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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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sagte Kathrin drängend. »Du siehst doch auch nackte Frauen. Aber ich bin völlig angezogen, sag ich dir. Das sind die Pillen. In Wirklichkeit sind das keine Bullen da oben. Die sind so drauf wie ihr. Das ist bloß euer Trip.«
    »Wenndudassagst«, meinte der eine, »dannholichmirpilln.«
    »Prima!«, sagte Kathrin mit geheuchelter Freundlichkeit.
    »Äh, hör mal«, sagte sie dann nervös, als sich der junge Mann langsam erhob. »Kann ich deine Hosen haben?«
    »Meinehosnkannstuham. Brauchichnichmehr. Dertrip isecht strejntsch.«
    Er zog sich unendlich langsam die Hosen aus, und Kathrin streifte dem anderen, ohne sich vorher mit Fragen aufzuhalten, die Jacke ab. Dann half sie ihnen die Treppe hinauf und begleitete sie bis zur Brücke, wo sich die beiden sehr langsam bei ihr bedankten.
    Zwei Minuten später huschte sie unbemerkt an sechs Polizisten vorbei, die im Kreis standen und voller Frustration auf etwas einprügelten, was dauernd sagte:
    »Isecht strejntsch, dertrip. Ichglaubimmernochdassinbulln. Geilatrip. Siehstmassigsachen, die garnich sin. Abgefahrnaldä!«
    »Joa!«, sagte die andere Stimme zufrieden. »Abermirisbisschenkalt, ismir. Ichgeh heimjetzt. Echt.«
    Kathrin war in der Burg.
    »Entschuldigung«, sagte Christoph am gegenüberliegenden Eingang der Burg zu einem von zwölf Polizisten, von denen die meisten lebhaft diskutierten, wer Kretschmer Meldung darüber machen müsste, dass heute Morgen einer von ihnen aus den Streifenwagen das gesamte Benzin für den Privatgebrauch abgepumpt hatte und dass sie jetzt mitten in der Altstadt, wo es keine einzige Tankstelle gab, auf dem Burgberg herumstünden. Einer der Polizisten – seine Arme waren ölverschmiert und er roch sanft nach Benzin – stand etwas abseits, beteiligte sich aus persönlichen Gründen nicht an der Diskussion und wandte sich nun Christoph zu.
    »Ja?«, fragte er.
    »Sind Sie Physiker?«, fragte Christoph zurück.
    »Nein, warum?«, sagte der Polizist verblüfft.
    »Na ja«, sagte Christoph. »Ich bin nämlich Physiker und suche den Kongress der Homophonphysiker. Der soll auf der Burg sein, aber ich kann sie nicht finden. Sie wissen schon, wir Wissenschaftler sind immer ein bisschen verloren, wenn wir in der wirklichen Welt sind.«
    Ein väterliches Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Polizisten aus.
    »Sie können wahrscheinlich nicht mal ein Auto auseinandernehmen, hm?«, fragte er milde.
    Christoph nickte beschämt.
    »Aber Sie sind da sicher toll, oder?«
    »Klar«, sagte der Polizist. »Ich hab mir erst kürzlich einen Streifenwagen umgebaut. Und Hubschrauber fliegen lerne ich jetzt auch.«
    »Die Burg«, erinnerte ihn Christoph.
    »Ach ja«, sagte der Polizist und grinste noch breiter. »Sie stehen genau davor. Hier ist der Eingang, da müssen Sie durch.«
    Christoph bedankte sich und ging hinein, bevor er vor Lachen platzte.
    Der Polizist grinste noch ein bisschen, aber im Verlauf der nächsten Viertelstunde versickerte das Grinsen allmählich in seinem nicht allzu cleveren Gesicht.
    »Moment mal«, murmelte er unsicher. »Es ist zwei Uhr nachts. Da gibt’s doch keinen Kongress mehr, oder?«
    Er bedachte die Frage gründlich und kam dann zu dem Schluss, dass es vielleicht doch ganz gut wäre, Köberlein Bescheid zu sagen. Schließlich hatte er noch was gutzumachen wegen des Hubschraubers.
    Zwei Minuten später rasten aus der ganzen Stadt, aus allen Himmelsrichtungen und durch alle Gassen der Altstadt die gesammelte Streitmacht der Nürnberger Polizei, einige Bundeswehreinheiten und das FBI in riesigen amerikanischen Straßenkreuzern mit amerikanischen Sirenen auf die Burg zu. Die Marines kamen zu Fuß. Im Laufschritt.
    Von der Burg aus sah es sehr nett aus, wie all diese bunten Lichter, all diese netten Klänge so gleichmäßig von allen Seiten näherkamen. Oder sagen wir so: Es hätte nett ausgesehen, wenn man nicht ständig hätte denken müssen, dass sich all diese Lichter und Klänge genau dort treffen würden, wo man gerade stand.
    Kathrin und Christoph saßen im Innenhof der Burg und sahen schaudernd hinunter auf die Stadt, als sich Gilead und Fernando einstellten. Fernando hatte eine Polizeiuniform an, aber er wollte nicht verraten, woher er sie hatte. Gilead war einfach über die Mauern geklettert. Und schließlich kamen die Spanier, zusammen mit Bébé, den Azteken und Leif. Diese Gruppe hatte sich mit purer Gewalt den Weg gebahnt, wobei Huitzilipochtlis Trittstärke mehrmals effektiv zum Einsatz gekommen war.

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