Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens
wollte mich gerade auf meine Jacke legen, als mich eine seltsame Furcht ergriff Es war mehr wie eine physische Empfindung von etwas, das auf meinen Magen drückte. Ich sprang auf und wich mit einem Satz zurück. Die Haare standen mir im Nacken zu Berge. Meine Beine waren leicht gebeugt, mein Körper war nach vorn gelehnt, und meine Arme standen steif von mir ab mit den zur Faust geballten Fingern. Ich bemerkte meine seltsame Haltung, und meine Furcht wurde größer.
Gegen meinen Willen ging ich zurück und setzte mich auf den Stein neben meinem Schuh. Von dem Stein ließ ich mich auf den Boden fallen. Ich versuchte herauszufinden, was geschehen war, was mir solche Furcht eingejagt hatte. Ich glaubte, daß es die Müdigkeit war, die ich empfand. Es war beinahe Tag. Ich kam um dumm vor und verlegen. Und doch war es mir nicht mögich, zu erklären, was mich erschreckt hatte, noch hatte ich herausgefunden, was Don Juan wollte.
Ich entschloß mich, es ein letztes Mal zu versuchen. Ich stand auf und näherte mich langsam der Stelle mit meiner Jacke, und wieder fühlte ich seltsame Furcht. Dieses Mal versuchte ich angestrengt, mich unter Kontrolle zu halten. Ich setzte mich und dann kniete ich, um mich mit dem Gesicht nach unten hinzulegen, aber ich konnte es nicht, obwohl ich es wollte. Ich legte meine Hände vor mir auf den Boden. Mein Atem beschleunigte sich; mein Magen schmerzte. Ich erlebte ein deutliches Gefühl der Panik und kämpfte gegen das Fortlaufen. Ich glaubte, daß Don Juan mich vielleicht beobachtete. Langsam kroch ich zu der anderen Stelle zurück und stützte meinen Rücken gegen den Stein. Ich wollte eine Weile ausruhen, um Ordnung in meine Gedanken zu bringen, aber ich schlief ein. Über meinem Kopf hörte ich Don Juan sprechen und lachen. Ich wachte auf.
»Du hast die Stelle gefunden«, sagte er.
Ich verstand ihn zuerst nicht, aber er versicherte mir nochmals, daß der Platz, an dem ich eingeschlafen war, die gesuchte Stelle war. Er fragte mich wieder, wie ich mich hier fühlte. Ich sagte ihm, daß ich wirklich keinen Unterschied empfände. Er bat mich, die Empfindungen dieses Augenblicks mit denen zu vergleichen, die ich an anderen Stellen liegend gehabt hatte. Zum erstenmal fiel mir ein, daß ich unmöglich meine Furcht der vergangenen Nacht erklären konnte. Er verlangte beinahe herausfordernd von mir, mich an die andere Stelle zu setzen. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund hatte ich vor der anderen Stelle wirklich Angst und setzte mich dort nicht hin. Er behauptete, daß nur ein Narr den Unterschied nicht wahrnehmen könne.
Ich fragte ihn, ob jede der beiden Stellen einen besonderen Namen hatte. Er sagte, daß die gute Stelle sitio genannt werde und die schlechte der Feind; er sagte, diese beiden Stellen seien der Schlüssel zum Wohlbefinden eines Mannes; insbesondere für einen Menschen, der nach Wissen strebe. Die bloße Tatsache, auf der eigenen Stelle zu sitzen, erzeuge überlegene Stärke; andererseits könnte der Feind einen Mann schwächen und sogar seinen Tod verursachen. Er sagte, daß ich meine Kräfte, die ich in der Nacht verschwenderisch verbraucht, zurückgewonnen hätte, indem ich auf meiner Stelle geschlafen habe.
Fr sagte auch, daß die Farben, die ich in Verbindung mit jeder besonderen Stelle gesehen hatte, die gleiche allgemeine Wirkung hätten, nämlich entweder Stärke zu geben oder sie zu vermindern. Ich fragte ihn, ob es andere Stellen für mich gab, als die beiden, die ich gefunden hatte, und wie ich vorzugehen hätte, sie zu finden. Er sagte, daß viele Plätze in der Welt mit diesen beiden vergleichbar wären und daß man sie am besten durch das Aufspüren ihrer besonderen Farben finden kenne. Es war mir nicht klar, ob ich das Problem gelöst hatte oder nicht, und ich war in der Tat nicht einmal überzeugt, daß es ein Problem gegeben hatte; ich konnte das Gefühl nicht loswerden, daß die ganze Erfahrung erzwungen und willkürlich war. Ich war sicher, daß Don Juan mich die ganze Nacht beobachtet hatte und dann dazu überging, mich zu ermutigen, indem er das als die Stelle bezeichnete, die ich gesucht hatte, wo immer ich eingeschlafen war. Doch gelang es mir nicht, logische Vernunft in dieser Art Handlung zu sehen, und als er mich herausforderte, an der anderen Stelle zu sitzen, konnte ich es nicht. Da war ein merkwürdiger Riß zwischen meiner pragmatischen Erfahrung der Furcht vor der »anderen Stelle« und meinen rationalen Überlegungen zu dem ganzen
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