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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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graute schon, als Don Camillo sich aufrichtete. Der alte Maroli war wie ein Christ gestorben, und das Mädchen stand da und schaute mit großen Augen auf den erstarrten Großvater.
    «Du kommst jetzt mit mir», sagte Don Camillo sanft. «Niemand wird mehr deinen Großvater ärgern. Auch dich wird niemand mehr ärgern.»
    Das Mädchen folgte ihm.
    Zu Hause wartete Ful bellend am Fenster im ersten Stock. Das Prunkschiff legte an, und Don Camillo ließ das Mädchen aussteigen.
    «Wirf dich in das erstbeste Bett und schlafe ruhig.»
    Dann fuhr Don Camillo mit seinem Frachtschiff in die Kirche. Und als er vor dem Hochaltar war, schaute er hinauf.
    «Jesus», sagte er, «hast Du gehört? Sie hat gesagt, sie hätte keine Angst, weil bei mir Licht war und die Glocke läutete... Sie ist nicht verrückt, sie ist nur gefallen, als sie klein war. Durch die Operation wird sie gesund werden!»
    «Auch du bist gefallen, als du klein warst, mein armer Don Camillo», antwortete Christus lächelnd. «Du wirst aber nie gesund werden... Und du wirst immer mehr auf dein Herz und nicht auf deinen Verstand hören... Gott erhalte dir dieses gute Herz!»
    Niemand hörte das Totengeläute, weil es der Wind sofort verwehte.

Die Rothaut
    In diesem Jahr war der Fasching ein eindeutiger Erfolg, weil das Wetter außerordentlich schön war und Leute von allen Seiten ins Dorf kamen. Die von auswärts gekommenen Wagen und Masken waren sehr zahlreich - einen solchen Faschingszug hatte man noch nie gesehen.
    Nach alter Sitte fuhr der lange Zug der Wagen und Masken dreimal durchs Dorf. Peppone, der als Bürgermeister auf der Tribüne der Honoratioren stand, bemerkte beim zweiten Durchgang unter den einzelnen Masken eine Rothaut auf dem Motorrad. Als der Indianer vorbeigefahren war, fragte sich Peppone, wieso er gerade diese Maske unter so vielen anderen bemerkt hatte; eigentlich war eine Rothaut in einem Faschingszug nichts Besonderes. Es war ein ganz gewöhnlicher Indianer mit einer großen Nase aus Papiermaché und einem großen Kopfschmuck aus gefärbten Hühnerfedern auf dem Kopf. Sonst war die Kleidung ganz gewöhnlich. Peppone schloß daraus, daß er diesen Indianer wahrscheinlich deswegen bemerkt hatte, weil er ihn an irgend etwas oder an irgendjemanden erinnerte. Klar: an die bekannte Reklame der Indian-Motorräder. Beim dritten Durchgang prüfte Peppone, ob seine Annahme richtig sei. Zweifelsohne, die Rothaut erinnerte ihn an die Reklame der Indian-Motorräder. Die Rothaut saß aber nicht auf einer Indian. Es handelte sich um eine BSA, eine alte BSA-Maschine.
    Auf dem Gebiet der Motorräder war Peppone - genauso wie die Musikkenner, die schon nach den ersten drei Noten den Namen des Komponisten und den Titel des Werkes nennen können -zu Hause. Peppone konnte sich nicht täuschen, weil er zu all dem wenigstens zweihundertmal dieses Motorrad in den Händen gehabt hatte. Es war die alte BSA Dario Camonis.
    Sofort kam ihm der Gedanke: Wer steckt hinter der Indianermaske auf dem Sattel der alten BSA Dario Camonis?
    Peppone verließ die Tribüne und bahnte sich mühsam den Weg durch die Menge, immer bestrebt, auf gleicher Höhe mit der Rothaut zu bleiben. Als der Umzug ein wenig ins Stocken kam, schaute sich die Rothaut um und sah Peppone. Und die Augen der Rothaut trafen sich mit den Augen Peppones. Jetzt gab es für Peppone keinen Zweifel mehr: Auf der alten BSA saß Dario Camoni selbst. Auch wenn sie hinter einer falschen Nase aus Papiermaché teilweise versteckt sind, erkennt man zwei Augen wie die von Dario Camoni sofort wieder.
    Peppone folgte Schritt für Schritt dem Umzug, seine Augen waren wie angenagelt auf dem Rücken des Indianers. Es gab kein Hindernis, das Peppone aufhalten konnte, wenn er einmal wie ein Panzer in Fahrt gekommen war. Nach dem dritten Durchgang löste sich der Umzug auf dem großen, freien Feld zwischen dem Dorf und dem Damm auf, es gab aber ein solches Wirrwarr von Menschen, Wagen, Karren, Lastautos und so weiter, daß der Indianer auf dem Motorrad nicht einmal daran denken konnte, auszureißen. Der einzige Weg, der ihm offenstand, führte zurück zum Dorfplatz. Er hatte schon bemerkt, daß ihm Peppone gefolgt war, und zögerte nicht. Auf die Gefahr hin, jemanden zu überfahren, fuhr er zurück. Nach einigen Metern fand er aber die Straße durch einen Karren versperrt und bog nach rechts ab, während Peppone hinter ihm einherkeuchte.
    Der Kirchplatz war völlig leer. Camoni fuhr schleunigst in den Seitenweg, der um

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