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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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Gesicht.
    «Ja», wiederholte er, «du hast meinen Papa geschlagen. Er hat aus dem Mund geblutet. Ich habe es gesehen. Ich war mit ihm auf dem Wagen.»
    Der Bub schlug die Augen nieder, blickte aber dann Peppone wieder in die seinen und sagte mit harter Stimme:
    «Wenn ich einmal groß bin, schlag ich dir den Schädel ein!»
    Peppone, der Lehrer und die Gemeinderäte waren wie vom Blitz getroffen und schauten bestürzt auf den Buben. Sie hatten nur für ihn Aug und Sinn, als ob er allein in der Klasse wäre.
    In diesem Augenblick wandte sich aber Peppones Sohn, der stehengeblieben war, zu seinem Kameraden und sagte: «Idiot!»
    Der andere, der inzwischen wieder den Kopf gesenkt hatte, erwiderte mit einem kräftigen Stoß einer Schulter. Peppones Bub wankte und konnte sich gerade noch an der Bank festhalten.
    Nun fuhr der Lehrer dazwischen.
    «Scartini!» schrie er. «Hinaus!»
    Mit noch immer gesenktem Kopf ging der Bub aus der Bank heraus. Aber bevor er hinausging, sagte er leise zu Peppones Sohn:
    «Wir sehen uns draußen.»
    Und Peppone und die anderen hörten es.
    Das Schulmeisterlein war nun ganz verwirrt.
    «Ich kann das nicht verstehen...» stotterte er. «Es ist das erste Mal, daß so etwas geschieht...»
    Scartini... Peppone dachte, daß also der Bankgenosse seines Sohnes Scartinis Bub war.
    «Wenn ich groß bin, schlag ich dir den Schädel ein!» hatte Scartinis Sohn zu Peppone gesagt. Und Peppones Junge war rot geworden und hatte geantwortet: «Idiot!» Und dann der Stoß . .. Und dann: «Wir sehen uns draußen.»
    Das Schulmeisterlein erging sich indessen in Entschuldigungen und sagte immer wieder: «Ich werde sie trennen... Ich werde sie trennen...»
    Und Peppone hörte in sich eine Stimme, die flüsterte: «Es ist zwecklos, sie sind schon getrennt.»
    Peppones Bub kam an diesem Tag später als gewöhnlich nach Hause, sein Haar war in Unordnung und sein Gesicht gerötet.
    «Was hast du getan?» fragte Peppone.
    «Ach nichts! Wir haben nur ein wenig gespielt!»
    «Du mußt das Einmaleins besser lernen!» sagte Peppone streng. «Du streichst zuviel herum. Aus der Schule hast du sofort nach Hause zu kommen!»
    «Ja, Papa», antwortete der Junge.
    Am nächsten Tag war der Bub pünktlich, und ein paar Wochen schien alles in bester Ordnung. An einem Samstag kam er wieder nicht heim. Peppone nahm das Fahrrad und fuhr zur Schule.
    Die Straße war leer, und auch in der Nähe der Schule war keine lebendige Seele zu sehen. Er fuhr weiter zum Fluß und fand unweit des Dammes Don Camillo vor, der sein Fahrrad am Straßenrand gelassen hatte und jetzt herumfuchtelte und brüllte. Um es genauer zu sagen: Don Camillo hielt zwei Buben eine Standrede, faßte sie am Kragen und schlug deren Köpfe bei besonders wichtigen Stellen seiner Predigt gegeneinander.
    Als Peppone kam, überreichte ihm Don Camillo einen der beiden Buben.
    «Da hast du deinen wackern Sprößling. Versuche, ihm ein anständiges Benehmen beizubringen. Die beiden wälzten sich auf der Straße im Staub, und wenn ich nicht dazugekommen wäre, hätten sie sich noch gegenseitig umgebracht. Schau nur, wie sie aussehen.»
    Die beiden Buben waren im Gesicht zerkratzt, ihre Kleider waren schmutzig und zerrissen. Überall lagen die Hefte und die Schulbücher im Staub verstreut umher.
    Peppone hatte keine Zeit, etwas zu sagen, weil in diesem Augenblick ein anderer Riese mit dem Fahrrad auf der Dammstraße erschien. Es war Scartini.
    Don Camillo überreichte ihm den Buben, der ihm in den Händen geblieben war, und erklärte ihm, was sich hier Schlimmes ereignet hatte. Er riet ihm, seine Kinder besser zu erziehen.
    Peppone, der seinen Buben bereits auf den Fahrradrahmen gesetzt hatte, ließ ihn wieder absteigen und sagte mit harter Stimme:
    «Lauf sofort nach Haus! Los!»
    Auch Scartini ließ seinen Buben laufen und befahl ihm, sich nach Hause zu begeben. So blieben die beiden Väter allein und schauten sich mit finsterer Miene an. Don Camillo stand zwischen den beiden wie ein Schiedsrichter, der bereit ist, das Zeichen zum Beginn des Kampfes zu geben.
    Peppone sprach zuerst.
    «Scartini», sagte er, «die Rechnung geht nur uns zwei an, dich und mich. Es war die größte Gemeinheit deines Lebens, daß du dem Buben damit den Kopf vollgemacht hast. Du bist schuld daran, daß sich mein Sohn und dein Sohn schlagen. Wenn sich das nicht ändert, bring ich dich um!»
    Scartini ballte die Fäuste.
    «Peppone, die Rechnung geht nur dich und mich an, und wer zahlen muß, wird

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