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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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beiden Gläser aus, eines auf meine Gesundheit und das andere auf die Gesundheit des Herrn Pfarrers. Ich darf ihm wohl diese Ehrerbietung erweisen.»
    Die Rothaut wurde weiß und lehnte sich an die Wand.
    Peppone schritt auf sie zu und war in diesem Augenblick wirklich furchterregend.
    «Trink!» brüllte Peppone und hob drohend die Eisenstange.
    «Nein», antwortete die Rothaut.
    Peppone fiel über sie her und faßte sie am Kragen.
    «Dann wirst du mit Gewalt trinken», brüllte Peppone.
    Der Indianer hatte aber Gesicht und Hals mit Schminke eingeschmiert, und es gelang ihm daher, sich loszuwinden. Er sprang über den Tisch, und als Peppone und Don Camillo verstanden, was los war, war es auch schon zu spät. Der Indianer hatte sich des Jagdgewehrs, das an der Wand hing, bemächtigt, und zielte auf Peppones Brust.
    «Du bist wahnsinnig!» brüllte Don Camillo und sprang zur Seite. «Es ist geladen!»
    Die Rothaut schritt auf Peppone zu.
    «Schmeiß die Stange weg!» sagte der Indianer mit harter Stimme.
    Die Augen der Rothaut waren wieder die Dario Camonis vor dreißig Jahren. Beide hatten es bemerkt, Peppone wie auch Don Camillo, denn sie hatten ein gutes Gedächtnis. Sie verstanden, daß Dario Camoni schießen würde.
    Peppone ließ die Stange fallen.
    «Und jetzt trink!» sagte durch seine zusammengepreßten Zähne der Indianer zu Peppone. «Ich zähle bis drei. Eins... zwei...»
    Es war dieselbe Stimme wie damals, es waren dieselben wahnsinnigen Augen. Peppone nahm eines der beiden Gläser voll Rizinus und trank.
    «Und jetzt verschwinde, woher du gekommen bist!» befahl der Indianer. Peppone ging, und die Rothaut verriegelte die Kanzleitür.
    «Sie sollen nur kommen», sagte der Indianer. «Ich werde zwar dabei meine Haut lassen, werde aber nicht allein zur Hölle fahren.»
    Don Camillo zündete seine Zigarre an.
    «Nun Schluß mit diesen Possen», sagte ruhig der Priester. «Häng wieder das Gewehr auf und schau, daß du weiterkommst.»
    «Es wird besser sein, Sie gehen», antwortete mit harter Stimme der Indianer. «Ich warte hier.»
    «Es wird dir nicht gut bekommen, Rothaut. Auch für den Fall, daß die Bleichgesichter nicht kommen, wie willst du dich denn mit einem ungeladenen Gewehr verteidigen?»
    «Himmel...!» schimpfte die Rothaut. «Sie halten mich wohl für ein Kind.»
    Don Camillo setzte sich in der entgegengesetzten Ecke nieder.
    «Ich bleibe hier», sagte er. «Schau nur nach.»
    Der Indianer öffnete rasch den Verschluß und schaute durch die Läufe. Das Gewehr war ungeladen.
    «Häng das Gewehr wieder an die Wand», sagte ruhig Don Camillo. «Leg deine Verkleidung ab, geh dann an der Gartenseite hinaus und verschwinde über die Felder. Wenn du dich beeilst, kannst du noch den Autobus nach Fontanile erreichen. Das Motorrad werde ich in Aufbewahrung nehmen. Du wirst mir dann schreiben, wohin ich es schicken soll, oder du schickst jemanden zu mir.»
    Der Indianer legte das Gewehr auf den Tisch.
    «Du schaust dich umsonst nach dem Patronengürtel um», erklärte ruhig Don Camillo, setzte die Brille auf und begann die Zeitung zu lesen. So nebenbei meinte er: «Die Patronen sind im Eichenkasten eingesperrt, und der Schlüssel ist in meiner Tasche. Ich mache dich aufmerksam, wenn du jetzt nicht sofort verschwindest, könntest du mich daran erinnern, daß du mir einmal einen Aperitif angeboten hast.»
    Die Rothaut streifte die Fetzen seiner Verkleidung ab und wischte mit ihnen die rote Schminke vom Gesicht. In der Tasche hatte er eine Mütze und setzte sie auf.
    Inzwischen war ein leichter Nebel aufgestiegen, der wie bestellt kam, um jemandem die Flucht zu ermöglichen. Dario Camoni wollte schon gehen, unter der Tür blieb er aber einen Augenblick stehen und kam dann entschlossen zurück.
    «Schulden muß man begleichen», sagte er.
    Und er nahm das Glas, das voll mit Rizinusöl auf dem Tisch geblieben war, und leerte es in einem Zug aus.
    «Quitt?» fragte Camoni.
    «Quitt», antwortete Don Camillo, ohne einen Blick von der Zeitung zu tun.
    Der Mann verschwand.
    Spät am Abend kam Peppone, ganz bleich.
    «Ich hoffe, Sie werden nicht so gemein sein und herumerzählen, was mir heute widerfahren ist!» sagte Peppone finster.
    «Ich werde mich wohl hüten», antwortete mit einem Seufzer Don Camillo und zeigte auf den Tisch. «Eines hast du ausgetrunken, das andere aber mußte ich hinunterschlucken. Der verfluchte Kerl!»
    Peppone setzte sich.
    «Ist er weg?» fragte er.
    «Verschwunden!»
    Peppone schaute

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