Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens
Pflanze, die am weitesten entfernt von deiner Pflanze wächst. Alle Teufelskrautpflanzen, die zwischen ihnen wachsen, gehören dir. Wenn sie später Samen tragen, kannst du dein Gebiet vergrößern, indem du auf dem Weg dem Wasserverlaufjeder Pflanze folgst.«
Er gab mir sehr genaue Anweisungen zur Beschaffung eines Schneidewerkzeugs. Das Schneiden der Wurzel, sagte er, müsse auf folgende Weise geschehen. Zuerst mußte ich die Pflanze aussuchen, die ich schneiden wollte, und an der Stelle, wo die Wurzel auf den Stiel traf, die Erde entfernen. Zweitens mußte ich genau den gleichen Tanz wiederholen, den ich beim Wiedereinpflanzen der Wurzel getanzt hatte. Drittens mußte ich den Stiel abschneiden und die Wurzel im Boden lassen. Der letzte Schritt war das Ausgraben von vierzig Zentimeter Wurzel. Er ermahnte mich, nicht zu sprechen und während dieser Handlung keine Gefühle zu verraten.
»Du solltest zwei Tücher mitnehmen«, sagte er. »Breite sie auf dem Boden aus und lege die Pflanzen darauf. Dann schneide die Pflanzen in
Stücke und lege sie übereinander. Du kannst sie ordnen, wie du willst; aber du mußt dich immer an die Ordnung, die du gewählt hast, erinnern, denn so mußt du es dann immer tun. Bring mir die Pflanzen, sobald du sie hast.«
Sonnabend, 6. Juli 1963
Am Montag, dem1. Juli, schnitt ich die Datum-Pflanzen, um die Don Juan gebeten hatte. Für den Tanz um die Pflanzen wartete ich, bis es ziemlich dunkel war, weil ich von niemandem gesehen werden wollte. Ich war ziemlich aufgeregt Ich war sicher, daß irgend jemand Zeuge meiner seltsamen Handlungen sein würde. Ich hatte vorher die Pflanzen ausgesucht, die ich für männlich und weiblich hielt. Ich mußte von jeder vierzig Zentimeter Wurzel abschneiden, und mit einem Holzstück war es keine leichte Aufgabe, so tief zu graben. Ich brauchte Stunden. Ich mußte die Arbeit in völliger Dunkelheit beenden, und als ich soweit war, sie abzuschneiden, mußte ich eine Taschenlampe nehmen. Meine ursprüngliche Furcht, daß jemand mich beobachten könnte, war gering, verglichen mit der Angst, daß nun jemand das Licht in den Büschen entdecken würde. Am Dienstag, dem 2. Juli, brachte ich die Pflanzen zu Don Juan. Er öffnete das Bündel und untersuchte die Stücke. Er sagte, er müsse mir noch die Samen seiner Pflanzen geben. Er schob mir einen Mörser zu. Er nahm einen Glaskrug und schüttete seinen Inhalt -getrocknete, zusammenklebende Samen - in den Mörser.
Ich fragte ihn, woher sie kämen, und er sagte, es seien Samen, die von Kornwürmern gegessen werden. Unter den Samen befanden sich nicht wenige Käfer - kleine, schwarze Kornkäfer. Er sagte, es seien besondere Insekten, und wir müßten sie herausnehmen und in einen anderen Krug tun. Er gab mir einen anderen Krug, der zu einem Drittel mit den gleichen Komwürmem angefüllt war. Ein Stück Papier in dem Krug verhinderte, daß die Würmer herauskrochen.
»Das nächste Mal mußt du die Würmer deiner eigenen Pflanze nehmen«, sagte Don Juan. »Am besten schneidest du die Samenkapseln mit kleinen Löchern auf; sie sind voller Insekten. Öffne die Kapsel und kratze alles in den Krug Sammle eine Handvoll Würmer und lege sie in ein anderes Gefäß. Behandle sie grob. Sei nicht rücksichtsvoll oder vorsichtig mit ihnen. Nimm eine Handvoll der zusammenklebenden Samen, die die Würmer gegessen haben und eine Handvoll von dem Pulver der Würmer und vergrabe den Rest an irgendeiner Stelle in dieser Richtung (der zeigte nach Südosten) von deiner Pflanze. Dann sammle gute trockne Samen und hebe sie getrennt auf. Du kannst sammeln, soviel du willst. Du kannst sie immer gebrauchen. Es ist gut, die Samen gleich dort aus ihren Kapseln zu nehmen, so daß du alles auf einmal vergraben kamst.« Dann forderte mich Don Juan auf, die zusammenklebenden Samen zuerst zu mahlen, dann die Eier der Kornwürmer, dann die Würmer und zuletzt die guten, trockenen Samen. Als alles zu einem feinem Pulver gemahlen war, nahm Don Juan die Stücke der Datum, die ich geschnitten und zusammengelegt hatte. Er trennte die männliche Wurzel und wickelte sie sorgfältig in ein Tuch. Er gab mir den Rest und forderte mich auf, alles in kleine Stücke zu schneiden, sie gut zu zerstoßen und jedes bißchen Saft in einem Topf aufzufangen. Er sagte, ich müßte sie in der gleichen Ordnung zerstoßen, in der ich sie zusammengelegt hatte.
Als ich fertig war, mußte ich eine Tasse kochendes Wasser abmessen und es mit dem ganzen Inhalt des
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