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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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arbeitete, am zweiten Tag aber mit seinem Herrn in Streit geriet und so praktisch nur fünf Tage im Monat Arbeit hatte.
    «Don Camillo», flehte das Knäblein. «Ich tue es nie mehr.»
    «Schau, daß du weiterkommst!» sagte ihm barsch Don Camillo. Dann ließ Don Camillo Straziami suchen, und Straziami betrat die Pfarrkanzlei mit herausfordernder Miene, mit den Händen in den Taschen, den Hut verwegen auf dem Kopf.
    «Was will der Klerus vom Volke?» fragte er arrogant.
    «Vor allem nimm den Hut ab, weil ich ihn dir sonst mit einer Ohrfeige fliegen lasse, und zweitens höre auf, den Stier zu spielen, weil du damit auf mich keinen Eindruck machst.» Straziami war mager und ausgemergelt wie sein Sohn und eine Ohrfeige Don Camillos hätte ihn erschlagen. Er warf den Hut auf einen Stuhl und machte ein verdrießliches Gesicht. «Wollen Sie mir sagen, daß mein Sohn Ihnen den bischöflichen Palast beschmutzt hat? Ich weiß es, man hat es mir schon gesagt. Eure graue Eminenz wird bedient, heute abend werden wir den Buben durchprügeln.»
    «Wenn du ihn nur anrührst, breche ich dir den Nacken», brüllte Don Camillo. «Gib ihm lieber zu essen! Siehst du denn nicht, daß der Arme nur noch ein Skelett ist?»
    «Jeder hat nicht das Glück, daß ihm Gottvater ...», begann höhnisch Straziami, Don Camillo aber ließ ihn nicht fortfahren. «Wenn du eine Stelle findest, halte sie lieber, anstatt sie nach zwei Tagen zu verlieren, indem du den Revolutionär spielst!»
    «Kümmern Sie sich lieber um Ihre eigene schmutzige Wäsche!» erwiderte Straziami heftig. Dann drehte er den Rücken, um wegzugehen, doch Don Camillo umklammerte fest seinen Arm. Er spürte aber unter den Fingern einen so mageren Arm wie jenen des Knaben und ließ ihn wieder los.
    Dann ging er zu Christus klagen. «Jesu», rief er, «wie ist das möglich, daß ich mit meinen Händen immer nur Knochen finde?»
    «Alles ist möglich in einem Lande, das von so vielen Kriegen und von so viel Haß heimgesucht ist», antwortete seufzend Christus. «Versuche lieber, deine Hände zu bändigen.»
    Don Camillo ging in Peppones Werkstätte und fand ihn, wie er an einem Getriebe arbeitete.
    «Als Bürgermeister mußt du etwas für den Knaben dieses unglückseligen Straziami tun», sagte Don Camillo.
    «Bei dem Geld, das in der Gemeindekasse ist, kann ich ihm nur mit einem Kalenderblatt fächeln», antwortete Peppone.
    «Dann mache etwas als Chef dieser deiner schmutzigen Partei. Straziami ist einer deiner stolzesten Raufbolde, wenn ich nicht irre.»
    «Item, ich kann ihm nur mit einer Schreibtischmappe fächeln.»
    «Was du nicht sagst! Und wohin geht das Geld, das euch Rußland schickt?»
    Peppone fuhr fort zu feilen.
    «Der Kurier des roten Zaren hat sich verspätet», sagte er. «Warum leihen Sie mir nicht etwas von dem Geld, das Ihnen Amerika schickt?»
    Don Camillo zuckte mit den Achseln. «Wenn du als Bürgermeister und als Rädelsführer nicht verstehst, müßtest du wenigstens als Vater eines (wer weiß wessen) Sohnes verstehen, daß man diesem Unglückseligen, der mir mit Kohle die Wände beschmutzt, helfen muß. Sag übrigens Bigio, wenn er mir nicht –
    natürlich gratis – die Wand neu anstreicht, greife ich in der christlich-demokratischen Wandzeitung eure Partei an.»
    Peppone feilte weiter und sagte nach einer Weile:
    «Straziamis Sohn ist nicht der einzige in der Gemeinde, der ans Meer oder ins Gebirge müßte. Wenn ich irgendwelches Geld gefunden hätte, hätte ich ein Erholungslager organisiert.»
    «Dann lauf ein bißchen herum!» rief Don Camillo. «Solange du den Bürgermeister so spielst, daß du hier Zahnräder feilst, wirst du kein Geld finden. Die Bauern haben Beutel voll Geld.»

    «Die Bauern trennen sich nicht von einem Heller, Hochwürden. Sie würden nur dann Geld geben, wenn es sich um eine Kolonie handelte, in die sie ihre Kälber zur Stärkung schicken könnten. Warum gehen Sie nicht zum Papst oder zu Truman?»
    So stritten sie zwei Stunden und waren wenigstens dreißigmal in Gefahr, mit Ohrfeigen anzufangen. Don Camillo kehrte sehr spät heim.
    «Was gibt es Neues?» fragte Christus. «Du kommst mir aufgeregt vor.»
    «Natürlich!» antwortete Don Camillo, «wenn ein armer Priester zwei Stunden mit einem proletarischen Bürgermeister streiten muß, um ihm beizubringen, daß man ein Erholungsheim für die schwachen und kranken Kinder gründen muß, und wenn er dann weitere zwei Stunden mit einer eitlen Kapitalistin streiten muß, um ihr das

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