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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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plötzlich auf und ging in ein anderes Zimmer. Er war vielleicht um die fünfzig dunkel, groß und kräftig Einen Augenblick später kam er mit einer Kaffeebüchse zurück. Er nahm den Deckel ab und gab mir die Büchse; darin lagen sieben seltsam aussehende Stücke. Sie waren in Größe und Festigkeit verschieden. Einige davon waren fast rund, andere länglich. Sie fühlten sich wie das Innere von Walnüssen oder wie die Oberfläche von Kork an. Durch ihre bräunliche Farbe sahen sie wie harte, trockene Nußschalen aus. Ich betastete sie und rieb ziemlich lange ihre Oberflächen.
    »Das ist zum Kauen (esto se masca)«, flüsterte Don Juan. Ich hatte bis jetzt nicht gemerkt, daß er neben mir gesessen hatte. Ich sah die anderen Männer an, aber keiner sah mich an; sie sprachen leise miteinander". Dies war ein Augenblick völliger Unentschlossenheit und Angst. Ich hatte mich fast nicht mehr in der Gewalt.
    »Ich muß auf die Toilette gehen«, sagte ich zu ihm. »Ich geh nach draußen und laufe etwas umher.«
    Er gab mir die Kaffeebüchse, und ich legte die Peyote-buttons hinein. Als ich das Zimmer verließ, stand der Mann, der mir die Büchse gegeben hatte, auf, kam zu mir und sagte, daß er eine Toilettenschüssel im anderen Zimmer hätte. Die Toilette stieß fast an die Tür. Direkt neben der Toilette stand ein großes Bett, das mehr als die Hälfte des Zimmers einnahm. Die  Frau schlief darauf. Eine Weile stand ich bewegungslos an der Tür, dann ging ich in den Raum zurück, wo die anderen Männer waren.
    Der Mann, dem das Haus gehörte, sagte zu mir auf Englisch: »Don Juan sagt, du bist aus Südamerika. Gibt es dort überhaupt Mescal?« Ich sagte ihm, daß ich nicht einmal davon gehört hatte. Sie schienen an Südamerika interessiert zu sein, und wir sprachen eine Weile über die Indianer. Dann fragte mich einer der Männer, warum ich Peyote essen wolle. Ich sagte ihm, daß ich wissen wollte, was es damit auf sich hatte. Alle lachten leise.. Don Juan forderte mich sanft auf, »Kaue es, kaue es (Masca masca).«
    Meine Hände waren feucht, und mein Magen hatte sich zusammengezogen. Die Büchse mit den Peyote-buttons stand neben dem Stuhl auf dem Boden. Ich bückte mich, nahm wahllos eine und steckte sie in den Mund. Sie hatte einen schalen Geschmack. Ich biß sie in zwei Hälften und begann, auf einem der Stücke zu kauen. Ich spürte eine starke, scharfe Bitterkeit; mein Mund war augenblicklich betäubt Die Bitterkeit verstärkte sich während des Kauens und erzeugte eine unglaubliche Menge Speichel. Mein Gaumen und das Innere meines Mundes fühlten sich an, als hätte ich salziges, trockenes Fleisch oder Fisch gegessen, das mich zu zwingen schien, noch mehr zu kauen. Nach einer Weile kaute ich das andere Stück, und mein Mund war so betäubt, daß ich die Bitterkeit nicht mehr spürte. Der Peyote-button war ein Bündel aus zerrissenen Stückchen, so wie der faserige Teil einer Orange oder wie Zuckerrohr, und ich wußte nicht, ob ich ihn schlucken oder ausspucken sollte. In diesem Augenblick stand der Besitzer des Hauses auf und lud alle ein, auf die Veranda hinauszugehen.
    Wir gingen hinaus und saßen in der Dunkelheit. Es war sehr angenehm draußen, und der Gastgeber brachte eine Flasche Tequila
    Die Männer saßen in einer Reihe mit dem Rücken an der Wand. Ich saß am weitesten rechts von der Reihe. Don Juan, der neben mir saß, stellte die Büchse mit den Peyote-buttcns zwischen meine Beine. Dann gab er mir die Flasche, die reihum ging, und sagte mir, daß ich etwas Tequila nehmen sollte, um die Bitterkeit wegzuspülen.
    Ich spuckte die Stückchen des ersten buttons aus und nahm einen Schluck. Ich sollte nichts schlucken, sondern nur den Mund ausspülen, um die Speichelbildung zu stoppen Es half nicht viel gegen die Spekhdbildung, aber es verringertejedenfalls die Bitterkeit etwas.
    Don Juan gab mir ein Stück getrocknete Aprikose, oder vielleicht war es eine getrocknete Feige - ich konnte es im Dunkel weder sehen noch schmecken - und forderte mich auf; es gut und langsam zu kauen. Ich hatte Schwierigkeiten, es zu schlucken; es schien den Hals nicht hinunterrutschen zu wollen. Nach einer kleinen Pause ging wieder die Flasche herum. Don Juan gab mir ein Stück geröstetes, trockenes Fleisch. Ich sagte ihm, daß mir nicht nach Essen sei.
    »Das ist kein Essen«, sagte er entschieden.
    Der Vorgang wurde sechsmal wiederholt. Ich erinnere mich, sechs Peyote-buttons gekaut zu haben, als die Unterhaltung sehr

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