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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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persönlich um Hilfe, den Menschen, den ich schätze, nicht aber den Priester Don Camillo, den ich schon deswegen verachten muß, weil er Priester ist.»
    Der alte Maguggia war ein «historischer Sozialist», einer von jenen, die mit Ungeduld auf ihre Todesstunde warten, um sich dann an den Priestern zu rächen, indem sie den Trost der Religion ablehnen und bestimmen, daß ihre Bestattung von den Tönen der Internationale begleitet werden solle.
    Don Camillo verschränkte die Hände auf dem Rücken und betete im Geiste zu Gott, er möge ihnen beistehen.
    «Ist schon gut», antwortete Don Camillo, «als Mensch würde ich Sie gern mit einigen Fußtritten hinausbefördern, als Priester muß ich Ihnen jedoch helfen. Es sei aber klargestellt, daß ich Sie als anständigen Menschen und nicht als Antiklerikalen unterstütze.»
    Sechs Monate hielt er den Sohn Maguggias bei sich im Kirchturm versteckt und fand dann eine Möglichkeit, ihn, in einer Heuladung verborgen, in eine sichere Gegend zu schicken.
    Die Geschichte war zu Ende und die Zeit verging. Eines Tages sprach es sich herum, daß der alte Maguggia sehr krank sei, so krank, daß man ihm nur wenige Stunden gäbe. Und am Nachmittag kam jemand zu Don Camillo, um ihm auszurichten, daß ihn der alte Maguggia sprechen wolle.
    Don Camillo schwang sich auf das Fahrrad und, wie Bartali über die Lenkstange gebeugt, fuhr er wie ein Blitz. Vor dem Tor aber fand er Maguggias Sohn vor.
    «Es tut mir leid, Don Camillo», erklärte der Mann, «hierher, bitte!»
    Und dann führte er ihn entlang der Hausmauer bis zu einem offenen Fenster. Und im Zimmer, gerade unter dem Fenster, war das Bett des alten Maguggia.
    «Ich habe geschworen, daß niemals ein Priester über die Schwelle meines Hauses treten werde», erklärte der alte Maguggia, «und darum dürfen Sie nicht beleidigt sein.»
    Don Camillo hatte eine wahnsinnige Lust, wegzugehen, er blieb aber.
    «Kann ich mit Ihnen als einem Menschen und nicht als einem Priester reden?» sagte der alte Maguggia, «Reden Sie!»
    «Ich will ohne Schuld auf dem Gewissen sterben», sagte der alte Maguggia.
    «Ich habe Sie rufen lassen, um Ihnen zu danken, daß Sie meinem Sohn die Haut gerettet haben, damals.»
    «Ich habe damit nichts zu tun», erwiderte Don Camillo. «Wenn Ihr Sohn bei dieser Geschichte so gut davongekommen ist, ist das nicht mein Verdienst, sondern Gottes Hilfe gewesen.»
    «Don Camillo, lassen wir die Politik», sagte Maguggia, «lassen Sie mich in Ruhe sterben!»
    «Sie können nicht in Ruhe sterben, wenn Sie nicht in Gottes Gnade sterben!» rief beängstigt Don Camillo aus. «Sie haben immer Ihre Nächsten so geliebt, warum hassen Sie sich selbst?»
    Der alte Maguggia schüttelte den Kopf.
    «Aber, Don Camillo, warum geben Sie sich denn so viel Mühe?» fragte er.
    Dann nach einer Weile:
    «Ich verstehe schon, Sie machen sich Sorgen wegen des zivilen Begräbnisses, weil daraus dem Pfarrer sowohl ein materieller als moralischer Schaden erwachsen würde. In Ordnung, ich will ruhig sterben, ohne daß irgend jemand schlecht über mich denkt. Ich lehne den Trost der Religion ab, um aber Ihnen persönlich einen Gefallen zu tun, werde ich in meinem Testament bestimmen, daß ich eine kirchliche Bestattung wünsche.»
    «Aus persönlichem Gefallen würde ich Sie in die Hölle schicken! Ich bin ja kein Greisler!» schrie Don Camillo. Der Alte seufzte, und Don Camillo beruhigte sich sofort. «Maguggia», bat er, «überlegen Sie nur einen Augenblick, ich werde indessen zu Gott beten, er möge Sie erleuchten.»
    «Völlig zwecklos», antwortete der Alte. «Gott hat mich immer erleuchtet, ansonsten hätte ich nicht immer nach seinen Geboten leben können. Ich will aber nicht beichten, weil die Leute dann dächten: der alte Maguggia war ein Pfaffenfresser, solange es ihm gut ging, und als es ihm schlecht zu gehen begann, hat er Angst bekommen und klein beigegeben. Lieber in die Hölle!»
    Don Camillo blieb der Atem aus.
    «Wenn Sie aber an Gott und an die Hölle glauben, warum wollen Sie nicht als guter Christ sterben?»
    «Um keinem Priester eine Genugtuung zu geben», antwortete stur der alte Maguggia.
    Don Camillo kam in höchster Unruhe nach Hause zurück und ging, alles Christus am Hauptaltar zu erzählen.
    «Ist denn das überhaupt möglich, daß ein anständiger Mensch», schloß er, «so wie ein Hund krepieren muß, nur aus dummem Hochmut?»
    «Don Camillo», antwortete Christus seufzend, «alles ist möglich, wenn es um Politik

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