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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Stöße im Wasser zu geben, oder doch gegen ein Ding, das so weich wie Baumwolle ist, und dann laßt es nur meine Sorge sein, wie ich der gnädigen Gebieterin sagen will, daß Ihr Euch die Stöße gegen eine Felsenkante gebt, die härter als der Diamant ist.«
    »Ich danke dir für deinen guten Willen, Freund Sancho«, antwortete Don Quixote, »aber du mußt wissend sein, daß alle diese Dinge, die ich vornehme, kein Spaß sind, sondern bitterer Ernst, denn anders hieße das die Gesetze der Ritterschaft verletzen, die uns gebieten, niemals eine Lüge zu sagen, unter der Strafe der Ächtung, und ein Ding für das andere tun, ist um nichts besser, als lügen; darum also müssen meine Kopfstöße wahrhaftige, herzhafte und tüchtige sein und nichts Sophistisches und Erdichtetes in sich führen; es wird deshalb auch nötig sein, daß du mir etwas Charpie zum Verbinden zurücklassest, denn durch einen Zufall fehlt uns der Balsam, den wir verloren haben.«
    »Schlimmer war’s, den Esel zu verlieren«, antwortete Sancho, »denn mit dem ist Charpie und alles verloren; ich wollte Euch auch wohl gebeten haben, daß Ihr mich nicht mehr an das vermaledeite Gesöff erinnert, denn wenn ich es nur nennen höre, kehrt sich mir Seele und Magen um. Noch mehr aber bitte ich Euch, daß Ihr Euch vorstellt, die drei Tage wären nun schon vorbei, in denen ich die Unsinnigkeiten, die Ihr begeht, ansehen sollte, denn ich nehme sie mit allem Danke für gesehen und genossen an und will der Gnädigen Wunderdinge davon erzählen; schreibt mir nur den Brief und gebt mir geschwind meinen Abschied, denn ich habe ein gar zu großes Verlangen, Euch recht bald aus dem Fegefeuer zu erlösen, worin Ihr hier bleibt.«
    »Du nennst es Fegefeuer, Sancho?« sagte Don Quixote, »richtiger würdest du es eine Hölle nennen oder noch etwas Schlimmeres, wenn es etwas Schlimmeres gibt.«
    »Wen die Hölle hat«, antwortete Sancho, »nulla est retentio, wie ich gehört habe.«
    »Ich verstehe nicht, was du mit retentio meinst«, sagte Don Quixote.
    »Retentio ist so viel«, erwiderte Sancho, »daß, wer einmal in der Hölle ist, niemals wieder herauskommen kann, das wird aber mit Euer Gnaden nicht so sein, oder ich müßte kein Bein mehr haben, um den Rosinante anzuspornen; dann will ich mich stracks nach Toboso begeben und gleich zur gnädigen Dulcinea, und dann will ich ihr so viel von den Narrheiten und Unsinnigkeiten (das ist doch eins) erzählen, die Ihr vornehmt und noch vornehmen wollt, daß sie geschmeidiger als ein Handschuh werden soll, wäre sie auch härter als ein Eichbaum; mit ihrer zärtlichen, honigsüßen Antwort komme ich dann durch die Luft wie ein Hexenmeister zurück und nehme Euch aus dem Fegefeuer, das Euch wie eine Hölle vorkommt, es aber nicht ist, denn Ihr habt die Hoffnung, herauszukommen, was aber, wie ich schon gesagt habe, die niemals hoffen dürfen, die sich in der Hölle aufhalten, und darin werdet Ihr mir gewiß recht geben.«
    »Du sprichst die Wahrheit«, sagte der von der traurigen Gestalt, »aber wie werden wir es anfangen, um den Brief zu schreiben?«
    »Und auch die Eselsverschreibung«, fügte Sancho hinzu.
    »Wir müssen alles«, sagte Don Quixote, »und der Gedanke ist passend, da wir kein Papier haben, auf den Blättern der Bäume schreiben, wie es die Alten taten, ingleichen auf etlichen Wachstafeln, obgleich diese wohl jetzt ebenso schwer zu erhalten sein dürften als Papier. Ich denke aber eben daran, wie ich am schicklichsten schreiben kann, nämlich in dem Taschenbuche, das dem Cardenio zugehörte; du wirst alsdann Sorge tragen, es auf Papier abschreiben zu lassen, und zwar deutlich, im ersten Orte, wo du einen Knabenschulmeister oder wenigstens einen Küster antriffst, die es abschreiben können; gib es aber ja nicht zum Kopieren einem Schreiber hin, der sich mit Prozeßsachen abgibt, sonst würde es der Satan selber nicht verstehen.«
    »Wie wird’s aber mit der Unterschrift werden?« fragte Sancho.
    »Niemals hat Amadis seine Briefe unterschrieben«, antwortete Don Quixote.
    »Ganz gut«, antwortete Sancho, »aber die Verschreibung muß mit aller Gewalt eine Unterschrift haben, und wenn ich die nun abschreiben lasse, so werden sie sagen, die Unterschrift wäre falsch und mir die jungen Esel nicht ausliefern.«
    »Die Verschreibung will ich hier im Taschenbuche selbst unterzeichnen, und wenn meine Nichte dies sieht, wird sie in Ansehung der Auslieferung keine Schwierigkeiten machen; was aber den Liebesbrief

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