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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Fingern die weiche Erde von ihm und legte etwa zehn Zentimeter einer großen, knolligen, gegabelten Wurzel frei, deren Dicke sich deutlich von der des vergleichsweise zarten Stiels abhob. Don Juan sah mich an und sagte, die Pflanze sei »männlich«, weil die Wurzel sich genau da gabelte, wo sie in den Stiel überging. Dann stand er aufging weg und suchte irgend etwas. »Wonach suchst du, Don Juan?«
    »Ich will einen Stock finden.«
    Ich begann umherzusehen, aber er hielt mich auf. »Du nicht! Du setzt dich.« Er zeigte auf einige Felsbrocken sechs Meter von uns. »Ich werde ihn finden.«
    Nach einer Weile kam er mit einem langen, trockenen Ast zurück. Er benutzte den Stock zum Graben und löste an den zwei ausemanderstehenden Gabeln der Wurzel vorsichtig die Erde. Er legte sie bis auf eine Tiefe von 60 Zentimeter frei. Als er tiefer grub, wurde der Boden so fest, daß es praktisch unmöglich wurde, ihn mit dem Stock zu lösen.
    Er hörte auf und setzte sich, um Atem zu holen. Ich setzte mich neben ihn. Lange Zeit redeten wir nicht. »Warum gräbst du sie nicht mit der Schaufel aus?« fragte ich. » Sie könnte die Pflanze treffen und sie verletzen. Ich mußte einen Stock holen, der hierher gehört, so daß die Verletzung, wenn ich die Pflanze getroffen hätte, nicht ganz so schimm gewesen wäre wie eine solche von einer Schaufel oder einem fremden Ding.«
    »Was für eine Art Stock hast: du geholt?«
    »Jeder trockene Ast des Paloverde-Baums ist gut. Wenn es keine trockenen Äste gibt, mußt du einen grünen schneiden «
    «Kannst du auch die Äste irgendeines anderen Baumes verwenden?«
    »Ich sagte dir doch, nur Paloverde und keinen anderen.«
»Warum ist das so, Don Juan?«
    »Weil die yerba sehr wenig Freunde hat, und Paloverde ist der einzige Baum hier, der sich mit ihr verträgt - dem einzigen Wesen, das nach ihm greift oder sich an ihm fest: rankt (lo unico que prende). Falls du die Wurzel mit einer Schaufel beschädigst, wird sie nicht für dich wachsen, wenn du sie wieder einsetzt, aber wenn du sie mit einem Stock verletzt, ist es möglich, daß die Pflanze es nicht einmal spürt.«
    »Was wirst du jetzt mit der Wurzel machen?«
»Ich werde sie abschneiden. Du mußt mich jetzt allein lassen. Geh und such eine andere Pflanze und warte, bis ich dich rufe.«
    »Willst du nicht, daß ich dir helfe?«
»Du könntest mir helfen, aber nur, wenn ich dich bitte!« Ich ging fort und begann eine andere Pflanze zu suchen, um das starke Verlangen zu unterdrücken, heimlich zuzusehen. Nach einer Weile kam er zu mir.
    »Laß uns jetzt die weibliche Pflanze suchen«, sagte er. »Wie unterscheidest du sie?«
    »Die wabliche Pflanze ist höher und wächst über dem Boden so, daß sie wirklich wie ein kleiner Baum aussieht. Die männliche Pflanze ist massig und verbreitet sich dicht über dem Boden und sieht mehr wie ein dichter Strauch aus. Wenn wir die weibliche Pflanze ausgraben, wirst du sehen, daß sie eine einzige Wurzel hat, die ziemlich tief hinunterreicht, bevor sie sich gabelt. Bei der männlichen Pflanze dagegen beginnt die Gabelung der Wurzel am Stiel.«
    Wir durchsuchten zusammen das Datura-Gebiet Dann zeigte er auf eine Pflanze und sagte: »Das ist eine weibliche Pflanze.« Und er begann, sie wie die andere auszugraben. Als er die Wurzel freigelegt hatte, konnte ich sehen, daß sie so war, wie er sie beschrieben hatte. Ich ging wieder fort, als er so weit war, sie abzuschneiden.
    Als wir zu seinem Haus kamen, öffnete er das Bündel, in das er die Datura-Pflanzen gelegt hatte. Er nahm die größere, längere Pflanze zuerst und wusch sie in einer großen Metallschüssel. Sehr vorsichtig rieb er den Sand von Wurzel, Stiel und Blättern. Nach dieser gründlichen Reinigung machte er mit einem kurzen, gezahnten Messer einen leichten Schnitt um die Gabelung und trennte den Stiel von der Wurzel, indem er sie auseinanderbrach. Er nahm den Stiel, trennte alles davon ab und legte die Blätter, die Blüten und die stacheligen Samenkapseln auf einzelne Haufen. Er warf alles weg, was trocken oder von Würmern verdorben war und behielt nur die unversehrten Teile. Er band Schnüre um die zwei Teile der Wurzeln, brach sie auseinander, nachdem er einen leichten Schnitt an der Gabelung gemacht hatte, und erhielt zwei Wurzelteile gleicher Größe.
    Dann nahm er ein Stück grobe Leinwand und legte die zwei zusammengebundenen Wurzelstücke hinein; darüber legte er die ordentlich gebündelten Blätter, dann die Blüten, die

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