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Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens

Titel: Don Juan 01 - Die Lehren des Don Juan. Ein Yaqui-Weg des Wissens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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selbst?«
    »Naja, ich weiß nicht. Ich kann nur sagen, was ich empfunden habe.«
    »Das ist alles, was in Wirklichkeit da ist - das, was du gefühlt hast.«
    »Aber wie hast du mich gesehen, Don Juan? Wie habe ich mich gezeigt?«
    »Wie ich dich gesehen habe, ist unbedeutend. Es ist wie das eine Mal, als du den Pfahl ergriffst. Du fühltest, daß er nicht da sei und gingst um ihn herum, um sicher zu sein, daß er da sei. Aber als du auf ihn zusprangst, fühltest du wieder, daß er nicht wirklich da war.«
    »Aber du hast mich so gesehen, wie ich jetzt bin, nicht wahr?«
»Nein! Du warst nicht so, wie du jetzt bist!«
»Das stimmt! Das gebe ich zu. Aber ich hatte meinen Körper, nicht wahr, obwohl ich ihn nicht fühlen konnte?«
»Nein! Verdammt nochmal! Du hattest keinen Körper, nicht so einen, wie du ihnjetzt hast!«
»Was geschah dann mit meinem Körper?«
    »Ich dachte, du hättest verstanden. Der kleine Rauch nahm deinen Körper.«
    »Aber wohin verschwand er?«
    »Woher zum Teufel, glaubst du, soll ich das wissen?«'
    Es war sinnlos, weiter zu versuchen, eine »rationale«: Erklärung zu bekommen. Ich sagte ihm, ich wollte nicht streiten oder dumme Fragen stellen, aber wenn ich für richtig annahm, daß es möglich sei, meinen Körper zu verlieren, würde ich mein ganzes rationales Denken verlieren.
    Er fand, daß ich wie gewöhnlich übertrieb und daß ich durch den kleinen Rauch nichts verloren hatte noch verlieren würde.

Dienstag, 28. Januar 1964
    Ich fragte Don Juan, was er davon hielt, wenn man den Rauch jedem gäbe, der diese Erfahrung machen wollte.. Er antwortete empört, daß man den Rauch nicht jedem geben könnte, da es das gleiche wäre, wie ihn umzubringen, denn er hätte niemanden, der ihn leiten konnte Ich bat Don Juan, mir zu erklären, was er meinte. Er sagte, ich sei hier, ich lebte, spräche mit ihm, weil er mich zurückgebracht hatte.. Er hatte meinen Körper wiederhergestellt Ohne ihn wäre ich nicht aufgewacht
    »Wie hast du meinen Körper wiederhergestellt, Don Juan?«
»Das wirst du später lernen, aber du wirst lernen müssen, es ganz allein zu tun. Aus diesem Grund möchte ich, daß du soviel als möglich lernst, solange ich noch da bin. Du hast genug Zeit vergeudet, dumme, unsinnige Fragen zu stellen. Aber vielleicht bist du nicht dazu bestimmt, alles über den kleinen Rauch zu lernen.«
    »Ja, was soll ich dann tun?«,
    »Laß den Rauch dich soviel lehren, wie du lernen kannst.«
»Lehrt denn der Rauch auch?«
»Natürlich lehrt er.«
    »Lehrt er so wie Mescalito?«
    »Nein, er ist kein Lehrer wie Mescalito. Er zeigt nicht dieselben Dinge.«
    »Aber was lehrt dann der Rauch?«
    »Er zeigt dir, wie du mit seiner Macht umzugehen hast und daß du ihn, so oft du kannst, nehmen mußt.«
    »Dein Verbündeter ist sehr erschreckend, Don Juan. Es war anders als alles, was ich je zuvor erlebt habe. Ich glaubte, meinen Verstand verloren zu haben.«
    Aus irgendeinem Grund war dies das beunruhigendste Bild, das mir einfiel. Ich betrachtete das ganze Ereignis unter dem besonderen Blickwinkel meiner anderen haluzinogenen Erfahrungen, die ich als Vergleich nahm, und das einzige, was mir wieder und wieder einfiel, war, daß man durch den Rauch den Verstand verlieren würde. Don Juan ließ meinen Vergleich nicht gelten und sagte, daß das, was ich fühlte, seine unvorstellbare Macht sei. Um mit dieser Macht umzugehen, sagte er, muß man ein überzeugendes Leben führen. Die Vorstellung von einem überzeugenden Leben betrifft nicht nur die Vorbereitungszeit, sondern sie schließt auch die Haltung des Mannes nach der Erfahrung ein. Er sagte, der Rauch sei so stark, daß man ihm nur Stärke entgegensetzen könne; denn sonst würde das Leben eines Mannes in Stücke zerspringen. Ich fragte ihn, ob der Rauch auf jeden die gleiche Wirkung hätte. Er sagte, daß er eine Verwandlung hervorrufe, aber nicht in jedem.
    »Was ist dann der besondere Grund dafür, daß der Rauch die Verwandlung in mir hervorgerufen hat?« fragte ich. »Ich glaube, das ist eine sehr dumme Frage. Du hast jeden notwendigen Schritt befolgt Es ist kein Wunder, daß der Rauch dich verwandelt hat.«
    Ich bat ihn noch, mir etwas über meine Erscheinung zu sagen. Ich wollte wissen, wie ich aussah, denn das Bild körperlosen Wesens, das er mir in den Kopfgesetzt hatte, war verständlicherweise unerträglich.
    Um die Wahrheit zu sagen, erwiderte er, hatte er Angst gehabt, mich anzusehen; es sei ihm so ergangen, wie es seinem Wohltäter

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