Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens
Anhaltspunkt oder einen Wink, wie ich vorzugehen hätte, um den Punkt herauszufinden, wo ich mich glücklich und stark fühlen würde. Ich ließ nicht nach und wandte ein, daß ich keine Vorstellung davon hätte, was er wirklich meinte, weil ich die Aufgabe nicht verstand. Er schlug vor, daß ich auf der Veranda solange herumgehen sollte, bis ich die Stelle gefunden hätte. Ich stand auf und begann hin- und herzugehen. Ich kam mir albern vor und setzte mich vor ihn hin.
Er wurde sehr ärgerlich und warf mir vor, daß ich nicht zuhörte, daß ich vielleicht nicht lernen wollte. Nach einer Weile beruhigte er sich und erklärte mir, daß nicht jeder Platz zum Sitzen oder sonstigen Aufenthalt geeignet sei und daß es innerhalb der Verandabegrenzung eine einzigartige Stelle gäbe, eine Stelle, die am allerbesten für mich sei. Es war meine Aufgabe, sie von allen anderen Plätzen zu unterscheiden. Im Grunde mußte ich alle möglichen Stellen, die zugänglich waren, »empfinden«, bis ich ohne Zögern bestimmen konnte, welche die richtige war. Ich wandte ein, daß die Anzahl der möglichen Stellen überwältigend wäre - obwohl die Veranda nicht allzu groß war (4 x 2, 5 m) - und daß ich sehr lange brauchen würde, um sie alle auszuprobieren. Und da er die Größe der Stelle nicht angegeben hätte, könnte es unendliche Möglichkeiten geben. Meine Einwände waren nutzlos. Er stand auf und erklärte mir sehr ernsthaft, daß ich Tage brauchen könnte, um es herauszufinden, aber wenn ich das Problem nicht zu lösen vermochte, könnte ich genauso gut auch gehen, weil er mir dann nichts zu sagen hätte. Er betonte, daß er wisse, wo meine Stelle sei und daß ich ihn nicht belügen könne. Er sagte, nur auf diesem Wege könne er mein Verlangen, etwas über Mescalito zu lernen, als triftigen Grund akzeptieren. Nichts in seiner Welt sei ein Geschenk, fügte er hinzu; was immer es zu lernen gebe, sei auf dem schwierigen Weg zu lernen. Er ging ums Haus herum in das Gebüsch, um zu urinieren. Durch die Hintertür kehrte er direkt in sein Haus zurück. Ich dachte, die Aufgabe, die angebliche Stelle des Glücks zu finden, war seine eigne Art mich fortzuschicken, aber ich stand auf und begann hin- und herzugehen. Der Himmel war klar. Ich konnte alles auf und neben der Veranda sehen. Ich muß eine Stunde oder so hin- und hergegangen sein, aber nichts geschah, was mir das Auffinden der Stelle ermöglichte. Ich war müde vom Gehen und setzte mich hin; nach einigen Minuten setzte ich mich woanders hin und dann an eine andere Stelle, bis ich den ganzen Boden mehr oder weniger systematisch einbezogen hatte. Überlegt versuchte ich Unterschiede zwischen den Plätzen zu »empfinden«, aber mir fehlte der Maßstab zur Unterscheidung. Ich glaubte meine Zeit zu verschwenden, aber ich blieb. Ich dachte daran, daß ich einen langen Weg gekommen war, nur um Don Juan zu sehen, und daß ich wirklich nichts anderes zu tun hatte.
Ich legte mich auf den Rücken und hielt die Hände wie ein Kissen unter meinen Kopf. Dann drehte ich mich um und lag eine Weile auf dem Bauch. Ich wiederholte das Drehen auf dem ganzen Boden. Zum ersten Male glaubte ich, zufällig auf ein vages Zeichen gestoßen zu sein. Ich fühlte mich wärmer, wenn ich auf dem Rücken lag.
Ich drehte mich wieder um, diesmal in die entgegengesetzte Richtung, und bezog die ganze Länge des Bodens mit ein, indem ich mit dem Gesicht nach unten auf allen Plätzen lag, wo ich mit dem Gesicht nach oben während des ersten Drehens gelegen hatte. Ich hatte je nach meiner Lage die gleichen warmen und kalten Empfindungen, aber zwischen den Stellen bestand kein Unterschied.
Dann hatte ich eine Idee, die mir großartig schien: Don Juans Stelle! Ich setzte mich dort hin und dann lag ich mit dem Gesicht nach unten und später auf meinem Rücken, aber die Stelle war genau wie alle anderen. Ich stand auf. Ich halle genug Ich wollte Don Juan auf Wiedersehen sagen, aber ich hatte Angst, ihn aufzuwecken. Ich sah auf meine Uhr. Es war zwei Uhr morgens. Ich hatte mich sechs Stunden lang gedreht.
In diesem Augenblick kam Don Juan heraus und ging um das Haus ins Gebüsch. Er kam zurück und stand an der Tür. Ich fühlte mich schrecklich entmutigt und wollte etwas Häßliches zu ihm sagen und weggehen. Aber ich merkte, daß es nicht seine Schuld war; daß ich mir selbst diesen ganzen Unsinn ausgesucht hatte; ich hatte mich wie ein Idiot die ganze Nacht auf dem Boden gerollt und konnte noch immer keinen Sinn in
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