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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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betrifft, so darfst du nur so viel zur Unterschrift setzen: Der Eurige bis in den Tod, der Ritter von der traurigen Gestalt. Es wird auch wenig zur Sache tun, daß dieses von einer fremden Hand sei, denn soviel ich weiß, kann Dulcinea weder lesen noch schreiben, hat auch zeit ihres Lebens keinen Brief oder Buchstaben von mir gesehen, denn meine und ihre Liebe blieb immer platonisch, ohne sich weiter bis auf ein anständiges Anblicken zu erstrecken, und auch das nur je zuweilen, denn ich könnte mit Wahrheit schwören, daß ich in den zwölf Jahren, seit ich sie mehr als das Licht dieser Augen liebe, nicht viermal gesehen habe, und es kann überdies wohl sein, daß sie es in diesen vier Malen kein einziges Mal gesehen hat, wie ich sie beschaute, so genau und eingezogen haben sie ihre Eltern Lorenzo Corchuelo und Aldonzo Nogales erzogen.«
    »Sieh da! sieh da!« sagte Sancho, »die Tochter des Alonzo Corchuelo ist also die Gebieterin Dulcinea von Toboso, mit einem anderen Namen Aldonzo Lorenzo getauft?«
    »Sie ist es«, sagte Don Quixote, »sie ist dieselbe, die es verdient, Gebieterin des Universums zu sein.«
    »Ich kenne sie recht gut«, sagte Sancho, »und wahrhaftig, sie hebt Euch einen Sack auf, wie der stärkste Großknecht im ganzen Dorfe; so wahr Gott lebt, das ist ein ganzer Mensch, so wie sie nur sein muß, Haar auf den Zähnen, die zieht Euch den besten irrenden Ritter aus dem Drecke, daß einem das Herz im Leibe lacht. O du Hurenkind! was sie für ein Maul am Halse hat, und was für eine Stimme! Sie war einmal oben im Dorfe auf dem Kirchturm, und rief von da etlichen Knechten ihres Vaters im Brachfelde, wohl eine halbe Meile davon, und sie hörten’s, als hätten sie unten am Turm gestanden; und was das Beste an ihr ist, so heuchelt sie nicht, nein, sie ist sehr beredtsam, sie ist lustig mit allen, und über alles hat sie ihren Spaß und ihr Gelächter. Nun sage ich auch, Herr Ritter von der traurigen Gestalt, daß Ihr für diese nicht nur Eure Unsinnigkeiten vornehmen könnt, sondern Ihr mögt auch wohl mit vollem Rechte desperat, ja besessen werden, und jeder, der es erfährt, wird gewiß meinen, daß Ihr nicht zu viel leidet, wenn Euch auch der Teufel gar holen sollte. Ich wünschte nur, daß ich schon auf dem Wege wäre, bloß um sie zu sehen, denn ich habe sie sehr lange nicht gesehen und sie muß sich wohl sehr verändert haben, denn die Weiber verderben ihr Gesicht bald, wenn sie immer im Felde, in der Sonne und in der Luft herumlaufen müssen. Aber ich gestehe meinem gnädigen Herrn Don Quixote, daß ich bisher in einem tüchtigen Irrtume gelegen habe, denn ich meinte nicht anders, als die Dame Dulcinea sei irgendeine Prinzessin, in die Ihr verliebt wäret, oder so eine Person, die die reichen Präsente verdiente, die Ihr ihr zugeschickt habt, wie den Biskayer und die Ruderknechte, nebst noch vielen anderen, denn Ihr müßt doch wohl schon viele Siege in dieser Zeit gewonnen und davongetragen haben, als ich noch nicht Euer Stallmeister war; aber im Ernst gesprochen, was sollen sie wohl bei der gnädigen Aldonza Lorenzo, ich will sagen, gnädigen Dulcinea von Toboso, die Überwundenen, die Euer Gnaden schickt, und noch schicken wird, daß sie sich vor ihr auf die Knie hinschmeißen sollen? Denn es kann sich fügen, wenn die Gefangenen ankommen, daß sie gerade Flachs hechelt oder auf der Tenne drischt, so werden sie sich ärgern, und sie wird wohl gar darüber spotten und sich lustig machen.«
    »Ich habe es dir schon sonst oftmals gesagt, Sancho«, sagte Don Quixote, »daß du ein Schwätzer seist, und so dummköpfig du bist, willst du dich doch oft mit Spitzfindigkeiten befassen; damit du aber einsiehst, wie narrenhaft du bist und wie verständig ich bin, so höre nur eine kurze Erzählung an. Eine schöne, junge, unabhängige und reiche Witwe, die überdies noch sehr lebhaft war, verliebte sich nämlich in einen jungen Burschen, der rundlich und von versprechender Statur war. Dies erfuhr ihr Oheim und sagte eines Tages in Form eines freundschaftlichen Vorwurfs zu ihr: ›Ich bin sehr darüber verwundert, gnädige Frau, und nicht ohne Ursache, wie eine so vornehme, schöne und reiche Dame sich in einen so albernen, geringen, einfältigen und bäurischen Menschen verlieben kann, da doch in diesem Hause so viele Doktoren, Magister und gelehrte Theologen sind, unter denen Ihr nur wie unter gutem Obste auswählen dürftet und sagen, diesen mag ich, jenen mag ich nicht.‹ Aber mit Lächeln und

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