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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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gut, und dank Deiner Hilfe wird die Gertrude spätestens in einem Monat wieder ihre Stimme zum Himmel erheben! Ich gehe, die Kerze zu bestellen!»
    Christus rief Don Camillo, der gerade abdampfen wollte, zurück.
    «Die Kerze kommt nicht in Frage», sagte Christus streng. «Keine Kerze!»
    «Und warum?» wunderte »ich Don Camillo.
    «Es ist nicht mein Verdienst», antwortete Christus. «Ich habe Frau Cristina nicht geholfen, ein günstiges Geschäft abzuschließen. Ich beschäftige mich weder mit der Prämierung bei Wettbewerben noch mit dem Handel. Gäbe ich mich mit dem Handel ab, würde mich jener, der gewinnt, segnen, und jener, der bei dem Geschäft Geld verliert, verfluchen können. Wenn du auf der Straße einen Geldbeutel findest, so war ich es nicht, der deinen Nächsten das Geld verlieren ließ. Die Kerze kannst du vor jenem Makler anzünden, der Frau Cristina geholfen hat, neue Millionen zu verdienen! Ich bin kein Makler.»
    Die Stimme Christi war ungewöhnlich hart, und Don Camillo schämte sich sehr.
    «Vergib», stotterte er. «Ich bin nur ein armer Dorfpriester, dick und dumm, und mein Kopf ist voll Nebel.»
    Christus lächelte.
    «Verleumde nicht den Don Camillo», rief Christus. «Don Camillo versteht immer meinen Willen, was nicht möglich wäre, wenn sein Kopf voller Nebel wäre. Oft ist es gerade die Bildung, die den Kopf vernebelt. Du hast nicht gesündigt. Deine Dankbarkeit rührt mich geradezu, weil du in jeder kleinsten Sache, die dich freut, die Güte Gottes zu sehen bereit bist. Und deine Freude ist immer anständig, und anständig ist auch jetzt deine Freude, die Glocke wieder zu erlangen. Unanständig ist Frau Cristina, die glaubt, daß sie mit Geld Gott zum Komplicen ihrer schmutzigen Geschäfte machen kann.»
    Don Camillo hatte schweigend und gesenkten Hauptes zugehört, dann erhob er die Stirn.
    «Ich danke Dir, Jesu! Ich eile, dieser Wucherin zu sagen, daß sie sich ihr Geld behalten könne!» rief er. «Meine Glocken müssen anständige Glocken sein! Lieber sterbe ich, ohne die Stimme meiner Gertrude wieder gehört zu haben!»
    Er ging stolz und entschlossen, und Christus beobachtete ihn lächelnd, als aber Don Camillo bei der Türe angelangt war, rief er ihn zurück.
    «Don Camillo», sagte Christus, «ich weiß sehr gut, was deine Glocke für dich bedeutet, weil ich jeden Augenblick in deinen Gedanken lese. Und dieser dein Verzicht ist so groß und edel, daß er allein genügen würde, sogar die Bronze einer Statue des Antichrist zu reinigen. Vade retro, Satana! Geh schnell weg oder du wirst mich noch zwingen, dir außer deiner Glocke noch wer weiß welche teuflischen Dinge zu bewilligen.»
    Don Camillo hielt inne.
    «Ich kann sie also haben?»
    «Behalte sie nur, du hast sie verdient.»
    Bei solchen Gelegenheiten vergaß Don Camillo stets die Hausnummer. Er stand vor dem Altar: er verbeugte sich, machte kehrt, fing zu laufen an, und erst mitten in der Kirche bremste er und ging würdigen Schrittes zum Ausgang.
    Und Christus beobachtete ihn zufrieden, weil auch dies eine Art war, das Lob des Herrn zu singen.
    Einige Tage später geschah etwas Schlimmes. Don Camillo überraschte einen Knaben, der mit einem Stück Kohle den schneeweißen Anstrich des Pfarrhauses bekleckste, und ging wie ein Stier los. Der Knabe entwich wie eine Eidechse, Don Camillo war aber nicht in der Gnade Gottes und lief ihm nach.
    «Ich werde dich erwischen, wenn ich auch die Lunge ausspucken muß!»
    schrie er.
    Es gab eine wütende Verfolgung durch die Felder, und bei jedem Schritt wuchs Don Camillos Wut. Auf einmal stand der Knabe vor einem wie ein Sieb dichten Zaun und konnte nicht weiter, sondern blieb erschreckt stehen, schützte das Gesicht mit beiden Händen, und der Atem reichte ihm nicht aus, um ein einziges Wort zu sagen.
    Don Camillo kam wie ein Panzerwagen und faßte mit der linken Hand den Arm des Knaben und erhob die rechte, um ein Gewitter von Ohrfeigen niedergehen zu lassen. Er spürte aber unter den Fingern einen so mageren und so leichten Arm, daß er erschauerte, seine Faust öffnete und den erhobenen Arm fallen ließ.
    Dann schaute er den Knaben an und erblickte das bleiche Gesicht und die weit geöffneten Augen des Sohnes Straziamis. Straziami war der unglücklichste in der Bande von Peppones Getreuen. Nicht aber weil er ein Taugenichts gewesen wäre, er war vielmehr immer auf der Suche nach Arbeit.
    Das Pech war lediglich, daß er, nachdem er eine Stelle gefunden hatte, einen Tag ruhig

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