Don Camillo und Peppone
ein Hase in die Minenzone und bringt eine Mine zur Explosion», erklärte Don Camillo mehr im Geiste als mit der Stimme. «Man muß also schließen, daß Du ...»
«Besser nichts schließen, Don Camillo», unterbrach ihn lächelnd Christus.
«Wenn man fiebert, kann man keine gültigen Schlüsse ziehen.»
Peppone war inzwischen vor Smilzos Haus gekommen. Er klopfte an, und ein alter Mann erschien, der, ohne ein Wort zu sagen, den Sack in Empfang nahm, den ihm Peppone hinhielt. In diesem Augenblick hörte auch dieser die Explosion, schüttelte den Kopf und dachte an eine Menge Dinge. Da ließ er sich noch einen Augenblick Smilzo überreichen und verabreichte ihm eine Ohrfeige, daß dem armen bewußtlosen Kerl sich alle Haare sträubten.
«Herein!» sagte Smilzo wie aus der Ferne, während ihn der Alte wieder in Empfang nahm.
DIE SCHLIMMEN
Seit einer Woche lebte Don Camillo in ständiger Unruhe und dachte nicht einmal ans Essen, weil er so viel zu tun hatte und hin- und herrennen mußte; und jetzt an einem Nachmittag war er auf dem Rückweg vom Nachbarort, doch bevor er vor Boscaccio anlangte, mußte er vom Fahrrad absteigen, weil dort Leute im Begriffe waren, einen Graben zu schaufeln, der quer über die Straße lief und der in der Früh noch nicht dagewesen war.
«Wir machen eine neue Entwässerungsleitung», erklärte ein Arbeiter.
«Befehl des Bürgermeisters.»
Da ging Don Camillo geradeaus ins Bürgermeisteramt, und als er Peppone erblickte, überkam ihn die Wut.
«Sind denn hier alle verrückt!» rief er. «Dieser Graben! Was heißt diese neueste Schweinerei? Wißt ihr denn nicht, daß heute Freitag ist?»
«Na und?» wunderte sich Peppone. «Ist es vielleicht verboten, am Freitag zu arbeiten?»
Don Camillo brüllte: «Verstehst du denn nicht, daß nur noch zwei Tage bis Sonntag fehlen?» Peppone zeigte sich besorgt. Er läutete und Bigio erschien.
«Du, Bigio, hör zu», wandte sich Peppone an ihn. «Hochwürden sagt, daß, da heute Freitag ist, nur noch zwei Tage bis Sonntag fehlen. Was meinst du dazu?»
Bigio nahm sich der Sache mit großem Ernst an. Er ergriff einen Bleistift und rechnete auf einem Blatt Papier.
«Tatsächlich», sagte er dann, «da jetzt vier Uhr nachmittags ist, und da also bis Mitternacht noch acht Stunden fehlen, trennen uns von Sonntag nur noch zweiunddreißig Stunden.»
Don Camillo verfolgte schäumend vor Wut dieses Schauspiel und verlor am Ende die Beherrschung.
«Ich habe verstanden!» schrie er. «Dieser Plan wurde ausgeheckt, um den Besuch des Bischofs zu sabotieren!»
«Hochwürden», antwortete Peppone. «Was hat ein Leitungsrohr mit dem Besuch des Bischofs zu tun? Und außerdem, verzeihen Sie schon, wer ist denn dieser Bischof? Und wozu kommt er her?»
«Um deine verdammte Seele in die Hölle zu schicken!» brüllte Don Camillo. «Man muß den Graben sofort wieder zuschütten, sonst kann der Bischof Sonntag nicht durch!»
Peppone war ganz Staunen.
«Kann nicht durch? Und Sie, wie sind Sie durchgekommen? Über den Graben hat man, glaube ich, ein Brett gelegt.»
«Der Bischof kommt aber im Auto!» rief Don Camillo. «Man kann einen Bischof nicht zwingen, seinen Wagen zu verlassen!»
«Entschuldigen Sie, ich wußte aber nicht, daß Bischöfe nicht zu Fuß gehen können», erwiderte Peppone. «Wenn dem so ist, dann schaut das Ganze anders aus. Bigio, rufe sofort in der Stadt an, man soll uns einen Kran schicken.
Man stelle ihn beim Graben auf, und wenn der Wagen des Bischofs kommt, binde man ihn mit Seilen an den Kranhaken und bringe ihn über den Graben.
So muß der Bischof nicht aussteigen. Verstanden?»
«Verstanden, Chef. Welcher Farbe soll der Kran sein?»
«Laß mir einen vernickelten und verchromten schicken, es wird besser ausschauen.»
Auch einer, der nicht solche gepanzerten Fäuste wie Don Camillo hätte, würde in einem solchen Falle mit Ohrfeigen beginnen. Aber gerade in solchen Fällen hatte Don Camillo die Eigenschaft, sich sofort zu beruhigen. Seine Überlegung war nämlich kolossal einfach: «Wenn mich dieser da so frech und so schamlos herausfordert, bedeutet das, daß er mich zu irgendwelcher Ausschreitung verleiten will. Wenn ich ihm also jetzt die Fratze herrichte, erweise ich ihm einen Gefallen. Und tatsächlich, ich würde jetzt hier nicht einen Peppone durchprügeln, sondern einen amtierenden Bürgermeister, woraus ein verdammter Skandal entstehen und eine nicht nur mir, sondern auch dem Bischof gegenüber feindliche Atmosphäre
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