Don Camillo und seine Herde
hinten deinen Kürbiskopf anschlagen würdest!» rief Don Camillo.
«Als ob es nicht schon geschehen wäre», murmelte Peppone und fiel der Länge nach auf den Diwan.
«Mein Haus ist ein wahres Obdachlosenheim geworden!» brüllte Don Camillo.
Er fand ein paar alte Fetzen, mit denen er Peppone zudeckte, und als er nach heroischen Anstrengungen sein Zimmer erreichte, brach er auf dem Bett zusammen.
«Jesus», flüsterte er, « entscheide Du, wer von uns dreien der Unglücklichste ist, und halte Deine heilige Hand über dessen Haupt.»
Jesus entschied, daß Peppone der Unglücklichste sei. Und als Peppone am nächsten Tag aufwachte, kam ihm ein glänzender Gedanke, den er sofort in die Tat umsetzte, obwohl ihn jeder Hammerschlag übermenschliche Mühe kostete. Er schmiedete drei Eisenklammern, jede drei Kilo schwer, und ordnete an, mit ihnen und mit Spezialzement den Sockel sofort mit dem Fundament zu verbinden, daß ihn nicht einmal Herkules selbst auch nur um einen Millimeter verschieben könne.
Schließlich heiratete der Jungstier von Fontanaccio das Mädchen aus Molinetto. Und das Söhnchen, das die junge Frau in dieser Ehe gebar, nannten sie Herkules. Und es zerschnitt die Haßsträhne, die die beiden Dörfer trennte, und verband sie mit einer Strähne der Liebe.
Ostern
Es hatte den Anschein, als ob dieses Jahr das Osterfest den Friedensvertrag besiegeln sollte, weil in der Gegend seit geraumer Zeit Ruhe war und niemand von Streiks, Unruhen und anderen fortschrittlichen Dingen unserer Gegenwart sprach, als ob das alles ein Zeug aus einer traurigen und weit zurückliegenden Zeit wäre.
«Es ist zu schön, so kann es nicht bleiben, es muß sich um ein Manöver handeln», sagten vorsichtige Leute zu Don Camillo.
Und Don Camillo lächelte.
«Wenn heute früh die Sonne scheint, müssen wir daran denken, daß es am Abend regnen oder hageln kann», antwortete er. «Und darum, wenn sich einer bei Sonnenschein auf Reisen begibt, tut er gut daran, einen Regenschirm mitzunehmen; solange aber die Sonne scheint, erfreuen wir uns der Sonne und gehen nicht mit offenem Regenschirm spazieren. Denken wir stets an das Schlechtere, vergeuden wir aber nicht das Bessere. Töricht ist der Mensch, der das Licht des Tages aufspeichern zu können glaubt, um damit die Nacht zu erhellen.»
Don Camillo war vorsichtig und trotzdem überzeugt, daß es diesmal ein wunderbares Osterfest geben würde. Und während er im Dorf herumging und die Häuser segnete, schlug sein Herz höher vor Freude.
Er fühlte schon, daß im allerletzten Augenblick etwas kommen werde, um diesen schönen Tag zu verderben, wies aber diese lästigen Gedanken von sich: «Solange die Sonne scheint, genießen wir die Sonne; den Regenschirm wollen wir erst aufspannen, wenn es zu regnen beginnt.»
Gegen Abend war er am Ende seines Rundganges und auf dem Weg zum Pfarrhof. Der lästige Gedanke kam wieder hoch, und diesmal konnte er ihn nicht unterdrücken. Und dies um so mehr, da er angerufen wurde, als er an Peppones Haus vorüberging. Es war die Frau des Bürgermeisters.
«Hochwürden», sagte Peppones Frau, «wenn Sie im Taufbuch nachschlagen, werden Sie sehen, daß auch wir im Verzeichnis der Christen stehen.»
«Ich werde nachschlagen», antwortete Don Camillo. «Ein mit Kirchenbann belegtes Haus darf ich allerdings nicht betreten.»
«Ich und meine Kinder haben damit nichts zu tun», erwiderte die Frau. «Ich und meine Kinder, wir befassen uns nicht mit Politik.»
«Schon gut», murmelte Don Camillo. «Ihr beschäftigt euch nicht mit Politik, deine Kinder kritzeln aber (Nieder mit dem Vatikan» auf die Wände des Pfarrhofes, und du spielst die Friedenskämpferin und erklärst dem Volk, daß die Priester mit Amerika unter einer Decke stecken und den Krieg wollen.»
«Politik oder nicht, das ist ein anständiges Haus», behauptete die Frau.
«Ich zweifle nicht daran», erwiderte Don Camillo. «Das Haus ist in Ordnung, nicht aber die Bewohner.»
Don Camillo wollte schon seiner Wege gehen, als unter der Tür ein altes, verrunzeltes und krummes Weiblein mit einem schwarzen Tuch auf dem Kopf erschien.
«Guten Abend, Hochwürden», sagte die Alte. «Kennen Sie mich nicht mehr?»
Don Camillo erkannte sie wieder; vor vielen Jahren hatte sie die Gegend verlassen, als Peppones jüngerer Bruder auf eigene Faust eine Werkstatt in Trecastelli aufgemacht hatte. Und seit jener Zeit war sie nicht mehr zurückgekehrt. Don Camillo dachte schon, daß sie dort
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