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Don Camillo und Peppone

Don Camillo und Peppone

Titel: Don Camillo und Peppone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Camillo.
    «Schuft!» sagte er ihm ins Ohr. «Sie haben die Unschuld eines Kindes mißbraucht, um mich vor der ganzen Welt lächerlich zu machen. Ich breche Euch die Knochen. Und was diesen da betrifft, so werden Sie noch sehen, wer ich bin. Sie haben ihn mir angesteckt, und ich werde ihn in den Po schmeißen!»
    «Gute Reise», antwortete Don Camillo. «Es ist dein Sohn, und du kannst mit ihm machen, was du willst.»
    Und es kam wirklich zu einem widerlichen Schauspiel von Brutalität, weil Peppone nach dem Fest sein Kindlein wie ein Bündel bis zum Flußufer schleppte und es dort unter geradezu tierisch heftigen Drohungen zwang, ihm noch dreimal das Gedicht an den Bischof aufzusagen.
    An den armen, alten, schwachen und naiven Bischof, der in seiner Eigenschaft als «Vertreter eines fremden Staates» (des Vatikans) dem vorgefaßten Plan gemäß empfangen worden war, das heißt, «mit würdevoller Gleichgültigkeit».

DIE GLOCKE
    Nachdem Don Camillo eine ganze Woche hindurch wenigstens dreimal am Tage Bigio überall, wo er ihm nur begegnen konnte, brüllend vorgeworfen hatte, daß sowohl er als auch die anderen Meister Banditen seien, die sich auf Kosten des Volkes bereichern wollten, gelang es ihm, eine Einigung über den Preis für das Anstreichen der Fassade des Pfarrhauses zu erzielen. Und jetzt saß er von Zeit zu Zeit auf der Bank mitten im Pfarrhof, rauchte seine halbe Zigarre und genoß das leuchtende Weiß der Wand mit den grünen, ebenfalls frisch angestrichenen Jalousien und mit dem Jasmingesträuch, das feierlich das Tor schmückte. Es war wirklich herrlich.
    Jedesmal mußte aber Don Camillo auch den Kirchturm anschauen und seufzen, wenn er an die Gertrude dachte.
    Die Gertrude hatten ihm die Deutschen weggenommen, und darüber ärgerte sich Don Camillo bereits seit drei Jahren. Die Gertrude war nämlich die große Glocke, und um eine neue zu kaufen, hätte man so viel Geld gebraucht, daß nur Gottes Hand da hätte helfen können.
    «Ärgere dich nicht, Don Camillo», sagte ihm eines Tages Christus vom Hauptaltar. «Eine Pfarre kann auch dann vorbildlich sein, wenn im Turm ihrer Kirche eine Glocke fehlt. Es kommt nicht auf den Krach an. Gott hat ein sehr feines Ohr und hört sehr gut, auch wenn man mit einem Glöcklein ruft, das nicht größer ist als eine Nuß.»
    «Einverstanden», antwortete seufzend Don Camillo. «Die Menschen sind aber schwerhörig, und die Glocken sind vor allem dazu da, um Menschen zu rufen. Mit den Menschen muß man laut sprechen, die Menge hört auf jene, die am meisten Krach machen.»
    «Harre aus, Don Camillo, und es wird dir gelingen.»
    «Jesu, ich habe schon alles versucht. Wer gerne etwas geben würde, hat kein Geld, und die Reichen würden sich lieber die Haut abziehen lassen, als eine Lire zu geben. Mit den Totoscheinen habe ich es zweimal fast, fast erreicht
    ... Schade! Es hätte genügt, wenn mir jemand ganz einfach ein einziges Wort, einen einzigen Namen gesagt hätte, und ich hätte zehn Glocken kaufen können.»
    Christus lächelte.
    «Verzeihe mir, Don Camillo, meine Fahrlässigkeit. Ich will das nächste Jahr aufmerksamer die Fußballspiele verfolgen. Interessiert dich auch Lotto?»
    Don Camillo errötete.
    «Du hast mich falsch verstanden», wandte er ein. «Als ich ‹jemand› sagte, meinte ich damit nicht im entferntesten Dich. Ich sprach nur so, allgemein.»
    «Das freut mich, Don Camillo», stimmte Christus ernst zu. «Es ist sehr vernünftig in solchen Fällen, immer nur allgemein zu reden.»
    Einige Tage später wurde Don Camillo in die Villa der Frau Cristina, der reichsten Besitzerin in Boscaccio, gerufen, und als er zurückkehrte, platzte er vor Freude.
    «Jesu!» rief er, außer Atem vor dem Altar stehenbleibend. «Morgen wirst Du eine zehn Kilo schwere Wachskerze vor Dir brennen sehen. Ich werde sie selbst in der Stadt kaufen, und wenn sie keine solche haben, lasse ich eine machen.»
    «Und wer wird das Geld geben, Don Camillo?»
    «Mache Dir keine Gedanken darüber, wenn ich auch die Bettmatratze verkaufen müßte, Du wirst die Kerze haben! So viel hast Du für mich getan!»
    Allmählich beruhigte sich Don Camillo.

    «Frau Cristina schenkt der Kirche das für den Ankauf einer neuen Gertrude notwendige Geld!»
    «Und wie kam sie auf diesen Gedanken?»
    «Sie sagt, sie hätte ein Gelübde getan», erklärte Don Camillo. «Wenn mir Jesus hilft, ein gewisses Geschäft glücklich abzuschließen, schenke ich der Kirche eine Glocke. Das Geschäft verlief

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