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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Meister Elisabath, von dem der Verrückte redete, ein sehr verständiger Mann und kluger Kopf war. Er diente der Königin zum Ratgeber und Arzte; aber zu vermeinen, daß sie seine Geliebte gewesen, ist eine Widersinnigkeit, die schwere Züchtigung verdient, und damit du einsiehst, wie Cardenio nicht wußte, was er redete, mußt du nur darauf merken, daß, als er dieses sagte, er schon ohne Verstand war.«
    »Das sage ich eben«, antwortete Sancho, »daß man auf diese Reden eines Verrückten nicht acht geben müsse, denn hätte das Glück Euch nicht beigestanden, so daß der Kieselstein Euch nach dem Kopfe wie nach der Brust geflogen wäre, so befänden wir uns nun herrlich dafür, daß wir uns der Dame angenommen haben, die Gott verderben mag, und beim Wetter, dann war’s gleich, Cardenio mochte verrückt sein oder nicht.«
    »Gegen Gescheite und gegen Verrückte ist jedweder irrende Ritter gezwungen, sich für die Ehre der Frauen, welche es auch seien, einzustellen, wie vielmehr für Königinnen von so hohem Stande, und gar für die Königin Madasima, die ich wegen ihrer guten Eigenschaften ganz vorzüglich liebe, denn außer, daß sie über alle Maßen schön war, war sie auch sehr vorsichtig und in allen Leiden, deren sie viele erlebte, außerordentlich geduldig, und eben der Rat und die Gesellschaft des Meister Elisabath waren ihr von großem Nutzen und halfen ihr alles Unglück mit Klugheit und Gelassenheit ertragen, und hieraus nahm der unwissende und schlechtdenkende Pöbel Gelegenheit, zu denken und zu sagen, daß sie seine Beischläferin gewesen, aber sie lügen, sage ich abermals, und lügen tausendmal, alle diejenigen, die es denken oder sagen.«
    »Ich denk’s nicht, ich sag’s nicht«, antwortete Sancho, »sie mögen’s selber ausmachen, jeder wische seine eigene Nase; haben sie beieinander geschlafen oder nicht, Gott mag’s wissen, jeder fege vor seiner Tür, ich bekümmere mich um nichts, es ist nicht meine Sache, fremde Eier zu bekritteln, wer einkauft und lügt, es auf seine Rechnung kriegt; und nicht wahr, nackt bin ich auf die Welt gekommen, nackt gehe ich wieder fort, mir kann’s nichts eintragen? Mag’s jeder treiben, wie er will, was kümmert’s mich? So mancher geht nach Wolle und kommt geschoren nach Hause; wie kann man ein freies Feld durch Tore verschließen? Gott ist der Richter über alles.«
    »In Gottes Namen, halt!« rief Don Quixote, »welche Tollheiten, Sancho, stopfst du da ineinander? Was haben deine Sprichwörter mit unserer Materie zu tun? Bei deinem Leben, Sancho, schweig und denke künftig nur darauf, wie du deinen Esel anspornen mögest, laß dich aber über das unbekümmert, was dich nichts angeht. Begreife überdies mit allen deinen fünf Sinnen, daß alles, was ich getan habe, tue und tun werde, durchaus und in allen Stücken den Gesetzen der Ritterschaft gemäß ist, die ich besser inne habe, als alle die Ritter, die sich nur jemals zu ihnen bekannten.«
    »Gnädiger Herr«, antwortete Sancho, »ist denn das auch eins von den herrlichen Rittergesetzen, daß wir hier, ohne Weg und Steg, wie die Unsinnigen in den Bergen herumziehen, um einen Verrückten aufzusuchen, der, wenn wir ihn nun finden, vielleicht darauf fällt, das zu beschließen, was er angefangen hat; ich meine nicht seine Geschichte, sondern Euern Kopf und meine Rippen, wo er dann wohl beschließt, sie ganz in Stücke zu schmeißen?«
    »Schweig! sage ich dir abermal«, rief Don Quixote, »wisse, daß ich nicht bloß aus Begier, den Verrückten zu finden, durch diese Berge schweife, sondern ich will hier vielmehr eine Tathandlung unternehmen, wodurch ich mir ewigen Namen und Ruhm auf dem ganzen Umkreise der entdeckten Erde zu erwerben gedenke; diese soll so beschaffen sein, daß ich dadurch allem, was einen irrenden Ritter vollendet und berühmt machen kann, die Krone aufsetzen will.«
    »Und ist sie sehr gefährlich, diese Tathandlung?« fragte Sancho Pansa.
    »Nein«, erwiderte der von der traurigen Gestalt, »denn der Würfel mag wohl so fallen, daß wir uns bald wieder antreffen;
    aber alles beruht auf deiner Betriebsamkeit.«
    »Auf meiner Betriebsamkeit?« fragte Sancho.
    »Ja«, sagte Don Quixote, »denn kehrst du bald von dorten zurück, wohin ich dich schicken will, so wird sich auch bald meine Qual endigen und sofort meine Glorie zu leuchten anfangen. Und damit du nicht länger in Erwartungen bleiben und sinnen mögest, worauf meine Reden hinaus wollen, so wisse, Sancho, daß Amadis von Gallia

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