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Don Juan de la Mancha

Don Juan de la Mancha

Titel: Don Juan de la Mancha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Menasse
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Wiederholung auszulösen. Es spießte sich. Es war schwerfällig. Da war so viel Wegschieben statt Verschmelzen. Dann wieder so starres Umklammern statt leichtem Vibrieren. Nichts Leichtlebiges, nur Beschwerlichkeit, Hinfälligkeit, Morbidität, Verwesen. Der Geruch. Ich wollte das nicht akzeptieren. Es wurde hell. Je mehr ich versuchte, eine gute Nachrede zu haben, desto mehr ließ sie mich spüren, dass sie nur wartete, bis es endlich vorbei war. Sie ging in den Clinch wie ein angeschlagener Boxer. Dann sprang sie aus dem Bett. Ich hörte, dass sie duschte.
    Wir haben uns viel zu oft getroffen, sind viel zu lange schon regelmäßig ausgegangen, haben zu viele Nächte geredet, um das als einmalige Affäre, als Geschichte nur einer Nacht durchgehen lassen zu können.
    Als sie zu mir ins Bett zurückkam, roch sie nach meinem Rasierwasser, schmiegte sich an mich, sagte pst, als ich etwas sagen wollte, streichelte mich. Sie war so zärtlich. Ist jemals ein Mensch so zärtlich zu mir gewesen?
    Als ich aufwachte, machte ich ihr das Frühstück.
    Keine Vögel mehr. Nur noch Baulärm.
    77.
    Es stellte sich heraus, dass Beate einen Scheidenpilz hatte. Es gibt eine mykotische Schleimhautkrankheit in der Vagina, die zähen Schleim produziert, der nach Mottenkugeln riecht. Ich sah damals im Fernsehen einen Bericht über die indische Textilindustrie, die Gnadenlosigkeit, mit der dort Chemie eingesetzt wird, durch die die Arbeiterinnen erkranken und die unmittelbare Umwelt abstirbt. Recht und billig. Nach drei Tagen war das Problem gelöst. Nicht das indische, aber das Geruchproblem Beates.
    Ich zog zu ihr. Sie hatte eine große Wohnung in der Otto-Bauer-Gasse. Mit Terrasse hofseitig. Was mir gefiel, war, dass ihre Wohnung nicht eingerichtet war. In einem Zimmer lag ein Futon auf dem Boden. In einem Zimmer gab es einen Esstisch und Stühle. In einem Zimmer einen Schreibtisch. Nur Küche und Bad waren perfekt, sehr luxuriös. Das war schon, sagte sie. Glühbirnen, die von der Decke hingen. Ich hatte nicht das Gefühl, in das gemachte Nest eines anderen Menschen zu ziehen. Es geht schnell. Man braucht nur eine Glühbirne durch einen Luster zu ersetzen, und man fragt sich schon, was dazu passt. Man kauft ein Bett für den Futon, und schon sucht man ein passendes Nachtkästchen, dann einen Kleiderschrank. Einen Teppich. Eine Tagesdecke. Wir bauten ein Nest, und sie wurde schwanger. Nicht jetzt, sagte sie.
    Was immer landläufig unter »gutem Sex« verstanden wird, so war es mit Beate nicht. Was immer geredet, was immer in den Medien als vorbildlich verbreitet wurde – ich hatte die Zärtlichkeit entdeckt.
    78.
    Als der Standesbeamte seine Formel zu Ende gesprochen hatte, antwortete Beate laut und deutlich mit Nein!
    Ich sah sie fassungslos an. Ich wollte sie. Ich wollte diese Ehe. Ich war ganz sicher, dass sie die Letzte sei. Endlich. Ich war überzeugt, dass ich jetzt mit einem einfachen Ja in geordnete und vernünftige Verhältnisse eintreten würde.
    Nein!
    Ein Aufschrei meiner Mutter. Ich drehte mich um, sah das Grinsen meines Vaters. Franz räusperte sich. Beates Mutter legte ihre Hand auf den Mund. Meine arabischen Freunde, die Nachbarn in der Lassallestraße, in Anzügen und mit großen Rosensträußen in der Hand, begannen untereinander zu diskutieren. Es sah aus wie ein Rosengarten im Sturm.
    Nein, sagte Beate zu dem Standesbeamten, hier gebe es ein Missverständnis. Sie hätten vorher vereinbart, dass sie ihren Namen behalte. So sei es auch in dem Formular, das wir ausgefüllt hatten, vermerkt worden. Er, der Standesbeamte, aber habe jetzt in seiner Formel die Frage mit eingeschlossen, ob sie bereit sei, den Namen des Mannes anzunehmen. Natürlich wolle sie mich heiraten. Aber sie wolle ihren Namen behalten. Sie bitte also darum, die Frage zu wiederholen und dabei den Nebensatz wegzulassen, der sie verpflichten würde, ihren Namen aufzugeben.
    Der Standesbeamte blätterte in seinen Papieren, sagte ja, natürlich, er entschuldigte sich und wiederholte die Formel.
    Ja.
    Ja.
    Wir flogen zwei Tage nach Mailand. Beate verband die Hochzeitsreise mit einem »geschäftlichen« Termin, oder umgekehrt. Ich bekam von ihr beziehungsweise von ihrer Firma eine Karte für das San-Siro-Stadion in der VIP-Loge: Inter Mailand gegen Lazio Rom.
    Ich war so sicher: Alles wird gut. Ganz wunderbar.
    79.
    Man liebt nicht, weil man sich verliebt. Man liebt, weil man in einem Zustand ist, in dem man die Liebe für sich beschließt.
    So verging ein

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