Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens
Ereignis.
Don Juan, andererseits, war sehr sicher, daß ich es geschafft hatte und ließ mich meinem Erfolg entsprechend wissen, daß er mich über Peyote unterweisen würde.
»Du hast mich gebeten, dich über Mescalito zu unterrichten«, sagte er. »Ich wollte herausfinden, ob du genug Rückgrat hast, ihm von Angesicht zu Angesicht zu begegnen. Mit Mescalito ist nicht zu spaßen. Du mußt über deine Mittel bestimmen können. Jetzt weiß ich, daß allein dein Verlangen ein guter Grund ist, zu lernen.«
»Du wirst mich wirklich über Peyote unterrichten?«
»Ich nenne ihn lieber Mescalito. Mach es auch so.«
»Wann wirst; du anfangen ? «
»Wann ist nicht ganz so einfach. Du mußt erst bereit sein.«
»Ich glaube, ich bin bereit.«
»Dies ist kein Scherz. Du mußt warten, bis es keinen Zweifel mehr gibt, und dann wirst du ihn treffen.«
»Muß ich mich vorbereiten?«
»Nein. Du mußt nur warten. Vielleicht gibst du die ganze Idee nach einer Weile auf. Du wirst; leicht müde. Letzte Nacht warst du schon fast bereit aufzugeben, sobald es schwierig wurde. Mescalito verlangt eine sehr ernsthafte Absicht.«
Freitag, 4. August 1961
Ich erreichte Don Juans Haus in Arizona ungefähr um sieben Uhr am Freitagabend. Fünf andere Indianer saßen mit ihm auf der Veranda seines Hauses. Ich begrüßte ihn, setzte mich und wartete darauf, daß sie etwas sagten. Nach einem höflichen Schweigen stand einer der Männer auf, kam zu mir herüber und sagte: »Buenas noches«. Ich stand auf und antwortete, »Buenas noches«. Dann standen alle anderen auf, kamen zu mir, und wir alle murmelten »Buenas noches« und gaben uns die Hand, indem wir uns entweder mit den Fingerspitzen berührten oder uns für einen Augenblick die Hand hielten und sie abrupt wieder losließen.
Wir setzten uns alle wieder - . Sie schienen recht schüchtern zu sein - um Worte verlegen, obwohl sie alle spanisch sprachen. Es muß ungefähr halb acht gewesen sein, als sie plötzlich aufstanden und auf die Rückseite des Hauses zugingen. Lange hatte niemand ein Wort gesagt. Don Juan gab mir ein Zeichen mitzukommen, und wir alle stiegen in einen alten Lastwagen, der dort geparkt war. Ich saß zusammen mit Don Juan und zwei jüngeren Männern hinten. Es gab weder Kissen noch Bänke, und die metallene Ladefläche fühlte sich entsetzlich hart an, besonders als wir die Straße verließen und auf einen Sandweg abbogen. Don Juan flüsterte mir zu, daß wir zu dem Haus eines seiner Freunde führen, der sieben Mescalitos für mich hatte. Ich fragte ihn, »hast du denn selbst gar keine, Don Juan?«
»Doch, aber ich könnte sie dir nicht anbieten. Versteh bitte, jemand anders muß es tun.«
»Kannst du mir sagen warum?«
»Vielleicht bist du >hm< nicht angenehm, und >er< mag dich nicht, dann wirst du nie die Zuneigung für >hn< haben, die man haben sollte; und unsere Freundschaft würde zerbrechen.«
»Warum sollte er mich nicht mögen? Ich habe ihm niemals etwas getan«
»Man muß nicht etwas tun, um geliebt oder verachtet zu werden. Entweder er nimmt dich oder er stößt dich fort.«
»Aber wenn er mich nicht nimmt, gibt es dann etwas, was ich tun kann, damit er mich mag?«
Die anderen Männer schienen meine Frage mitgehört zu haben und lachten.
»Nein! Mir fallt nichts ein, was man tun kann«, sagte Don Juan, Er drehte sich halb von mir weg und ich konnte nicht weiter mit ihm sprechen.
Wir mußten wenigstens eine Stunde gefahren sein, als wir vor einem kleinen Haus anhielten. Es war ziemlich dunkel, und nachdem der Fahrer die Scheinwerfer ausgeschaltet hatte, konnte ich nur noch den schwachen Umriß des Gebäudes erkennen. Eine junge Frau, ihrem Akzent nach Mexikanerin, schrie einem Hund etwas zu, damit er zu bellen aufhöre. Wir stiegen von dem Lastwagen und gingen ins Haus. Die Männer murmelten »Buenas noches«, als sie an ihr vorbeigingen Sie antwortete ihnen und schrie weiter nach dem Hund.
Das Zimmer war groß und vollgestopft mit einer Fülle von Dingen Das schwache Licht einer winzigen elektrischen Glühbirne ließ die Szene düster erscheinen. Eine ganze Menge Stühle mit abgebrochenen Beinen und durchgesessenen Bezügen standen gegen die Wände gelehnt. Drei Männer setzten sich auf eine Couch, die das größte einzelne Möbelstück in dem Zimmer war. Sie war sehr alt und hing bis auf den Fußboden durch; in dem schwachen Licht schien sie rot und schmutzig Wir anderen setzten uns auf Stühle. Lange Zeit saßen wir schweigend Einer der Männer stand
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