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Don Camillo und seine Herde

Don Camillo und seine Herde

Titel: Don Camillo und seine Herde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovannino Guareschi
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eines Tages zahlen», erwiderte er mit zusammengebissenen Zähnen. «Es ist nur deine Schuld, daß mein Sohn und dein Sohn Feinde sind. Ich habe weder mit meinem Sohn noch mit jemand anderem darüber gesprochen, was geschehen war. Mein Junge war dabei und hat gesehen, wie du mich auf der Straße vom Karren heruntergeholt und mir ins Gesicht geschlagen hast. Er war klein, gewisse Dinge versteht man aber, auch wenn man klein ist. Und sie bleiben im Gehirn eingehämmert. Du hast eine Gemeinheit begangen, die größte, die ein Mensch überhaupt begehen kann.»
    Peppone ließ das Fahrrad fallen und ging drohend auf Scartini zu; auch Scartini ließ sein Fahrrad zu Boden gleiten und richtete seine Schritte auf Peppone. Don Camillo aber trat einen Schritt vor und stellte sich zwischen die beiden.
    «Halt, ihr Unglückseligen!» sagte er leise. «Schaut!»
    Auf der Dammstraße, fünfzig Schritt hinter Peppones Rücken, stand Peppones Junge, während der kleine Scartini auf der andern Seite mitten auf der Straße hinter seinem Vater stand.
    Peppone und Scartini brüllten, jeder auf seiner Seite, die Buben an. Sie liefen davon - nach zwei Minuten waren sie aber wieder zurück und warteten.
    Es war besser, so zu tun, als ob man nichts merkte. Peppone und Scartini nahmen ihre Fahrräder und setzten die Unterhaltung fort.
    «Ich mache keine Schurkereien», sagte Peppone. «Als ich dich vom Karren herunterholte, habe ich dir nur die Ohrfeige zurückgegeben, die du mir verabreicht hattest, als ihr obenauf wart.»
    «Es war eine Schurkerei, mich vor den Augen meines Kindes zu schlagen», antwortete Scartini. «Ich konnte mich nicht verteidigen, weil du das Messer in der Hand hattest...»
    «So wie du damals!» unterbrach ihn Peppone. «An deinen Sohn habe ich nicht gedacht. Ich kann mich nicht einmal erinnern, ihn gesehen zu haben. Ich dachte nur daran, die Rechnung zu begleichen.»
    Don Camillo mengte sich ein.
    «Und jetzt? Die Rechnung habt ihr beide beglichen, aber das Blut von zwei Unschuldigen vergiftet.»

    Es verging einige Zeit, und alles schien ruhig zu sein. Eines Tages kehrte aber Peppones Junge mit einer riesigen Beule am Kopf heim.
    «Die von der andern Partei», erklärte der Bub, während sich Peppone seiner annahm, «haben uns plötzlich angegriffen. Sie hatten alle einen Stein in der Tasche versteckt und warfen dann die Steine auf uns... Jetzt haben auch wir Steine in der Tasche.»
    Peppone ließ alles fallen, lief hinaus, nahm das Fahrrad und trat wie ein Besessener in die Pedale.
    «Diesmal», dachte er, «mach ich ein für allemal Schluß. Diesen Scartini fasse ich am Kragen und bringe ihn auf der Stelle um!»
    Er kam nicht einmal bis zum Damm, weil er plötzlich wieder die Worte seines Buben hörte. Worte, die er schon gehört, denen er aber keine Bedeutung beigemessen hatte, weil in diesem Augenblick nur die Tatsache wichtig war, daß der Bub Scartinis seinem Jungen einen Stein an den Kopf geworfen hatte: «Die von der andern Partei... Jetzt haben auch wir...»
    Nicht zwei Buben, sondern zwei Parteien.
    Der Haß hatte sich also vervielfältigt. Peppone fuhr nach Hause zurück, und als er beim Pfarrhof vorbeikam, fiel ihm der Vorfall auf dem Damm ein: er und Scartini einander gegenüber, dahinter die beiden Buben und zwischen den beiden Parteien Don Camillo.
    Er betrat das Pfarrhaus. «Die Sache wird verwickelt», erklärte Peppone. «Jetzt sind es schon zwei Banden...»
    «Zwei Parteien», stellte Don Camillo fest. «Die eine führt Peppone Nummer zwei und die andere der Gegenspieler Peppones Nummer zwei. Ich weiß es, verstehe aber nichts von den Parteien. Du aber, Peppone, du bist ein Parteicapo, wenigstens hier! Wie machst du das, um deine Leute ruhig zu halten und sie zu hindern, Gewalttaten, Ausschreitungen und andere Dummheiten zu begehen?»
    Peppone wurde rot, als ob er zerplatzen würde.
    «Rege dich nicht auf, Peppone», warnte ihn Don Camillo. «Die Dinge sind so, wie sie sind. Wie könnt ihr euch anmaßen, den Menschen Haß beizubringen. Ihr organisiert den Haß unter den Menschen! Wie könnt ihr euch einbilden, daß eure Buben von der höllischen Seuche verschont bleiben, die ihr verbreitet! Der Haß ist ein Same, den du auf fruchtbaren Boden streust. Aus dem Samen wächst die Ähre und jedes Körnchen ist wieder ein Same, aus dem eine weitere Ähre sprießt, wenn er auf die Erde fällt. Ja, Peppone, ich habe schon einmal zu ihnen, den Buben, gesprochen. Ich werde sie mir noch einmal vornehmen. Was

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