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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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ich mich ausziehen sollte. Don Juan drängte zur Eile. Er sagte, es sei keine Zeit herumzuspielen. Ich zog alle meine Kleider aus. Er nahm sein Knochenstück und zeichnete zwei horizontale Linien auf die Oberfläche der Paste und teilte den Inhalt der Schüssel so in gleiche Teile. Dann begann er in der Mitte der oberen Linie einen senkrechten Strich im rechten Winkel zu den beiden anderen Linien zu zeichnen und teilte die Paste so in fünf Teile. Er zeigte auf den unteren rechten Teil und sagte, dies sei für meinen linken Fuß. Der Teil darüber war für mein linkes Bein. Der oberste und größte Teil war für meine Geschlechtsteile. Der nächste darunter auf der linken Seite war für mein rechtes Bein, und der untere linke Teil war für meinen rechten Fuß. Ich mußte die für meinen linken Fuß bestimmte Paste sorgfältig auf meine Fußsohle reiben. Dann zeigte er mir, wie ich die Paste an der Innenseite meines linken Beines, auf meine Geschlechtsteile, die Innenseite des rechten Beines hinunter und schließlich auf meine rechte Fußsohle reiben sollte. Ich folgte sehen Anweisungen. Die Paste war kalt und hatte einen seltsam starken Geruch. Als ich mit dem Einreiben fertig war, richtete ich mich auf. Der Geruch der Mixtur stieg mir in die Nase. Er erdrückte mich. Der scharfe Geruch würgte mich richtig Er war wie eine Art Gas. Ich versuchte, durch den Mund zu atmen und mit Don Juan zu sprechen, aber ich konnte es nicht Don Juan starrte mich ständig an. Ich ging einen Schritt auf ihn zu. Meine Beine waren weich und lang, extrem lang Ich machte einen weiteren Schritt. Meine Kniegelenke fühlten sich so elastisch wie ein Sprungstab an; sie zitterten und vibrierten und zogen sich elastisch zusammen. Ich bewegte mich voran. Die Bewegungen meines Körpers waren langsam und zitternd; es war mehr wie ein bebendes Auf und Ab. Ich sah hinunter und sah auf Don Juan, der unter mir saß, weit unter mir. Der Antrieb trug mich einen Schritt weiter, und dieser Schritt war noch elastischer und länger. Und von da an schwebte ich. Ich erinnerte mich, einmal heruntergekommen zu sein; dann stieß ich mich mit beiden Füßen ab, sprang rückwärts und glitt auf meinem Rücken. Ich sah den dunklen Himmel über mir und die Wolken, die an mir vorbeizogen. Ich beugte meinen Körper, um hinuntersehen zu können. Ich sah die dunkle Masse des Gebirges. Meine Geschwindigkeit war sehr schnell. Meine Arme waren fest angelegt. Mein Kopf bestimmte die Richtung. Wenn ich ihn nach hinten gebeugt hielt, machte ich senkrechte Kreise. Wenn ich den Kopf zur Seite drehte, veränderte ich die Richtung. Ich erlebte eine Freiheit und Geschwindigkeit, die ich noch nie erfahren hatte. Die herrliche Dunkelheit gab mir ein Gefühl von Traurigkeit, vielleicht von Sehnsucht. Es war, als hätte ich einen Platz gefunden, zu dem ich gehörte - die Dunkelheit der Nacht. Ich versuchte mich umzusehen, aber alles, was ich wahrnahm, war die ruhige Nacht, und doch hatte sie so viel Macht.
    Plötzlich wußte ich, daß es Zeit war hinunterzugehen; es war als hätte ich einen Befehl bekommen, dem ich zu gehorchen hätte. Und ich begann wie eine Feder herabzutaumeln Mir wurde schlecht durch diese Bewegung. Sie war langsam und ruckartig, so als würde ich durch Flaschenzüge herabgelassen. Ich erbrach mich. Mein Kopf schien von den fürchterlichsten Schmerzen zu zerspringen. Eine Art Schwärze umgab mich. Ich war mir des Zustands bewußt, darin gefangen zu sein.
    Dann erinnere ich mich an das Gefühl aufzuwachen. Ich war in meinem Bett in meinem eigenen Zimmer-. Ich setzte mich auf. Und das Bild meines Zimmers löste sich auf. Ich stand auf. Ich war nackt! Durch das Aufstehen wurde mir wieder übel. Ich erkannte einige der Grenzsteine. Ich war ungefähr eine halbe Meile von Don Juans Haus entfernt in der Nähe seiner Datura-Pflanzen Plötzlich fügte sich alles zusammen, und mir wurde klar, daß ich nackt den ganzen Weg zu seinem Haus zurückgehen müßte. Ohne Kleider zu sein, war ein großer psychologischer Nachteil, aber dagegen kcnnte ich nichts tun. Ich dachte daran, mir einen Rock aus Zweigen zu machen, aber der Gedanke schien lächerlich, und außerdem würde es bald dämmern, denn das morgendliche Zwielicht hatte schcn eingesetzt. Ich vergaß mein Unbehagen und meine Übelkeit und begann, zum Haus zurückzugehen. Ich wurde von der Furcht verfolgt, entdeckt zu werden. Ich sah mich nach Leuten und Hunden um. Ich versuchte zu laufen, aber meine Füße schmerzten auf

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