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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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ergangen sein mußte, als er ihn, Don Juan, zum ersten Mal rauchen sah.
    »Warum hattest du Angst? War ich so furchterregend?« fragte ich.
    »Ich hatte nie zuvor jemanden rauchen sehen.«
»Hast du nicht deinen Wohltäter rauchen sehen?«
»Nein.«
    »Hast du auch dich selbst niemals dabei gesehen?«
    »Wie könnte ich das?«
»Du könntest vor einem Spiegel rauchen.« Er antwortete nicht, starrte mich nur an und schüttelte den Kopf. Ich fragte ihn dann noch, ob es möglich sei, dabei in einen Spiegel zu sehen. Er sagte, es sei möglich, obwohl es sinnlos sei, denn man Würde wahrscheinlich, wenn nicht vor Angst, dann aus anderen Gründen sterben. Ich sagte: »Dann muß man erschreckend aussehen.«
    »Ich habe mich mein ganzes Leben über dieselbe Sache gewundert«, sagte er - . »Ich habe jedoch nicht gefragt; noch habe ich in einen Spiegel gesehen. Ich habe nicht einmal daran gedacht.« «Wie kann ich es dann herausfinden?«
    »Du wirst so wie ich warten müssen, bis du den Rauch an jemanden weitergibst - natürlich nur, wenn du ihn jemals meisterst. Dann wirst du sehen, wie ein Mann aussieht. Das ist die Regel.«
    »Was würde geschehen, wenn ich vor einer Kamera rauchen und von mir selbst eine Aufnahme machen würde?«
»Ich weiß nicht. Der Rauch würde sich wahrscheinlich gegen dich wenden. Ich vermute, daß du ihn für sc harmlos hältst, daß du glaubst, mit ihm spielen zu können.«
    Ich sagte ihm, daß ich nicht spielen wollte, aber daß er mir gesagt hatte, der Rauch verlange keine Schritte und daß ich glaubte, es könne nichts schaden, wissen zu wollen, wie man aussieht. Er korrigierte mich und sagte, daß er gemeint habe, es sei nicht nötig einer bestimmten Ordnung zu fclgen, sc wie es sie beim Teufelskraut gibt. Für den Rauch sei nur die richtige Haltung notwendig, sagte er. In dieser Hinsicht müsse man die Regel sehr genau befolgen. Er erklärte mir an einem Beispiel, daß es unwichtig sei, welche Zutat für die Mixtur zuerst gepflückt wurde, solange die Menge stimmte. Ich fragte ihn, ob es Schaden anrichten würde, wenn ich anderen über meine Erfahrung erzählte. Er antwortete, die einzigen Geheimnisse, die niemals verraten werden sollten, seien die Zubereitung der Mixtur und die Art, wie man sich bewegte und wie man zurückkam; alles andere, was damit zu tun hätte, sei unwichtig.
    Meine letzte Begegnung mit Mescalito war eine Folge von vier Treffen, die an vier aufeinanderfolgenden Tagen stattfanden. Don Juan nannte dieses lange Treffen ein mitote. Es war eine Peyote-Zeremonie für peyoteros und Lernende. Es waren zwei ältere Männer anwesend, ungefähr in Don Juans Alter, von denen einer der Anführer war, und mit mir fünf jüngere Männer.
    Die Zeremonie fand in Chihuahua, Mexiko, nahe der texani-schen Grenze statt. Sie bestand im Singen und dem Einnehmen von Peyote während der Nacht. Tagsüber versorgten Frauen, die sich außerhalb des Zeremonienortes aufhielten, jeden Mann mit Wasser, und nur eine symbolische Menge ritueller Nahrung wurdejeden Tag verzehrt.

Sonnabend, 12. September 1964  
    Während der ersten Nacht der Zeremonien, am Donnerstag, dem 3. September, nahm ich acht Peyote-buttons zu mir. Sie hatten keine oder jedenfalls nur eine sehr schwache Wirkung auf mich. Ich hielt fast die ganze Nacht meine Augen geschlossen. Ich fühlte mich viel besser so. Ich schlief nicht ein und war auch nicht müde. Am Schluß dieses Treffens wurde das Singen merkwürdig. Für einen kurzen Moment fühlte ich mich mitgerissen und wollte weinen, aber als das Lied endete, verschwand das Gefühl.
    Wir standen alle auf und gingen nach draußen. Die Frauen gaben uns Wasser. Einige der Männer spülten sich nur den Mund, andere tranken. Die Männer sagten überhaupt nichts, aber die Frauen schwatzten und kicherten den ganzen Tag Die rituelle Nahrung wurde mittags gereicht. Es war gekochter Mais. Das zweite Treffen begann am Freitag, dem 4. September, bei Sonnenuntergang. Der Anführer sang sein Peyotelied, und der Zyklus des Singens und des Einnehmens der Peyote-button.s begann von neuem. Es endete am Morgen, als jeder im Einklang mit den anderen sein eigenes Lied sang
    Als ich hinausging, sah ich nicht so viele Frauen wie am Tag zuvor-. Jemand gab mir Wasser, aber meine Umgebung beschäftigte mich nicht mehr. Ich hatte wieder acht buttons genommen, aber die Wirkung war anders.
    Es muß gegen Ende des Treffens gewesen sein, als sich das Singen ungewöhnlich steigerte und alle auf einmal sangen. Ich

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