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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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seinem Rätsel
    Er lachte und sagte, daß es ihn nicht überrasche, weil ich nicht richtig vorgegangen war. Ich hätte meine Augen nicht gebraucht. Das stimmte, doch ich war sicher, daß er gesagt hatte, ich müßte den Unterschied empfinden. Ich wollte mit ihm darüber sprechen, aber er erwiderte, daß man mit den Augen empfinden kann, wenn die Augen nicht direkt in die Dinge sehen. Was in ich anging, sagte er, so gab es für mich kein anderes Mittel, dieses Problem zu lösen, als alles zu gebrauchen, was ich hatte -meine Augen.
    Er ging hinein. Ich war sicher, daß er mich beobachtet hatte. Ich dachte, daß er sonst nicht wissen könnte, daß ich meine Augen nicht gebraucht hatte.
    Ich drehte mich wieder, weil es das bequemste Vorgehen war. Diesmal jedoch legte ich das Kinn auf die Hände und beobachtete jede Einzelheit.
    Nach einer Weile veränderte sich das Dunkel um mich. Als ich mich auf den Punkt direkt vor mir konzentrierte, erleuchtete «ich das ganze angrenzende Gebiet meines Gesichtsfeldes strahlend gleichmäßig grünlich gelb. Die Wirkung war erschreckend Ich hielt meine Augen auf den Punkt vor mir gerichtet und  begann seitlich auf meinem Bauch zu kriechen, jedesmal einen Fußbreit. Plötzlich, an einem Punkt fast in der Mitte des Bodens, nahm ich eine neue Veränderung der Farbigkeit wahr. An einer Stelle rechts von mir immer noch in der Peripherie meines Gesichtsfeldes wurde das grünliche Gelb intensiv violett Ich konzentrierte meine Aufmerksamkeit darauf. Das Violett verblaßte zu einer schwachen, aber immer noch leuchtenden Farbe, die gleichmäßig blieb, solange ich mich auf sie konzentrierte. Ich markierte die Stelle mit meiner Jacke und rief Don Juan. Er kam auf die Veranda heraus. Ich war wirklich aufgeregt; ich hatte tatsächlich eine Veränderung der Farbigkeit gesehen. Er schien nicht beeindruckt, aber ich mußte mich auf die Stelle setzen und die Art meiner Empfindung mitteilen. Ich setzte mich und legte mich dann auf den Rücken. Er stand neben mir und fragte wiederholt, wie ich mich fühlte; aber ich fühlte keinen Unterschied Ungefähr zehn Minuten lang versuchte ich, einen Unterschied zu empfinden oder zu sehen, während Don Juan geduldig neben mir stand. Ich fühlte mich schrecklich. Ich hatte einen metallischen Geschmack im Mund. Plötzlich hatte ich Kopfschmerzen. Ich war nahe daran mich zu übergeben. Der Gedanke an meine sinnlosen Bemühungen irritierte mich fast bis zum Zorn. Ich stand auf. Don Juan muß meine tiefe Frustration bemerkt haben. Er lachte nicht, sondern sagte sehr ernst, daß ich mit mir selbst unnachgiebig sein müßte, wenn ich lernen wollte. Es standen mir nur zwei Möglichkeiten offen, sagte er: entweder aufzugeben und nach Hause zu gehen und in diesem Fall nie zu lernen - oder das Rätsel zu lösen.
    Er ging wieder hinein. Ich wollte augenblicklich verschwinden, aber ich war zu müde, um wegzufahren; außerdem war das Wahrnehmen der Farben so bestürzend gewesen, daß ich sicher war, irgendein Zeichen gesehen zu haben, und vielleicht waren andere Veränderungen zu entdecken. Jedenfalls war es zu spät, um fortzugehen. So setzte ich mich hin, streckte meine Beine aus und begann alles noch einmal von vorn. Während dieser Runde bewegte ich mich schnell von Platz zu Platz an Don Juans Stelle vorbei zum anderen Ende des Bodens, und dann drehte ich mich, um den äußeren Rand mit einzubeziehen. Als ich die Mitte erreichte, bemerkte ich, daß eine weitere Veränderung der Farbigkeit eintrat, wieder am Rand meines Gesichtsfeldes. Das einfarbige Chartreuse, das ich in der ganzen Umgebung sah, verwandelte sich an einer Stelle rechts von mir in klares Kupfergrün. Für einen Augenblick blieb es so, und dann verwandelte es sich plötzlich in eine andere Farbigkeit, verschieden von der, die ich zuerst entdeckt hatte. Ich zog einen meiner Schuhe aus und markierte den Punkt und drehte mich weiter, bis ich den ganzen Boden in allen möglichen Richtungen einbezogen hatte. Es zeigte sich keine weitere Farbveränderung. Ich ging an die Stelle zurück, die ich mit meinem Schuh markiert hatte, und sah sie genau an. Sie lag in südöstlicher Richtung ungefähr einen Meter neben der Stelle, auf der meine Jacke war. Daneben lag ein großer Stein. Ich legte mich ziemlich lange dort hin und suchte nach Anhaltspunkten, betrachtete jede Einzelheit, aber ich merkte keinerlei Unterschied.
    Ich entschloß mich, die andere Stelle auszuprobieren. Ich drehte in ich schnell auf meinen Knien und

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