seinen Sack hinter sich herschleppend.
    «Jesu», flüsterte Don Camillo zum gekreuzigten Christus, «man dient auch dann der Kirche, wenn man die Würde eines Priesters in Unterhosen schützt.»
    Christus antwortete nicht.
    «Jesu», flüsterte Don Camillo weiter, «habe ich vielleicht eine Todsünde begangen, indem ich baden gegangen bin?»
    «Nein», antwortete Christus, «es war eine Todsünde, Smilzo herauszufordern, dir die Kleider zu bringen.»
    «Ich habe nicht geglaubt, daß er sie tatsächlich bringen werde. Es war unbedacht, nicht aber bös gemeint.»
    Von weitem hörte man aus der Richtung des Flusses eine Explosion.
    «Hie und da gerät

Weitere Kostenlose Bücher