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Don Juan 04 - Der Ring der Kraft. Don Juan in den Städten

Titel: Don Juan 04 - Der Ring der Kraft. Don Juan in den Städten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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Don Juan, hätte ich angefangen, mir meiner leuchtenden Gestalt bewußt zu werden. Er empfahl mir, nicht in dem Wohlgefühl zu schwelgen, das ich empfand, denn es könnte sich in Selbstgefälligkeit verwandeln.
    »Im Augenblick«, meinte ich, »will ich nichts erklärt haben. Es ist ganz egal, was Don Genaro gestern abend mit mir gemacht hat.«
    »Ich habe nichts mit dir gemacht«, erwiderte Don Genaro. »Schau, ich bin es, Genaro! Dein Genaro! Faß mich doch an! Ich umarmte Don Genaro, und wir lachten beide wie Kinder. Er fragte mich, ob es mir nicht seltsam erscheine, daß ich ihn jetzt umarmen könne, während ich ihn das letzte Mal, als ich ihn hier traf, nicht hätte anrühren können. Ich versicherte ihm, derlei Fragen interessierten mich nicht mehr. Don Juan bemerkte, ich schwelgte jetzt wohl ganz im Gefühl, großzügig und gut zu sein.
    »Paß auf!« sagte er. »Ein Krieger legt seine Wachsamkeit nie ab. Wenn du weiterhin so glücklich bist, dann wirst du das bißchen Kraft, das dir geblieben ist, bald aufgezehrt haben.«
    »Was soll ich denn tun?« fragte ich.
    »Sei du selbst«, sagte er. »Zweifle an allem! Sei mißtrauisch!«
    »Aber es gefällt mir nicht, so zu sein. Don Juan.«
    »Es kommt nicht darauf an, was dir gefällt oder nicht. Worauf es einzig ankommt, ist: Was kannst du als Schild benutzen? Ein Krieger muß alles ihm Verfügbare benutzen, um seine tödliche Lücke zu schließen, sobald sie sich öffnet. Es ist also ganz unerheblich, daß es dir nicht gefällt, mißtrauisch zu sein oder Fragen zu stellen. Die ist jetzt dein einziger Schild. Schreib, schreib! Sonst stirbst du. An freudiger Erregung zu sterben, das ist ein kläglicher Tod.«
    »Wie sollte ein Krieger denn sterben?« fragte Don Genaro genau in meinem Tonfall.
    »Ein Krieger stirbt schwer«, sagte Don Juan. »Sein Tod muß mit ihm kämpfen, wenn er ihn holen will. Ein Krieger wirft sich ihm nicht in die Arme.«
    Don Genaro riß die Augen gewaltig auf, dann blinzelte er. »Was Genaro dir gestern gezeigt hat. ist von größter Wichtigkeit«, fuhr Don Juan fort. »Du kannst es jetzt nicht durch frommen Eifer von dir abwehren. Gestern sagtest du mir, du interessiertest dich nur für den Doppelgänger. Aber sieh, was du jetzt machst! Du kümmerst dich gar nicht mehr um ihn. Das ist das Problem mit den Übereifrigen, sie sind nach beiden Seiten übereifrig. Gestern nichts als Fragen, heute nichts als Einverständnis.«
    Ich wandte ein. er finde doch an allem, was ich tat, einen Makel, ganz gleich, wie ich es anstellte. »Das ist nicht wahr!« rief er. »An der Lebensweise eines Kriegers gibt es keinen Makel. Befolge sie, und niemand wird deine Handlungen kritisieren können. Wie war es zum Beispiel gestern? Es wäre der Art eines Kriegers gemäß gewesen, wenn du zuerst ohne Furcht und Mißtrauen Fragen gestellt hättest und dir dann von Genaro das Geheimnis des Träumers hättest zeigen lassen, ohne dich gegen ihn aufzulehnen und ohne dich zu erschöpfen. Heute entspräche es der Art eines Kriegers, wenn du aus dem, was du gelernt hast, die Summe zögest - ohne Überheblichkeit und ohne frommen Eifer. Tu das, und niemand wird einen Makel daran finden.« Nach dem Ton seiner Stimme zu urteilen, mußte Don Juan über meine Stümperei sehr verärgert sein. Aber er lächelte mir zu, und dann kicherte er, als müsse er über seine eigenen Worte lachen. Ich sagte ihm, ich hielte mich bloß zurück, da ich sie nicht mit meinen Grübeleien langweilen wolle. Tatsächlich war ich ganz überwältigt von dem, was Don Genaro getan hatte. Ich war überzeugt gewesen - obgleich es mir jetzt nicht mehr darauf ankam -, daß Don Genaro im Gebüsch gewartet hatte, bis Don Juan ihn rief. Später hatte er dann meine Furcht mißbraucht und sie ausgenutzt, um mich zu betäuben. Zweifellos war ich, als ich gewaltsam zu Boden gedrückt wurde, ohnmächtig geworden, und dann hatte Don Genaro mich wohl hypnotisiert.
    Don Juan wandte ein, ich sei zu stark, mich so leicht überwältigen zu lassen.
    »Was geschah also wirklich?« fragte ich ihn. »Genaro kam zu dir, um dir etwas ganz Außerordentliches mitzuteilen«, sagte er. »Als er aus dem Gebüsch kam, da war es Genaro, der Doppelgänger. Man könnte es noch anders ausdrücken, und dies würde es noch besser erklären, aber das kann ich jetzt noch nicht.«
    »Warum nicht, Don Juan?«
    »Weil du noch nicht bereit bist, über die Ganzheit des Selbst zu sprechen. Im Augenblick kann ich dir nur sagen, daß dieser

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