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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Camillo glich die innere Temperatur der äußeren an, indem er eine halbe Flasche Kognak hinunterschluckte. Schließlich konnte er sich in Gang setzen.
    Es war zu spät. Ein Haufen Leute aus Fontanaccio war schon verprügelt, und man hatte sie bereits vor die Alternative gestellt: «Entweder kommt morgen euer Kraftmensch, das Denkmal geradezustellen, oder es geht morgen der Tanz wieder los.»
    Das bedeutete, daß am nächsten Tag oder an einem anderen Tag, falls sich die Polizei einmischen sollte, die Leute mit Gewehren nach Fontanaccio gehen würden, weil sie sicher waren, daß sie die von Fontanaccio mit Gewehrschüssen empfangen würden.
    Don Camillo borgte von Pasotti einen Karren aus und fuhr gegen Mitternacht nach Fontanaccio.
    Er fuhr gerade auf Mericanos Haus zu, und eine bestürzte Alte machte ihm auf. Mericano lag im Bett, und als er Don Camillo sah, riß er die Augen auf.
    «Du verfluchtes Vieh!» brüllte ihn Don Camillo an. «Durch deine Schuld sind zwei Dörfer daran, sich gegenseitig umzubringen. Warum hast du wieder das Denkmal verrückt?»
    «Ich war es nicht! Ich schwöre!» stöhnte Mericano. «Als ich nach Hause kam, mußte ich mich ins Bett werfen, weil ich nicht mehr stehen konnte. Alle Knochen sind mir wie zerbrochen! Ich war es nicht. Fragen Sie meine Großmutter!»
    Die Alte bekreuzigte sich.
    «Ich schwöre auf das heilige Kreuz, daß er sich gestern, als er wieder zu Hause war, ins Bett gelegt und nicht mehr gerührt hat.»
    «Dann war es deine Bande!» brüllte Don Camillo.
    «Ich weiß nichts, ich weiß nichts!» jammerte Mericano.
    Don Camillo wandte sich zur Alten.
    «Machen Sie ein Feuer und stellen Sie Wasser auf. Wenn das Wasser heiß ist, füllen Sie damit einen Waschtrog und verständigen Sie mich.»
    Als der Waschtrog im Stall bereit war, mußte Mericano hinunter und seine Knochen auskochen, wie es Don Camillo getan hatte. Dann mußte er sich ankleiden und mit Don Camillo den Karren besteigen.
    «Wohin bringen Sie mich? Ich habe nichts getan!» jammerte Mericano.
    Gegen zwei Uhr nachts kamen sie im Dorf an, und der Nebel war dichter als in der Nacht zuvor. Als sie vor dem Sockel des ; Denkmales standen, befahl Don Camillo Mericano:
    «Los! Ich helfe dir!»
    Sie machten sich beide zu schaffen, konnten aber den Sockel nicht um einen Zentimeter verschieben.
    «Rühr dich nicht vom Fleck», sagte dann Don Camillo.

    Mit Gottes Hilfe kam Peppone herunter, und als er vor Don Camillo stand, sagte ihm dieser, er möge sich ankleiden und ihn begleiten.
    «Wenn wir dieses verfluchte Denkmal nicht wieder geradestellen, kommt Gottes Zorn über uns. Mericano hat alle Knochen gebrochen und bringt es nicht mehr zustande. Auch meine Knochen sind gebrochen, nicht einmal zu zweit richten wir etwas aus. Du mußt uns an die Hand gehen.»
    Peppone stöhnte:
    «Wie soll ich Ihnen helfen, wenn ich nicht einmal auf den Füßen stehen kann.»
    «Laß das, nimm den Mantel und komm!»
    Peppone konnte seine Wut nicht mehr unterdrücken; er mußte sich Luft machen:
    «Hochwürden, wenn Sie und Mericano alle Knochen gebrochen haben, weil ihr das Denkmal verschoben habt, warum sollten meine Knochen nicht gebrochen sein, wenn auch ich es verschoben habe?»
    Sie waren in Peppones Küche. Don Camillo machte einen Küchenschrank auf und holte eine Flasche heraus, entkorkte sie und reichte sie Peppone.
    «Trink, du Mörder!»
    Peppone trank. Dann warf er den Mantel über die Schultern und folgte Don Camillo.
    Mericano saß auf der Stufe des Sockels und zitterte heftig vor Kälte.
    Sie umfaßten alle drei den Sockel und begannen ihn ruckweise zu stoßen. Bei jedem Stoß stöhnten und jammerten sie vor Schmerz. Man kann nicht sagen, ob es fünf, fünfhundert oder fünftausend Stöße waren. Schließlich stand der Sockel wieder gerade.
    «Du schläfst im Pfarrhof», sagte zum Schluß Don Camillo zu Mericano. «Ich werde erklären, daß du heute in aller Frühe gekommen bist, um vor mir und dem Herrn Bürgermeister das Denkmal wieder geradezustellen, und daß ich dich hierbehalten habe, weil du dich vor Anstrengung nicht mehr auf den Füßen halten konntest.»
    Als sie im Pfarrhof angelangt waren, fiel Mericano auf dem Diwan im Speisezimmer zusammen und rührte sich nicht mehr. Don Camillo breitete seinen Mantel über ihn und begab sich zu Peppone, der auf dem Diwan im Vorzimmer saß und wartete.
    «Wenn ich nur die Kraft hätte, meine Hand zu rühren, versetzte ich dir jetzt einen solchen Kinnhaken, daß du dir dort

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