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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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oder außerhalb meiner Reichweite war, mußte ein Augenblick kommen, in dem ich ihm meinen Rücken zukehrte. Ich war sicher, daß der Pfahl in diesem Augenblick verschwinden müßte, weil er tatsächlich hinter mir sein würde.
    Dann umkreiste ich den Pfahl, aber er blieb vor meinen Augen, während ich um ihn herumging In einem Wutanfall packte ich ihn mit beiden Händen, aber meine Hände gingen durch ihn hindurch. Ich griff in die Luft. Sorgfältig schätzte ich die Entfernung zwischen dem Pfahl und mir selbst.
    Ich dachte, es müsse ein Meter sein. Das heißt, meine Augen nahmen es als einen Meter wahr. Einen Augenblick lang spielte ich mit der Wahrnehmung der Entfernung, drehte meinen Kopf von Seite zu Seite und sah abwechselnd mit jedem Auge den Pfahl und dann den Hintergrund an. So wie ich die Entfernung beurteilte, war der Pfahl eindeutig vor mir, vielleicht einen Meter entfernt. Ich streckte die Arme aus, um meinen Kopf zu schützen und stürzte mit aller Kraft auf ihn ein. Es war die gleiche Empfindung - ich ging durch den Pfahl. Diesmal landete ich auf dem Boden. Ich stand wieder auf. Und das Aufstehen war vielleicht das Ungewöhnlichste, was ich in dieser Nacht tat. Ich dachte mich auf! Um aufzustehen, gebrauchte ich nicht meine Muskeln und mein Knochenskelett, wie ich es gewöhnlich tue, denn ich hatte die Beherrschung über sie verloren. Ich wußte es in dem Augenblick, als ich zu Boden fiel. Aber meine Neugier hinsichtlich des Pfahls war so groß, daß ich mich in einer Art Reflexhandlümg »hochdachte«. Und bevor mir vcllig klar war, daß ich mich nicht bewegen konnte, stand ich auch schon. Ich rief Don Juan um Hülfe;. Einmal schrie ich wahnsinnig laut, aber Don Juan rührte sich nicht. Er sah mich weiter mit einem Seitenblick an, als wollte er mir sein Gesicht nicht ganz zudrehen. Ich machte einen Schritt auf ihn zu, aber statt vorwärts zu gehen, taumelte ich nach hinten und fiel gegen die Wand. Ich wußte, daß ich mit dem Rücken dagegen geschlagen war, aber die Wand fühlte sich nicht hart an; ich war in einer weichen, schwammigen Substanz gebettet - der Wand. Meine Arme waren seitlich ausgestreckt, und langsam schien mein ganzer Körper in der Wand zu versinken. Ich konnte nur nach vorn in das Zimmer sehen. Don Juan beobachtete mich noch immer, aber er machte keine Bewegung, mir zu helfen. Ich machte eine letzte Anstrengung, meinen Körper aus der Wand zu schnellen, aber ich sank nur tiefer und tiefer. Mit unbeschreiblicher Angst fühlte ich, wie sich die schwammige Wand über meinem Gesicht schloß. Ich versuchte die Augen zu schließen, aber sie blieben weit geöffnet. Ich erinnere mich nicht, was dann noch passierte. Plötzlich stand Don Juan sehr nahe vor mir. Wir waren im anderen Zimmer - . Ich sah seinen Tisch, den Lehmofen mit dem brennenden Feuer, und mit einem Augenwinkel erkannte ich den Zaun draußen vor dem Haus. Ich konnte alles sehr klar sehen. Don Juan hatte die Petroleumlampe geholt und an den mittleren Balken des Zimmers gehängt. Ich versuchte in eine andere Richtung zu sehen, aber meine Augen waren starr nach vorn gerichtet. Ich konnte keinen Teil meines Körpers unterscheiden oder fühlen. Mein Atem war nicht wahrnehmbar. Aber meine Gedanken waren äußerst klar. Mir war vollständig bewußt, was um mich geschah. Don Juan kam auf mich zu, und die Klarheit meiner Gedanken verschwand. Etwas schien in mir aufzuhören. Es gab keine Gedanken mehr. Ich sah Don Juan kommen, und ich haßte ihn. Ich wollte ihn zerreißen. Ich hätte ihn umbringen können, aber ich konnte mich nicht bewegen. Zuerst bemerkte ich schwach einen Druck auf meinem Kopf, aber auch er verschwand. Es blieb nur eins übrig - überwältigender Zorn auf Don Juan. Ich sah ihn nur wenige Zentimeter vor mir - . Ich wollte ihn zerreißen. Ich merkte, daß ich stöhnte.. Etwas in mir begann sich zu verkrampfen, ich hörte Don Juan mit mir reden. Seine Stimme war sanft und beruhigend, und ich empfand sie unendlich anziehend. Er kam noch näher und begann ein spanisches Wiegenlied zu singen.
    »Frau Santa Ana, warum weint das Baby? Wegen eines Apfels, den es verioen hat Ich werde Euch einen geben. Ich werde Euch zwei geben. Einen für den Jungen und einen für Euch. (Senora Santa Ana, porque lloa el nino? Por una manzana que se le ha perdido. Yo le dare una Yo le aare dos. Una para el nino y otra para vos.)« Wärme durchströmte mich. Wärme des Herzens und der Gefühle. Don Juans Worte waren ein fernes Echo. Sie

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