Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft
versuchen. «
»Wohi n ist Eligi o gegangen? «
»E r gin g dorthin , w o de r Nagua l un d Genar o sind.«
»Un d wohi n sin d de r Nagua l un d Genar o gegangen? «
»D u weiß t gan z gut, wohi n si e gegange n sind . Wills t d u mic h fü r dum m verkaufen?«
»Abe r da s ist’ s j a gerade , Don a Soledad . Ic h wil l Si e keinesweg s für dum m verkaufen.«
»Gut , dan n wil l ic h e s di r sagen , ic h kan n di r j a nicht s abschlagen . Der Nagua l un d Genar o sin d dorthi n gegangen , wohe r si e kame n – i n die ander e We l t . Al s ihr e Zei t u m war , trate n si e einfac h i n di e Dunkelheit hinaus , un d d a si e nich t wiederkomme n wollten , ha t di e Dunkelhei t der Nach t si e verschlungen. « Mi r wurd e klar , da ß e s sinnlo s war , weitere Frage n z u stellen . Ic h wollt e scho n da s Them a wechseln , abe r si e ka m mir zuvor . »Wi e d u gesprunge n bist , d a hattes t d u ein e Ahnun g vo n der andere n Welt« , fuh r si e fort . »Abe r vielleich t ha t de r Sprun g dic h verwirrt. Schade . Kan n ma n nicht s machen . E s is t dei n Schicksal , da ß d u ei n Mann bist . I n diese r Hinsich t sin d Fraue n besse r al s Männer . Si e brauche n nicht i n de n Abgrun d z u springen . Di e Fraue n habe n eine n eigene n Weg . Sie habe n ihre n eigene n Abgrund . Di e Fraue n menstruieren . Die s is t fü r si e die Pfort e zu r andere n Welt , sagt e de r Nagual . Wen n si e ihr e Peri o d e haben, verwandel n si e sic h i n etwa s andres . S o wa r e s jedenfalls , al s e r meine Mädche n lehrte . Fü r mic h wa r e s z u spät . Ic h bi n z u alt , daru m wei ß ich eigentlic h nicht , wi e dies e Pfort e aussieht . Abe r de r Nagua l verlangte , daß di e Mädche n au f alle s ach t en , wa s ihne n währen d diese r Zei t widerfährt. A n diese n Tage n nah m e r si e mi t i n di e Berg e un d blie b dor t mi t ihnen , bis si e de n Spal t zwische n de n Welte n sahen.
De r Nagua l kenn t kein e Skrupe l un d kein e Furcht . Daru m stie ß e r sie unbarmherzi g vorwärts . Si e sollte n selbs t herausfinden , da ß jed e Frau eine n Bruc h ha t – eine n Bruch , de n si e fü r gewöhnlic h gu t verbirgt. Währen d de r Period e abe r fäll t di e Tarnun g vo n ih r ab , gan z gleic h wi e gut si e gemach t ist , un d di e Fra u is t nackt . De r Nagua l stie ß mein e Mädc h en vorwärts , bi s si e halbto t waren , dami t si e lernten , diese n Spal t aufzutun. Si e habe n e s geschafft . E r ha t si e gezwungen , abe r si e brauchte n Jahre dazu. «
»Wi e ka m es , da ß si e sein e Lehrling e wurden? «
»Lidi a wa r seine erst e Schülerin . E r fan d sie , al s e r eine s Morgen s be i eine r verlassenen Hütt e i n de n Berge n Ras t machte . E s wa r nieman d da , un d doc h hatte n ihn di e Ome n sei t de m frühe n Morge n gerad e z u diese m Hau s gelockt . Die Bris e hatt e ih n geplagt : sobal d e r versuchte , ein e ander e Richtung einzuschlagen , konnt e e r nich t einma l meh r di e Auge n offenhalten . Al s er dahe r da s Hau s fand , wußt e er , da ß e s dami t etwa s Besondre s au f sich hatte . E r sucht e unte r eine m Haufe n Stro h un d Reisig , un d d a fan d e r ein Mädchen . Si e wa r seh r krank . Si e konnt e kau m sprechen , abe r si e sagte ihm , da ß si e vo n niemande m Hilf e brauche . Si e sagte , si e wolle weiterschlafen , un d fall s si e nich t meh r aufwache n würde , se i e s für niemande n ei n Verlust . De m Nagua l gefie l ihr e Einstellung , un d e r redete si e i n ihre r Sprach e an . E r sagte , e r würd e si e heile n un d fü r si e sorgen , bis si e wiede r z u Kräfte n käme . Si e weigert e sich . Si e wa r ein e Indianerin , die i m Lebe n nu r Müh e un d Plag e gekann t hatte . Si e erzählt e de m Nagual , daß si e scho n all e Arzneie n probier t habe , di e ihr e Elter n ih r gaben , un d nichts hatt e ih r geholfen.
J e meh r si e vo n sic h erzählte , dest o besse r verstan d de r Nagual , da ß das Ome n ih n extr a z u ih r geführ t hatte . Da s Ome n wa r fas t wi e ei n Befehl.
De r Nagua l ho b da s Mädche n auf , e r tru g si e wi e ei n Kin d au f der Schulte r un d br acht e si e i n Genaro s Haus . Genar o bereitet e ein e Medizin fü r sie . Si e konnt e nich t meh r di e Auge n öffnen . Di e Lide r ware n verklebt. Si e ware n geschwolle n un d vo n eine r gelbe n Krust e überzogen . Sie eiterten . De r Nagua l pflegt e sie , bi s si e wiede r gesun d war . E r befah l mir, fü r si
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