Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens
passierte, mehr als interessant war, betonte aber, daß nichts davon mich "wirklich dazu bringen könnte, es wieder zu suchen. Ich glaubte allen Ernstes, daß ich für diese Art Versuch nicht geeignet war. Peyote hatte in mir als Nachwirkung eine seltsame Art körperlichen Unbehagens verursacht. Es war eine unendliche Furcht oder Traurigkeit; eine Art Melancholie, die ich nicht genau erklären konnte. Und diese Art Zustand gefiel mir in keiner Weise. Don Juan lachte und sagte: »Du beginnst zu lernen.«
»Diese Art Lernen ist nichts für mich. Ich bin nicht dafür gemacht, Don Juan.«
»Du übertreibst ständig«
»Das ist keine Übertreibung«
»Doch. Der einzige Haken dabei ist, daß du nur die schlechten Seiten übertreibst«:
»Was mich betrifft, so gibt es keine guten Seiten. Ich weiß nur, daß es mir Angst macht.«
»Es ist kein Fehler, Angst zu haben. Wenn du ängstlich bist, siehst du die Dinge aufandere Weise.«
»Aber mir ist es egal, ob ich die Dinge auf andere Weise sehe, Don Juan. Ich glaube, ich lasse meine Finger vom Lernen über Mescalito. Ich komme nicht damit zurecht, Don Juan. Ich bin wirklich in einer schwierigen Situation.«
»Natürlich ist es schlimm - sogar für mich. Du bist nicht der einzige, der verwirrt ist.«
»Warum solltest du verwirrt sein, Don Juan?«
»Ich habe nachgedacht über das, was ich in jener Nacht gesehen habe. Mescalito hat wirklich mit dir gespielt. Das verwirrt mich, denn es war ein Zeichen (Omen).«
»Welche Art Zeichen, Don Juan?«
»Mescalito hat mich auf dich hingewiesen.«
»Wofür?«
»Neulich war es mir nicht klar, aber jetzt weiß ich es. Er zeigte dich mir als den >erwählten Mann< (escogido). Mescalito hat dich mir gezeigt, und dadurch sagte er mir, du seist der erwählte Mann.«
»Meinst du, ich wurde unter anderen ausgewählt für eine Aufgabe oder so etwas?«
»Nein. Ich meine, Mescalito sagte mir, du kenntest der Mann sein, nach dem ich suchte.«
»Wann hat er dir das gesagt, Don Juan?«
»Indem er mit dir spielte, sagte er es mir. Dies macht dich zu dem richtigen Mann für mich.«
»Was bedeutet es, der erwählte Mann zu sein?«
»Es gibt da einige Geheimnisse, die ich kenne. Tengo secretos (Ich habe Geheimnisse), die ich niemandem zeigen kann, außer meinem auserwählten Mann. Als ich dich in jener Nacht mit Mescalito spielen sah, wurde mir klar, daß du jener Mann bist. Aber du bist kein Indianer. Das ist recht verwirrend!«
»Aber was bedeutet das für mich, Don Juan? Was muß ich tun?«
»Ich habe mich entschlossen, und ich werde dich die Geheimnisse lehren, die ein Wissender hat.«
»Meinst du die Geheimnisse über Mescalito?«
»Ja, aber das sind nicht alle Geheimnisse, die ich kenne. Es gibt andere, unterschiedlicher Art, die ich jemandem weitergeben möchte. Ich selbst hatte einen Lehrer, meinen Wohltäter, und auch ich wurde sein auserwählter Mann, nachdem ich eine bestimmte Leistung vollbracht hatte. Er lehrte mich alles, was ich weiß.«
Ich fragte ihn wieder, was diese neue Rolle von mir verlangen würde; er sagte, es ginge einzig um das Lernen, Lernen in dem Sinne, wie ich es in zwei Zusammenkünften mit ihm erlebt hatte.
Die Situation hatte sich auf eine Art sehr merkwürdig entwickelt Ich hatte mich entschlossen, ihm zu sagen, daß ich die Idee, über Peyote zu lernen, aufgeben wolle, und bevor ich es ihm wirklich klarmachen konnte, bot er sich an, mir sein Wissen zu geben. Ich wußte nicht, was er damit meinte, aber ich fühlte, daß diese plötzliche Wendung sehr ernst war. Ich wandte ein, für diese Aufgabe nicht geeignet zu sein, da sie ungewöhnlichen Mut erforderte, den ich nicht hatte. Ich sagte ihm, daß ich eher dazu neigte, über Handlungen zu sprechen, die andere vollbrachten. Ich wollte seine Ansichten und Meinungen über alles hören. Ich sagte ihm, daß ich glücklich wäre, wenn ich nur dasitzen und tagelang zuhören könnte. Für mich würde das Lernen bedeuten.
Er hörte zu, ohne mich zu unterbrechen. Ich redete sehr lange. Dann sagte er: »Das ist alles sehr einfach zu verstehen. Furcht ist der erste natürliche Feind, den ein Mann auf dem Weg zum Wissen überwinden muß. Übrigens bist du neugierig Das gleicht es wieder aus. Und du wirst lernen, auch gegen deinen Willen, das ist die Regel.«
Ich widersprach noch eine Weile und versuchte, ihn davon abzubringen Aber er schien überzeugt zu sein, daß ich nichts anderes tun könne, als zu lernen.
»Du denkst nicht in der richtigen Ordnung«, sagte er.
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