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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Matratze.»
    «Weg von hier!» brüllte der Alte.
    Es waren aber schon alle da, hatten die Matratze gepackt und gehoben. Es war eine Kleinigkeit, die Matratze zu heben, weil der alte Maroli so ausgezehrt war, daß er nicht mehr wog als ein Kind.
    Der Alte packte den ältesten Sohn an der Brust und versuchte ihn abzuschütteln. Der Mann war aber wütend, ergriff seines Vaters Hände, die sich an ihn geklammert hatten, und stieß Maroli aufs Bett. Dann hielt er ihn fest und brüllte:
    «Hören Sie auf, Vater, den Verrückten zu spielen, oder ich schlage Ihnen den Schädel ein!»
    Der Alte versuchte verzweifelt, sich zu befreien, es war aber, als ob ein Mühlstein auf ihm läge, und es wurde ihm ängstlich zumute.
    Er sah so viele Augen auf sich gerichtet, und es waren lauter böse Augen, die Augen seiner Söhne, seiner Schwiegertöchter und der beiden ältesten Enkel. In einer Ecke entdeckte er aber zwei Augen, die anders waren, und er keuchte:
    «Rosa... Rosa...»
    Was konnte ihm aber ein armes, unglückseliges Mädchen von nicht einmal zwölf Jahren helfen?
    «Rosa!» keuchte wieder der Alte.
    Das Mädchen stürzte sich auf den Mann, der den Alten auf dem Bett festhielt, und gebärdete sich wie eine tollwütige Katze. Zehn Hände faßten sie aber, stießen sie zur Seite und schlugen sie.
    Der Alte schäumte vor Wut.
    «Ihr seid verrückt!» brüllte er. «Verrückt und Schufte! Wenn ihr Vater noch da wäre, würde man mich anders behandeln!»
    Der Vater des Mädchens lag aber schon seit Jahren in der kühlen Erde, und auch die Mutter des Mädchens war tot. Ihr Vater war der beste von der ganzen Bande gewesen, und seit ihm dieser Sohn abging, war der alte Maroli herzkrank.
    «Jetzt sind wir da», lachte der älteste Sohn höhnisch. «Sie werden tun, was wir wollen. Nun los!»
    Zehn ungeduldige Hände packten wieder die Matratze und hoben den Alten vom Bett; die zwei großen schwarzen Pfoten seines ältesten Sohnes hinderten ihn, sich zu rühren.
    In diesem Augenblick hörte man Rosa mit fester Stimme rufen:
    «Laßt ihn in Ruhe - oder ich schieße!»
    Eine geladene Doppelflinte in den Händen eines Mädchens macht mehr Eindruck als eine Maschinenpistole in der Hand eines Mannes. Rosa war außerdem nicht nur ein kleines Mädchen, sondern auch verrückt. Man versteht also, daß sich alle darüber einig waren, obwohl sie zu sechst waren (zwei Männer, zwei Frauen und zwei Burschen), daß es besser sei, sich nicht darauf zu versteifen und den Alten in Ruhe zu lassen.
    Sie legten ihn wieder ins Bett, und der Mann, der den Alten festhielt, zog seine Pfoten zurück.
    «Weg, oder ich schieße!» sagte das Mädchen.
    Die Bande zog sich zur Tür zurück, und als alle draußen waren, verriegelte das Mädchen die Tür.
    «Ich lasse Sie durch die Carabinieri holen!» brüllte der älteste Sohn von der Treppe.
    Der Alte ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
    «Es wird besser sein, ihr sagt kein Wort. Wenn sich jemand nähert, stecke ich das Haus in Brand!» drohte Maroli.
    Zwischen dem Wohnhaus und dem Wirtschaftsgebäude war ein überwölbtes Tor, und darüber befand sich das Zimmer des Alten. Es verband das Wohnhaus mit dem Wirtschaftsgebäude und stieß an den Heustadel. Gewöhnlich diente dieses Zimmer als Getreidekasten, der Alte wollte es aber haben, weil er im Boden ein Loch hatte machen lassen, durch das er beobachten konnte, wie das Vieh zum Brunnen ging, und auch alle andern Vorgänge beim Tor sehen konnte. Der Heustadel war gestopft voll mit Trockenfutter, und es genügte, einen brennenden Fetzen an einen Stock zu binden und sich nur einen Augenblick durch das Fenster dieses Zimmers zu beugen, um in zwei Minuten den ganzen Futtervorrat in Brand zu stecken.
    Die Drohung des Alten ließ sie alle in kalten Schweiß ausbrechen. Der alte Maroli hatte eine Petroleumlampe, eine volle Flasche Petroleum, eine geladene Doppelflinte und ein entfesseltes verrücktes Mädchen zur Verfügung.
    «Wir lassen euch in Ruhe!» riefen sie dann von der Treppe.
    Der Alte lachte höhnisch.
    «Es wird besser sein!»
    Als sie im Hof waren, hatte eine Schwiegertochter einen schlauen Einfall. Sie zwinkerte den anderen zu und schrie zum Fenster des Alten hinauf:
    «Wenn Sie bleiben wollen, kann Sie niemand hindern; Sie haben aber kein Recht, das arme Mädchen der Gefahr auszusetzen zu ersaufen! Wenn Sie es wirklich so gut mit ihr meinen, lassen Sie Rosa mit uns gehen!»
    Der Alte dachte ein wenig besorgt nach. Dann wandte er sich an das

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