Don Camillo und Peppone
und -broschüren, begnügte er sich mit einem leichten Seufzer und sagte weiter nichts, Peppone bemerkte es aber trotzdem.
«Es liest sie ohnedies niemand, Monsignore», flüsterte Peppone. Er vermied die Besichtigung der Amtsräume, konnte aber der Versuchung nicht widerstehen, dem Bischof den Theater- und Empfangssaal, der sein Stolz war, zu zeigen, und so fand sich der Bischof beim Hinausgehen vor dem riesenhaften Porträt eines Mannes mit kleinen schwarzen Augen und mit großem Schnurrbart.
«Sie wissen, Eminenz, wie das schon in der Politik ist», sagte leise Peppone.
«Und außerdem, glauben Sie mir, im Grunde genommen ist er gar nicht so schlimm.»
«Der liebe Gott erleuchte auch ihm den Geist und das Herz», antwortete leise der Bischof.
In dieser ganzen Angelegenheit war Don Camillos psychologische Lage sehr sonderbar. Einerseits schäumte er vor Wut, daß man die Güte des alten Bischofs zu einer Besichtigung des kommunistischen «Hauses des Volkes»
ausnützte, was nach Rache zu Gott schrie, andererseits war es ihm nur recht, daß der Bischof sah, wie entwickelt und fortgeschritten das Land ist.
Außerdem wünschte er, daß sich der Bischof von der roten Organisation beeindrucken lasse, weil dann das katholische Heim und der Kindergarten Don Camillos in den Augen des Bischofs nur eine noch größere Bedeutung und einen noch größeren Wert haben konnten.
Als die Besichtigung beendet war, näherte sich Don Camillo. «Schade, Monsignore», sagte er laut, so daß es Peppone gut hören mußte, «schade, daß Sie Herr Peppone nicht auch sein Waffenlager besichtigen ließ. Es scheint das bestausgestattete in der ganzen Provinz zu sein.»
Peppone wollte antworten, der Bischof ließ ihn aber nicht.
«Es wird nicht besser ausgestattet sein als deines», antwortete lachend der Bischof.
«Gut!» stimmte Bigio bei. «Er hat auch irgendwo einen Achtundachtziger-Minenwerfer vergraben», rief Peppone.
Der Bischof wandte sich zum Stab. «Ihr habt ihn wieder haben wollen», sagte er, «jetzt habt ihr ihn. Habe ich euch nicht gesagt, daß er ein gefährlicher Typ sei?»
«Er ist nicht der Typ, vor dem wir Angst hätten», sagte mit herausfordernder Miene Peppone.
«Behalten Sie ihn nur gut im Auge», riet der Bischof.
Don Camillo schüttelte den Kopf. «Sie scherzen immer, Monsignore», rief er. «Sie können sich aber nicht vorstellen, wie schwer ich es mit diesen Individuen manchmal habe.»
Beim Hinausgehen bemerkte der Bischof an der Wandzeitung das berühmte Manifest und blieb stehen, um es zu lesen. «Ach», sagte der Bischof, «hier wird ein Vertreter eines fremden Staates erwartet! Wer soll denn das sein, Don Camillo?»
«Ich kümmere mich nicht um Politik», antwortete dieser. «Man muß den Herrn fragen, der das Manifest herausgegeben hat. Herr Peppone, Monsignore möchte wissen, wer der Vertreter eines fremden Staates ist, von dem in Ihrem Manifest die Rede ist»
«Ach», stotterte Peppone nach einiger Verlegenheit, «das übliche Amerika.»
«Ich verstehe!» antwortete der Bischof. «Es ist wegen der Amerikaner, die hier in der Gegend Erdöl suchen, nicht wahr?»
«Ja», sagte Peppone. «Es ist eine Schweinerei: das Erdöl gehört uns!»
«Ich verstehe», stimmte der Bischof sehr ernst bei. «Es ist aber sehr gut, daß Sie Ihren Leuten die Ruhe predigen und befehlen, die Kundgebung auf eine würdevolle Gleichgültigkeit zu beschränken. Meiner Meinung nach haben wir gar kein Interesse, es uns mit Amerika zu verderben. Meinen Sie nicht?»
Peppone breitete die Arme aus. «Monsignore», sagte er, «Sie verstehen mich: man verträgt sich, so lange man kann, dann kommt aber einmal der Augenblick, und die Pferde brennen einem durch!»
Als der Bischof vor der Kirche anlangte, fand er in tadelloser Ordnung die Kinder aus Don Camillos Kindergarten vor, die ihn mit einem Willkommenlied begrüßten. Dann löste sich von der Kindergruppe ein großer Blumenstrauß, der langsam sich bewegend vorwärts kam, und als er vor dem Bischof war, erhoben sich die Blumen, und als die Blumen weg waren, erschien ein so reizendes, schönes, gelocktes und so nett angezogenes kleines Kind, daß alle Frauen närrisch wurden.
Es wurde ganz still, und der kleine Bub deklamierte ohne Stocken und ohne geringsten Fehler mit klarer und wie ein Wasserfaden zarter Stimme ein Gedichtlein an den Bischof. Und zum Schluß brüllten die Leute vor Begeisterung und sagten, es sei phantastisch gewesen. Peppone näherte sich Don
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