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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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übrigens auch nicht.
    In jenem weit zurückliegenden Jahr 1922 war nämlich Don Camillo ein frischgebackenes Priesterlein, aber dennoch nicht aus der Fassung zu bringen. Und so hatte er einmal eine heftige Brandrede gegen gewalttätige Menschen im allgemeinen und im besonderen gegen Stiere gehalten, die herumlaufen und Leute zwingen, schlechtes Zeug zu trinken. Eines Nachts ließ ihn jemand hinunterkommen, weil ein armer Teufel krank sei und die Letzte Ölung brauche.
    Als Don Camillo aufgemacht hatte, erblickte er Dario Camoni mit einer Mauser in der Rechten und einem großen Glas Rizinusöl in der Linken. Er erklärte:
    «Der arme Teufel, der die Ölung braucht, sind Sie, Hochwürden! Schlucken Sie es nur hinunter, wenn es auch nicht geweiht ist. Da man dem Klerus gegenüber besondere Rücksicht üben muß, werde ich anstatt bis drei bis vier zählen.»
    Don Camillo schluckte eine gehörige Menge Rizinusöl hinunter.
    «Sie werden sehen, Hochwürden, Ihre Gedanken werden viel klarer werden. Sollte Ihnen das Rizinusöl nicht passen und sollten Sie unbedingt die Letzte Ölung wünschen, brauchen Sie nichts anderes zu tun, als sich weiterhin in unsere Angelegenheiten zu mischen.»
    Don Camillo hatte, genauso wie Peppone, das Öl hinuntergeschluckt, konnte aber diese Aktion nicht verdauen.
    «Jesus», hatte er öfter zu Christus gesagt, «wenn er mir eine Tracht Prügel gegeben hätte, wäre das etwas anderes gewesen. Auch wenn er mir den Schädel eingeschlagen hätte. Aber Rizinus, nein! Einen Priester bringt man um, man purgiert ihn aber nicht!»
    Die Zeit verging. Dario Camoni kämpfte so lange in den Reihen der faschistischen Miliz, wie es einen Kampf gab; nach der Machtübernahme zog er sich zurück und kümmerte sich nicht mehr um Politik.
    Er hatte aber zu viele Leute gebürstet und geölt, und als zwanzig Jahre später, 1945, der große Umsturz kam, war Dario Camoni gezwungen, auszureißen und die Gegend zu verlassen.
    Peppone ließ ihm ausrichten, daß er seine Haut in der Gegend lassen würde, wenn er sich noch einmal blicken ließe.
    Dario Camoni hatte sich bis jetzt in der Gegend nie mehr blicken lassen, und es waren schon ein paar Jahre vergangen; und jetzt war er, als Rothaut verkleidet, zurückgekehrt.

    «Ich möchte gerne wissen, wieso du auf einen so dummen Gedanken gekommen bist, so etwas anzustellen», sagte Don Camillo.
    «Seit sechs Jahren hab ich die Gegend nicht gesehen», murmelte die Rothaut. «Der Wunsch, sie wiederzusehen, war zu groß. Die Maske war die einzige Möglichkeit, herzukommen, ohne aufzufallen. Ich glaube nicht, daß die Idee schlecht war.»
    Don Camillo seufzte.
    «Das ist eine traurige Lage für einen Indianer auf dem Motorrad, daß er sich im Haus eines Priesters verstecken muß, weil ihm ein Bürgermeister auf den Fersen ist. Auf jeden Fall kannst du ruhig sein, hier bist du so gut wie sicher. Gewiß, wenn zwischen mir und dir nicht ein gewisses Glas Rizinusöl wäre, wärest du noch sicherer.»
    Der Indianer schnaubte.
    «Haben Sie diese Dummheit noch nicht vergessen? Eine fast dreißig Jahre alte Angelegenheit. Bubenstreiche!»
    Don Camillo wollte der Rothaut eine lange Standrede halten. In diesem Augenblick ging aber die Tür auf, und Peppone erschien.
    «Verzeihen Sie, Hochwürden, wenn ich mir erlaubt habe, durch das Gartenfenster hereinzukommen», murmelte Peppone, «anders war es nicht möglich, weil alle Türen verriegelt sind.»
    Der Indianer war aufgestanden; Peppone machte in diesem Augenblick ein recht böses Gesicht und umklammerte außerdem mit der rechten Hand eine Eisenstange und schaute so aus, als ob er fest entschlossen wäre, sich dieser zu bedienen.
    Don Camillo fuhr dazwischen.
    «Nur keine Tragödie mitten im Fasching», rief er. «Wir wollen doch ruhig bleiben.»
    «Ich bin ganz ruhig!» zischte Peppone durch die Zähne. «Ich will hier keine Tragödie veranstalten, ich habe lediglich einen Auftrag.»
    Er nahm aus der Tasche zwei große Gläser und stellte sie auf den Tisch. Dann - ohne die Rothaut einen einzigen Augenblick aus den Augen zu verlieren - holte er aus der anderen Tasche ein Fläschchen und schenkte dessen Inhalt in beide Gläser ein.
    «So», sagte er, trat zurück und stellte sich vor der Tür auf.
    «Der Arzt hat mich beauftragt, dir diese Portion Rizinusöl zu verabreichen. Du leidest an Verstopfung, es wird dir guttun. Beeile dich, denn diese Eisenstange ist geölt, und ich fürchte, sie könnte dir den Schädel spalten. Trink die

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