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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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»Mescalito hat wirklich mit dir gespielt. Dies allein solltest du bedenken. Warum beschäftigst du dich nicht damit, sondern mit deiner Furcht?«
    »War es so ungewöhnlich?«
    »Du bist die einzige Perscn, die ich je mit ihm spielen sah. Du bist diese Art Leben nicht gewohnt, darum gehen die Zeichen (Omen) an dir vorbei. Du bist zwar eine ernste Perscn, aber dein Ernst hängt an dem, was du tust, nicht an dem, was um dich herum passiert. Du beschäftigst dich zu sehr mit dir selbst. Das ist der Haken. Und das erzeugt eine schreckliche Müdigkeit.«
    »Aber was kann man denn sonst tun, Don Juan?«
»Suche und sieh die Wunder um dich herum. Du wirst es müde werden, dich nur selbst anzusehen, und diese Müdigkeit wird dich für alles andere blind und taub machen.«
»Du hast feste Ansichten, Don Juan, aber wie kann ich mich ändern?«
    »Denk über das Wunder nach. Mescalito hat mit dir gespielt. Denk an nichts anderes: alles andere wird dir von allein klar werden.«

Sonntag, 20. August 1961
    Letzte Nacht begann Don Juan mich in das Reich seines Wissens zu führen. Wir saßen im Dunkel vor seinem Haus. Plötzlich, nach langem Schweigen, begann er zu reden. Er sagte, er würde mich mit den gleichen Worten unterrichten, die sein eigener Wohltäter am ersten Tag gebraucht hatte, als er ihn zum Schüler nahm. Don Juan hatte offensichtlich die Worte auswendig gelernt, denn er wiederholte sie mehrere Male, um sicher zu sein, daß mir nichts entging.
    »Ein Mann macht sich auf zum Wissen, wie er sich zum Krieg aufmacht, hellwach, voller Furcht und Achtung und absoluter Zuversicht. Wer sich auf andere Weise zum Wissen oder zum Krieg aufmacht, begeht einen Fehler, und wer immer ihn macht, wird seine Schritte ewig bereuen.«
    Ich fragte ihn, warum dies so sei, und er sagte, daß ein Mann, der diese vier Voraussetzungen erfüllt hat, für keinen Fehler verantwortlich gemacht werden könne; unter diesen Bedingungen geht er in seinen Handlungen nicht mit der Ungeschicklichkeit eines Tölpels vor. Wenn ein solcher Mensch versagt oder eine Niederlage erleidet, wird er nur eine Schlacht verloren haben, und darüber wird es keine klägliche Reue geben. Dann sagte er, er wolle mich in genau der gleichen Weise über einen »Verbündeten« unterrichten, in der es ihn sein eigener Wohltäter gelehrt hatte;. Er legte sehr starke Betonung auf die Worte »in genau der gleichen Weise« und wiederholte diese Wendung mehrere Male.
    Ein »Verbündeter«, sagte er, ist eine Macht, die ein Mann in sein Leben einbeziehen kann, damit sie ihm hilft, ihm rät und ihm die nctige Kraft zu großen und kleinen, richtigen oder verkehrten Taten gibt. Dieser Verbündete ist notwendig, um das Leben eines Mannes zu erhöhen, seine Handlungen zu lenken und sein Wissen zu fördern. Ein Verbündeter ist wirklich eine unentbehrliche Hilfe zum Wissen Don Juan sagte dies mit großer Uberzeugung und mit Nachdruck. Er schien seine Worte vorsichtig zu wählen. Er wiederholte den folgenden Satz viermal:
    »Ein Verbündeter wird dich lehren, Dinge zu sehen und zu verstehen, die dir ein Mensch unmöglich klarmachen könnte.«
    »Ist ein Verbündeter so etwas wie ein beschützender Geist?«
»Er ist weder ein Beschützer, noch ein Geist. Er ist eine Hilfe.«
    »Ist Mescalito dein Verbündeter?«
    »Nein! Mescalito ist eine andere Art Macht. Eine einzigartige "Macht! Ein Beschützer, ein Lehrer.«
    »Worin unterscheidet sich Mescalito von einem Verbündeten?«
    »Er kann nicht so gezähmt und genutzt werden, wie ein Verbündeter gezähmt und genutzt wird. Mescalito ist nicht in uns. Wer immer vor ihm steht, egal ob diese Person ein brujo oder Farmjunge ist - er wählt viele verschiedene Formen, um sich zu zeigen«
    Don Juan sprach mit großer Leidenschaft von Mescalito als dem Lehrer einer richtigen Lebensweise. Ich fragte ihn, wie Mescalito die richtige Lebensweise lehre, und Don Juan antwortete, daß Mescalito zeige, wie man zu leben habe.
    »Wie zeigt er es?« fragte ich.
    »Er zeigt es auf vielerlei Art. Manchmal zeigt er es auf seiner Hand oder aufdem Felsen oder den Bäumen oder einfach vor dir.«
    »Ist es wie ein Bild vor dir?«
»Nein. Es ist eine Lehre vor dir.«
»Spricht Mescalito zu der Person?«
»Ja. Aber nicht in Worten.«
»Wie spricht er dann?«
»Er spricht mitjedem anders.«
    Ich fühlte, daß meine Fragen ihm lästig wurden. Ich fragte nichts mehr.. Er erklärte weiter, daß es keine Schritte gäbe, um Mescalito kennen zulernen; darum könne niemand

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