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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Büschen«, erwiderte er scharf aber gleich begann er wieder zu lachen. »Der Ärger mit dir ist, daß du die Dinge nur auf eine Art verstehst. Du glaubst nicht, daß ein Mann fliegt; und doch kann ein brujo in Sekundenschnelle tausend Meilen zurücklegen, um zu sehen, was vor sich geht. Er kann seinen Feinden auf große Entfernung einen Schlag versetzen. So, fliegt er also oder fliegt er nicht ?«
    »Wirklich, Don Juan, du und ich sehen die Dinge verschieden. Angenommen, um nur ein Beispiel zu geben, einer, mit dem ich studiere, wäre hier bei mir gewesen, als ich das Teufelskraut nahm. Wäre es ihm möglich gewesen, mich fliegen zu sähen?«
    »Da bist du wieder mit deinen Fragen, was würde geschehen wenn... Es ist sinnlos, so zu reden. Wenn dein Freund oder irgend jemand anders die zweite Dosis des Krauts nimmt, kann er nicht anders als fliegen. Wenn er dich also nur beobachtet hätte, hätte er dich vielleicht fliegen sehen oder auch nicht. Das hängt von ihm selbst ab.«
    »Aber ich meine Don Juan, wenn du und ich einen Vogel fliegen sehen, sind wir uns einig, daß er fliegt. Aber wenn zwei meiner Freunde mich hätten fliegen sehen, wie ich es letzte Nacht tat, hätten sie dann beide geglaubt, daß ich geflogen bin?«
»Ja, vielleicht. Du glaubst, daß Vögel fliegen, weil du sie fliegen sahst. Fliegen ist eine bekannte Sache bei Vögeln. Aber du stimmst nicht anderen Dingen zu, die Vögel tun, weil du sie niemals bei Vögeln gesehen hast. Wenn deine Freunde von Männern wüßten, die mit dem Teufelskraut fliegen, würden sie sich einig sein.«
    »Ich will es noch anders sagen, Don Juan. Ich wollte sagen, wenn ich mich mit einer schweren Kette an einem Felsen festgemacht hätte, wäre ich dann genauso geflogen, weil mein Körper nichts mit meinem Fliegen zu tun hatte?«
    Don Juan sah mich kopfschüttelnd an. »Wenn du dich an einen Felsen kettest«, sagte er, »dann, befürchte ich, wirst du mit einem Felsen an seiner schweren Kette fiegen müssen.«
    Das Sammeln der Bestandteile und ihre Zubereitung für die Rauchmixtur bildeten einen jährlichen Zyklus. Im ersten Jahr lehrte mich Don Juan das Verfahren. Im Dezember 1962, dem zweiten Jahr, als der Zyklus erneuert wurde, gab mir Don Juan nur noch Anweisungen; ich sammelte die Bestandteile selbst, bereitete sie vor und hob sie bis zum nächsten Jahr auf. Im Dezember 1963 fing zum dritten Mal ein neuer Zyklus an. Don Juan zeigte mir dann das Zusammenstellen der getrockneten Bestandteile, die ich im vorausgegangenen Jahr gesammelt und vorbereitet hatte. Ich hob die Rauchmixtur in einem kleinen Lederbeutel auf, und wir gingen noch einmal los, um die verschiedenen  Zutaten für das folgende Jahr zu sammeln. Während des Jahres, das zwischen dem Sammeln lag, erwähnte Don Juan nur selten den »kleinen Rauch«. Aber jedesmal, wenn ich zu ihm kam, ließ er mich seine Pfeife halten, und der Vorgang des »Vertraut Werdens« mit der Pfeife entwickelte sich so, wie er es beschrieben hatte. Er legte die Pfeife ganz allmählich in meine Hände. Er verlangte absolute und gründliche Kcnzentraticn bei dieser Handlung und gab mir sehr genaue Anweisungen Jedes Herumspielen mit der Pfeife würde unvermeidlich mit seinem oder meinem Tod enden, sagte er. Sobald wir den dritten Zyklus des Sammelns und Zubereitens beendet hatten, begann Don Juan zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr über den Rauch als einen Verbündeten zu sprechen.

Montag, 23. Dezember 1963  
    Wir hatten einige gelbe Blumen für die Mixtur gesammelt und fuhren zu seinem Haus zurück. Die Blumen gehörten zu den notwendigen Bestandteilen. Ich machte die Bemerkung, daß wir in diesem Jahr die Bestandteile nicht nach der gleichen Ordnung sammelten wie im vergangenen Jahr. Er lachte und sagte, der Rauch sei nicht so launisch oder kleinlich wie das Teufelskraut. Für den Rauch war die Ordnung des Sammelns unbedeutend; es wurde nur verlangt, daß der Mann, der die Mixtur gebrauchen würde, sorgfältig und genau zu sein hätte. Ich fragte Don Juan, was wir mit der Mixtur machen würden, die er vorbereitet und mir zum Aufbewahren gegeben hatte. Er antwortete, sie gehöre mir, und fügte hinzu, daß ich sie sobald als möglich gebrauchen müßte. Ich fragte ihn, wieviel jedesmal nötig sei. Der schmale Beutel, den er mir gegeben hatte, enthielt ungefähr dreimal soviel, wie in einem kleinen Tabakbeutel enthalten ist. Er sagte mir, ich müßte den ganzen Inhalt meines Beutels während eines Jahres verbrauchen, und

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