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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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lebhaft wurde; obwohl ich nicht erkennen konnte, welche Sprache gesprochen wurde, war das Thema der Unterhaltung, an der alle teilnahmen, sehr interessant, und ich versuchte aufzupassen, um teilnehmen zu können. Aber als ich zu sprechen versuchte, merkte ich, daß ich nicht sprechen konnte; die Worte drehten sich ziellos in meinem Kopf.
    Ich saß mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt und hörte auf das, was die Männer sagten. Sie sprachen italienisch und wiederholten wieder und wieder einen Satz über die Dummheit der Haie. Ich hielt es für ein vernünftiges, zusammenhängendes Thema. Ich hatte Don Juan früher erzählt, daß der Colorado River in Arizona von den ersten Spaniern »el rio de los tzones« (der Fluß des verbrannten Holzes) genannt wurde; und irgendwer buchstabierte oder las »tizones« falsch, und der Fluß wurde »el rio de los tiburcnes« (der Fluß der Haie) genannt. Ich war sicher, daß sie über diese Geschichte redeten, doch fiel mir keinen Augenblick auf, daß keiner von ihnen italienisch sprechen konnte.
    Ich empfand ein starkes Verlangen, mich zu übergeben, aber ich kann mich nicht erinnern, es wirklich getan zu haben. Ich fragte, ob jemand mir Wasser holen könne Ich litt unerträglichen Durst.
    Don Juan brachte mir einen großen Topf. Er stellte ihn neben die Wand auf den Boden. Er brachte auch eine kleine Tasse oder Büchse. Er tauchte sie in den Topf und gab sie mir und sagte, ich sollte nicht trinken und nur meinen Mund ausspülen. Das Wasser sah seltsam leuchtend aus, es glänzte wie dicker Lack. Ich wollte Don Juan danach fragen, und mühsam versuchte ich meine Gedanken in Englisch auszusprechen, aber dann fiel mir ein, daß er nicht englisch sprach. Ich erlebte einen sehr verwirrenden
    Augenblick und mir wurde bewußt, daß ich nicht sprechen konnte, obwohl ich einen klaren Gedanken gefaßt hatte. Ich wollte etwas über die seltsame Eigenschaft des Wassers sagen, aber was darauf folgte, war kein Sprechen, es war ein Gefühl meiner unausgesprochenen Gedanken, die in einer flüssigen Form aus meinem Mund kamen. Es war eine mühelose Empfindung des Erbrechens ohne das Zusammenziehen des Zwerchfells. Es war ein angenehmer Strom flüssiger Worte.
    Ich trank. Und das Gefühl des Erbrechens verging Inzwischen waren alle Geräusche verschwunden, und ich merkte, daß es mir schwerfiel, meine Augen klar auf etwas zu richten. Ich suchte Don Juan, und als ich den Kopf drehte, merkte ich, daß sich mein Gesichtsfeld zu einem kreisförmigen Bereich vor meinen Augen verengt hatte. Dieses Gefühl war weder erschreckend noch unangenehm, sondern ganz das Gegenteil. Es war etwas Neuartiges; ich konnte buchstäblich den Boden kehren, indem ich auf eine Stelle sah und meinen Kopf dann langsam in irgendeine Richtung bewegte. Als ich zuerst auf die Veranda gekommen war, hatte ich bemerkt, daß bis auf das ferne Leuchten der Stadt alles dunkel war. Doch innerhalb des kreisförmigen Bereichs meines Sehvermögens war alles hell. Ich vergaß meine Beziehung zu Don Juan und den anderen Männern und gab mich selbst völlig der Untersuchung des Bodens mit meinem punktförmigen Sehen hin.
    Ich sah die Verbindungskante zwischen Verandaboden und Wand. Ich drehte meinen Kopf langsam nach rechts, folgte der Wand und sah Don Juan gegen sie gelehnt. Ich bewegte meinen Kopf nach links, um mich auf das Wasser zu konzentrieren. Ich entdeckte den Boden des Topfes; ich hob meinen Kopf etwas und sah einen mittelgroßen, schwarzen Hund auf mich zukommen. Ich sah ihn auf das Wasser zukommen. Der Hund begann zu trinken. Ich hob die Hand, um ihn von meinem Wasser wegzujagen; ich konzentrierte meinen Nadelblick auf den Hund, um die Bewegung auszuführen, und plötzlich sah ich ihn durchsichtig werden. Das Wasser war eine leuchtende, zähe Flüssigkeit Ich sah, wie es durch die Kehle des Hundes in seinen Körper floß. Ich sah, wie es gleichmäßig durch ihn hindurchlief und dann aus jedem einzelnen Haar herausschoß. Ich sah die schillernde Flüssigkeit die Länge des einzelnen Haares entlanglaufen, und dann sah ich, wie es aus den Haaren herausschoß in einer langen, weißen, seidenen Mähne.
    In diesem Augenblick empfand ich heftige Krämpfe, und in einem Sekundenbruchteil formte sich ein Tunnel um mich, sehr niedrig und eng fest und merkwürdig kalt. Bei der Berührung fühlte er sich wie eine Mauer aus starker Blechfolie an. Ich fand mich sitzend auf dem Tunnelboden. Ich versuchte aufzustehen, stieß mir aber den Kopf an

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