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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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zarteste und schönste, das ihre Augen bis dahin jemals gesehen hatten, selbst den Cardenio nicht ausgenommen, wäre ihm nicht die holdselige Lucinde bekannt gewesen, denn er gestand selbst nachher, daß nur Lucindens Schönheit sich mit dieser messen dürfe. Die langen, goldenen Haare bedeckten nicht nur die Schultern, sondern senkten sich so tief rund auf allen Seiten hinab, daß man vom Körper nichts als die Füße sehen konnte, von solcher Fülle und Länge waren ihre Locken. Hierauf brauchte sie statt eines Kammes ihre Hände, die, wenn die Füße im Wasser Kristalle schienen, in den Haaren sich nicht anders wie Figuren geformten Schnees ausnahmen; welches alles um so mehr die Bewunderung und den Wunsch bei den dreien, welche sie beobachteten, erregte. Deshalb beschlossen sie, sich zu zeigen, und auf die Bewegung, die sie im Annähern machten, erhob das schöne Mädchen das Angesicht, strich mit beiden Händen die Haare von den Augen hinweg und sah nun die, die das Geräusch machten; aber kaum hatte sie sie bemerkt, als sie aufsprang und, ohne die Schuhe anzulegen oder die Haare aufzusammeln, in größter Eile ein leinen Bündel ergriff, das neben ihr lag, und sich voll Furcht und Schrecken auf die Flucht begab. Sie war aber nicht sechs Schritte gelaufen, als ihre zarten Füße die Härte der Steine nicht länger aushalten konnten und sie auf die Erde niederfiel. Als die drei dies sahen, eilten sie herzu, und der Pfarrer sagte zuerst: »Bleibt, Señora, wer Ihr auch sein mögt, denn wir alle, die Ihr hier seht, haben nur die Absicht, Euch zu dienen; ohne Ursache begebt Ihr Euch also auf diese ungeziemende Flucht; denn Eure Füße können sie so wenig aushalten, als wir dareinwilligen können.«
    Auf dieses sagte sie kein Wort, so war sie erschrocken und in Verwirrung. Hierauf traten sie hinzu, und der Pfarrer nahm ihre Hand und fuhr so fort: »Was Eure Kleidung, Señora, uns leugnen sollte, haben uns Eure Locken entdeckt, deutliche Zeichen, daß keine geringen Ursachen Euch veranlaßt haben, Eure Schönheit durch so unwürdige Tracht zu entstellen und sie so einsamer Wildnis zu verraten, in der Ihr uns zum Glücke gefunden habt, um Euch wenigstens zu raten, wenn wir Euch nicht helfen können. Denn kein Übel ist so drückend oder so gar verzweifelt, solange das Leben noch währt, daß es nicht mindestens Rat zulassen sollte, wenn er dem, der dessen bedarf, aus guter Absicht gegeben wird; also, Señnora, oder Señor, oder was Ihr sonst sein wollt, erholt Euch von dem Schrecken, den unser Anblick Euch verursacht, und erzählt uns Euer gutes oder schlimmes Glück; denn Ihr werdet finden, wie jeder von uns ein Mitgefühl für Eure Leiden hat.«
    Indem der Pfarrer diese Worte sagte, stand das verkleidete Mädchen wie versteinert; sie betrachtete alle, ohne nur die Lippen zu regen oder eine Silbe zu sprechen, ebenso wie ein unerfahrener Bauer, dem plötzlich seltene und nie gesehene Dinge vor die Augen kommen; da aber der Pfarrer wiederum zu dem nämlichen Endzwecke andere Worte anknüpfte, holte sie einen tiefen Seufzer, brach ihr Schweigen und sagte: »Da es in der Einsamkeit dieser Gebirge unmöglich gewesen ist, mich zu verstecken, und meine aufgelösten Haare auch meiner Zunge nicht erlauben, Lügen zu sagen, so wäre es jetzt wohl vergeblich, von neuem mich hinter eine Erdichtung zu verbergen, der ihr vielleicht mehr aus Höflichkeit als einem anderen Grunde Glauben beimessen würdet; dies vorausgesetzt, sage ich euch, meine Herren, daß ich euch für eure freundlichen Anerbietungen danke, die mir die Pflicht auflegen, alle eure Bitten zu erfüllen; nur besorge ich, die Erzählung meiner Unglücksfälle wird bei euch ebensoviel Mitleiden als Unwillen erregen, weil ihr keine Hilfe, mir zu helfen, keinen Rat, mir beizustehen, finden werdet. Dennoch aber, damit nicht meine Ehre eurem gütigen Willen zweideutig erscheine, da ihr schon erkannt habt, daß ich ein Weib bin, und ihr mich als Mädchen, einsam und in dieser Kleidung seht, welches zusamt wie jedes einzeln jede gute Meinung zu Boden werfen könnte, will ich euch das sagen, was ich gern verschwiege, wenn es mir möglich wäre.«
    Alles dies sagte ohne Anstoß diejenige, die ein so schönes Mädchen zu sein schien, mit so leichter Zunge und so süßer Stimme, daß jene über ihren Verstand nicht weniger als über ihre Schönheit erstaunten, und da sie ihr von neuem ihre Dienste anboten und sie von neuem baten, ihr Versprechen zu erfüllen, so setzte sie

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