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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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sie gehört hatten, von Zeit zu Zeit heimsuchte; aber Cardenio tat in seiner Erschütterung nichts anderes, als daß er erstaunt dastand und das Mädchen von unten bis oben betrachtete, indem er zu wissen glaubte, wer sie sei; sie aber, ohne Cardenios Bewegung zu bemerken, fuhr also in ihrer Erzählung fort:
    »Er hatte mich kaum gesehen, als er auch, wie er mir nachher sagte, sich so von Liebe zu mir ergriffen fühlte, wie ich es wohl an seinem Betragen wahrnehmen konnte. Um aber bald die Geschichte meiner Leiden zu endigen, so übergehe ich alle Bemühungen des Don Fernando, die mir seine Absicht kundtun sollten; er bestach alle Leute in meinem Hause; meine Angehörigen erhielten Geschenke und Begünstigungen von ihm; jeder Tag war ein Fest und führte eine Ergötzlichkeit in meine Straße; in den Nächten konnte vor Spiel und Gesang niemand schlafen; der Briefchen, die mir, ohne zu wissen wie, in die Hände kamen, waren unzählige, voll von glühender Liebe und Ergebenheit, mehr Beteuerungen und Schwüre als Buchstaben. Alles dieses aber erweichte mich so wenig, daß es mich im Gegenteil so gegen ihn verhärtete, daß er mir wie mein Todfeind erschien, so daß alles, was er tat, um mich seinen Wünschen geneigt zu machen, durchaus die entgegengesetzte Wirkung hervorbrachte; nicht, als ob mir die edle Gestalt Don Fernandos mißfallen hätte oder als ob ich auf seine Bemühungen unwillig geworden wäre; denn ich empfand im Gegenteil ein gewisses Vergnügen, mich von einem so vorzüglichen Ritter geschätzt und geliebt zu sehen. Auch verdroß es mich nicht, mein Lob in seinen Briefen zu lesen; denn wenn wir Weiber auch noch so häßlich sind, so schmeichelt es uns doch, wie ich glaube, immer, uns schön genannt zu hören: sondern meine Tugend und der gute Rat meiner Eltern widersetzten sich ihm, die schon um die Absicht Don Fernandos wußten, weil er sich nicht darum kümmerte, ob die ganze Welt sie erführe. Denn meine Eltern sagten mir, wie sie meiner Tugend allein ihre Ehre und ihren guten Ruf vertrauten, daß ich die Ungleichheit bedenken möchte, die mich und Don Fernando voneinander trennte, und daraus schließen, daß seine Absichten, wenn er auch andere Reden führe, nur dahin zielten, sein Vergnügen, nicht aber meine Wohlfahrt zu befördern. Wenn ich also gesonnen sei, seinen unrechtmäßigen Bewerbungen ein Hindernis in den Weg zu stellen, so wollten sie mich schnell verheiraten, mit wem ich es am liebsten möchte, entweder mit einem der Vornehmsten unseres Ortes oder aus der Nachbarschaft; denn unser großes Vermögen wie mein guter Ruf berechtigte sie zu der schönsten Hoffnung. Durch diese gewissen Aussichten und die Wahrheit ihrer Vorstellungen stärkte ich mich in meinem Vorsatze und gab dem Don Fernando auch nicht eine einzige Silbe zur Antwort, die ihm, selbst nur aus der Ferne, die Hoffnung hätte einflößen können, seine Wünsche erfüllt zu sehen. Diese Zurückgezogenheit aber, die er für Verschmähung halten sollte, mußte vielleicht nur noch heftiger seine Begier entzünden, denn so muß ich seine Gesinnung gegen mich nennen, die ich euch, wenn sie gestaltet war, wie sie hätte sein sollen, heute nicht beschreiben dürfte, weil mir dann die Ursache fehlen würde, davon zu erzählen; kurz, Don Fernando erfuhr, daß meine Eltern damit umgingen, mich zu versorgen, um ihm jede Hoffnung meines Besitzes zu entreißen oder mir wenigstens mehr Wächter zu meinem Schutze zu geben, und diese Nachricht bewog ihn, das zu tun, was ihr jetzt vernehmen sollt. –
    Als ich mich nämlich in einer Nacht in meinem Zimmer allein befand, nur in der Gesellschaft eines Mädchens, die mich bediente, die Türen wohl verschlossen, damit mir aus Nachlässigkeit nichts begegnen möchte, was meine Ehre in Gefahr bringen könnte, fand ich plötzlich, ohne zu wissen und zu begreifen wie, in meiner stillen Einsamkeit und trotz meiner Vorsicht ihn vor mir, dessen Anblick mich so erschütterte, daß meine Augen ihre Kraft verloren und meine Zunge verstummte. Drum stand es nicht in meiner Gewalt, um Hilfe zu rufen, auch glaube ich nicht, daß er es geduldet hätte; denn schnell eilte er auf mich zu, faßte mich in seine Arme (weil ich, wie gesagt, keine Kräfte hatte, um mich zu verteidigen, so erschüttert wie ich war) und überhäufte mich mit so vielen Worten, daß es mir unbegreiflich ist, wie die Lüge sich so geschickt verstellen kann, daß sie wie Wahrheit erscheint. Der Verräter brachte es dahin, daß seine Tränen

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