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Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft

Titel: Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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wollt e mi r übe r all e Konsequenzen ihre r Feststellun g kla r werden.
    »L a Gord a wa r abe r noc h schlimme r dra n al s Soledad« , fuh r Lidi a fort.
    »Si e wa r vo n zwe i Fraue n ausgeleer t worden . Da s Loc h i n ihre m Bauch wa r wi e ein e Höhle . Abe r jetz t ha t si e e s geschlossen . Jetz t is t si e wieder vollständig. «
    »Erzäh l mi r etwa s übe r dies e b eide n Frauen. «
    »Meh r dar f ich di r nich t erzählen« , sagt e si e gebieterisch . »Nu r l a Gord a selbs t kan n mit di r übe r dies e Ding e sprechen . Warte , bi s si e kommt.«
    »Waru m nu r l a Gorda? «
    »Wei l si e alle s weiß.«
    »Is t si e di e einzige , di e alle s weiß?«
    »De r Zeug e wei ß ebens o viel , vielleich t noc h mehr , abe r e r is t Genaro selbst , un d da s mach t de n Umgan g mi t ih m schwierig . Wi r liebe n ihn nicht. «
    »Waru m lieb t ih r ih n nicht?«
    »Dies e dre i Knallköpf e sin d schrecklich . Si e sin d genaus o verrück t wie Genaro . Ja , si e sin d ha l t Genar o selbst . Si e streite n dauern d mi t uns , denn damal s hatte n si e solch e Angs t vo r de m Nagual , un d jetz t räche n si e sich a n uns . Da s sag t jedenfall s l a Gorda. «
    »Un d wies o sag t l a Gord a das?«
    »De r Nagua l ha t ih r Ding e gesagt , di e e r un s andere n nich t sa gte . Sie sieht . De r Nagua l sagte , da ß d u ebenfall s siehst . Josefina , Ros a un d ich sehe n nicht , un d doc h sin d wi r fün f da s gleiche . Wi r sin d gleich.«
    Di e Wendun g „Wi r sin d gleich“ , di e ic h scho n vo n Don a Soleda d gehört hatte , entfesselt e be i mi r ein e Sturzflu t vo n Gedanke n un d Befürchtungen. Ic h legt e mei n Schreibzeu g weg . Ic h schaut e mic h um . Hie r wa r ic h in eine r fremde n Wel t un d la g i n eine m fremde n Bett , zwische n zwe i jungen Frauen , di e mi r frem d waren . Un d doc h fühlt e ic h mic h hie r wohl . Mein Körpe r em p fan d Leichtigkei t un d Ausgeglichenheit . Ic h vertraut e ihnen.
      »Wirs t d u hie r schlafen? « fragt e ich . »W o den n sonst? «
    »Un d wa s is t mit eure m Zimmer?«
    »Wi r dürfe n dic h nich t allei n lassen . Wi r empfinde n gena u wi e du; abgesehe n davon , da ß wi r di r helfe n solle n , bis t d u fü r un s ei n Fremder . La Gord a sagte , wi r müsse n au f dic h aufpassen , gan z gleic h wi e blö d d u dich aufführst . Si e sagte , wi r müsse n mi t di r i m gleiche n Bet t schlafen , al s wärst d u de r Nagua l selbst. « Lidi a löscht e di e Lampe . Ic h blie b mi t de m Rücke n zu r Wan d sitzen . Ic h schlo ß di e Auge n u m nachzudenken , un d wa r im gleiche n Momen t eingeschlafen.
    Lidia , Ros a un d ic h saße n sei t beina h zwe i Stunden , sei t ach t Uhr morgens , au f de m ebene n Vorplat z vo r de r Tür . Ic h hatt e versucht , si e in ei n Gespräc h z u zi ehen , abe r si e hatte n sic h geweiger t z u sprechen . Sie wirkte n seh r entspannt , beina h schläfrig . Ihr e gelassen e Stimmun g teilte sic h mi r nich t mit . Diese s Herumsitze n i n erzwungene m Schweige n hatte mic h i n ein e seltsam e Stimmun g versetzt . Da s Hau s la g a m G i pfe l eines kleine n Hügels ; di e vorder e Tü r gin g nac h Osten . Vo n dort , w o ic h saß, überblickt e ic h beina h da s ganz e schmal e Tal , da s sic h vo n Oste n nach Weste n erstreckte . Ic h konnt e di e Stad t selbs t nich t sehen , abe r ic h sa h die grüne n Fläche n de r Felde r i m Talgrund . Gegenüber , z u beide n Seite n des Tales , erhobe n sic h riesig e runde , verkarstet e Hügel . Höher e Berg e ga b es i n de r Nachbarschaf t diese s Tale s nicht , sonder n nu r dies e gewaltigen , von Erosio n zerklüftete n runde n Kuppen , dere n Anblic k be i mi r ein e starke Beklemmun g hervorrief . Ic h hatt e de n Eindruck , dies e Hüge l wären geeignet , mic h i n ein e ander e Zei t z u versetzen.
    Plötzlic h redet e Lidi a mic h an , un d ihr e Stimm e unterbrac h meine düster e Träumerei . Si e zupft e mic h a m Ärmel . »D a komm t Josefina« , sag t e sie.
    Ic h schaut e de n gewundene n Pfa d hinab , de r vo m Ta l zu m Hau s führte. D a sa h ic h ein e Frau , etw a 5 0 Mete r entfernt , di e langsa m de n Weg hinaufschritt . Sofor t fie l mi r auf , wi e seh r vie l älte r dies e Fra u wa r als Lidi a un d Rosa . Wiede r schaut e ic h z u ih r hin . Ic h hätt e ni e gedacht , daß Josefin a s o al t war . Nac h ihre m schleppende n Gan g un d ihre r ganzen Haltun g z u urteilen , schie n si e ein e Fra u vo n

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