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Don Fernando erbt Amerika

Titel: Don Fernando erbt Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewald Arenz
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die Arme eines ziemlich großen Mannes. Bébé erstarrte. Der Mann schob ihn weg und sagte:
    »Lass das, Quetzal, bring lieber den Strom in Ordnung.«
    Man hörte jemanden in einer unverständlichen Sprache fluchen und dann, wie ein Fahrraddynamo zu surren anfing und sah, wie das Licht einer kleinen Glühbirne aufleuchtete. Mitten auf der Straße sahen Bébé und die verblüfften Spanier einen Hometrainer stehen, auf dem ein Mann mit ungewöhnlich muskulösen Beinen in einem weißen Kittel und einem Binsenröckchen saß und wie irre strampelte. Daneben standen noch einige weiß bekittelte Männer und der Mann, in dessen Arme Bébé vor einer Minute gerannt war. Die beiden Gruppen sahen sich sehr verblüfft an. Es herrschte tiefes Schweigen. Dann fragte einer der Kittel unsicher: »Das hier ist nicht die USS Kill , oder?«
    »Nee!«, sagte Esteban stockend. »Das hier ist Nürnberg.«
    Der rothaarige Mann war der einzige, den das alles offensichtlich unbeeindruckt ließ. Er fragte Bébé: »Bist du zufällig Gitarrist?«
    Kathrin hastete durch den Burggraben, in dem vergeblichen Bemühen zu vergessen, dass sie bis auf ein Buch, das sie immer noch vor sich trug, splitternackt war. Es war schwer, das zu vergessen, die Januarnacht tat das ihrige, sie daran zu hindern. Außerdem war sie wütend. Sie schäumte richtiggehend. Diese Ratte Fernando hattesie einfach weggeschubst und alleingelassen. Schöne Freunde suchte sie sich aus. Und wie sollte sie jetzt auf die Burg kommen? Sie war ja immer noch nackt, und außerdem standen oben am Eingang zur Burg einige Polizisten vor den Resten eines Hubschraubers und unterhielten sich aufgeregt, sahen aber in keinem Fall so aus, als würden sie heute Nacht noch irgendwelche Abweichungen von der Norm tolerieren. Man hatte ihnen die traurigen Reste des Hubschraubers gezeigt und ihnen eingeschärft, alles zu verhaften, was auch nur im Geringsten so aussah, als könnte es mit der allgemeinen Unordnung, die so überraschend von Nürnberg Besitz ergriffen hatte, etwas zu tun haben. Sie hatten erfreut zugehört, als ihnen geraten wurde, bei jeder Verhaftung unnötige Gewalt anzuwenden und die Schusswaffe fleißig zu gebrauchen. Kathrin sah keine großen Chancen für sich. Sie bemühte sich um positives Denken, aber sie konnte sich selbst einfach nicht in der Burg sehen. Unruhig sah sie zu der Brücke hinauf, die den Burggraben überspannte und auf der die Polizisten patrouillierten. Sie fror jämmerlich.
    »Ja hallo«, sagte plötzlich eine schwebende Stimme aus dem Dämmerlicht. »Dasisabagutastoff.«
    Kathrin war zusammengezuckt, aber jetzt sah sie, dass die Stimme zu einem von zwei jungen Männern gehörte, die trotz der Kälte im Burggraben auf einer Bank saßen und offensichtlich die Pillen geschluckt hatten, die einstmals in dem braunen Glas gewesen waren, das leer zwischen ihnen auf der Bank stand.
    »Sehtollesachensehich!«, sagte der eine. »Supersachen, echt supersachen. Gutastoffdas.«
    »Joa«, sagte der andere, der bei der Verteilung wohl das größere Stück erwischt hatte. »Joa, sehichauchdu. Sehichauch. Klassesachen, gutastoffdas. Seh nacktefrauensehich.«
    Die beiden sahen Kathrin mit glasigen Augen an.
    »Siehstunmädchen, echt?«
    »Sehich«, bestätigte der andere. »Geilatrip.«
    »Schadedassealle sin. Die pillenmeinich, aldä, die pillenmeinich.«
    »Sin allediepillen, sagich, sinechtalle.«
    Kathrin kam ein Gedanke. Sie ging auf die beiden zu und bemühte sich, so gut zu schweben, wie es ihre geschundenen Füße aushalten konnten.
    »He, Jungs«, sagte sie.
    Die beiden drehten ihre Köpfe in Zeitlupe und sahen sich an.
    »Meintripredet, du. Derredetzumir, echt«, sagte der eine.
    »Joa«, sagte der andere schwer.
    »Jungs«, sagte Kathrin, der nun verdammt kalt wurde. »Ich weiß, wo es noch ’ne ganze Menge von den Pillen gibt. Einen Trip nach dem andern. Ihr kommt gar nicht mehr runter. Wochenlang nicht. Soll ich euch sagen, wo es die gibt? Umsonst, meine ich!«
    Wieder drehten sich die Köpfe knirschend langsam und rasteten etwa in dem Winkel ein, in dem sie Kathrins Augen ungefähr erfassen konnten.
    »Wodenn?«, fragte der eine.
    »Pass auf«, sagte Kathrin. »Seht ihr die Jungs da oben auf der Brücke? Die haben die Pillen für euch. Verteilen sie heute an alle. Ihr müsst schnell machen, sonst sind sie weg.«
    »Sehnauswiebullnfürmich«, sagte der eine zweifelnd und strich sich die Haare aus dem Gesicht, wofür er etwa drei Minuten brauchte.
    »Na und?«,

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