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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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seine Höflichkeit und sein hochadliger Sinn hat mir versprochen, mir dahin zu folgen, wohin ich ihn führen werde, welches nirgends anders hin sein soll, als vor die Augen des Pandalifando mit dem schiefen Blicke, damit er ihn umbringe und mir das wiedergebe, was jener mir gegen alles Recht entrissen hat. Auch wird dies alles von Wort zu Wort so eintreffen, denn Tinacrio der Wissende, mein edler Vater, hat es so prophezeit, der mir zugleich auch Schwarz auf Weiß inchaldäischen oder griechischen Buchstaben hinterlassen (denn ich kann sie nicht lesen), daß, wenn jener prophezeite Ritter, nachdem er den Riesen enthauptet, sich mit mir vermählen will, ich mich ihm sogleich ohne die mindeste Einwendung zur rechtmäßigen Gemahlin übergeben muß, und ich ihm mit meiner Person zugleich den Besitz meines Königreichs überliefere.«
    »Wie dünkt es dir, Freund Sancho?« sagte hierauf Don Quixote; »vernimmst du, was vorgeht? Sagte ich dir dieses nicht? Nun schau’ doch, ob ein Königreich zur Herrschaft, eine Königin zur Vermählung mangelt.«
    »Meiner Seel’«, rief Sancho aus, »ein Hundsfott, wer sich nicht gleich vermählt, sowie dem Herrn Pantalonfando das Gurgelchen abgeschnitten ist! Denn wenn die Königin häßlich ist, so wollte ich nur, daß sich alle Flöhe in meinem Bette in dergleichen verwandelten!« Bei diesen Worten sprang er zweimal hoch in die Luft mit dem Bezeigen der allergrößten Zufriedenheit; dann faßte er das Maultier der Dorothea beim Zügel, hielt es an, kniete vor ihr nieder und bat, ihm die Hand zum Kusse zu reichen, als ein Beweis, daß er ihr als seiner Königin und Gebieterin huldigte.
     – Wer hätte wohl von den Anwesenden nicht gelacht, da sie diese Tollheit des Herrn und diese Dummheit des Dieners sahen? – Dorothea reichte ihm die Hand und versprach, ihn in ihrem Reiche zu einem großen Herrn zu machen, sobald ihr der Himmel so gnädig sei, daß sie es wieder in Ruhe besitze. Sancho dankte mit solchen Redensarten, daß alle von neuem lachen mußten.
    »Dieses, meine Herren«, fuhr Dorothea fort, »ist meine Geschichte, es bleibt nur noch das zu erzählen übrig, daß mir von allen Leuten, die ich zur Begleitung aus meinem Königreiche mit mir nahm, nur dieser großbärtige Stallmeister übriggeblieben ist; denn alle übrigen ertranken in einem heftigen Sturme, der uns im Angesichte des Hafens ergriff; er und ich aber kamen auf zwei Brettern wie durch ein Wunderwerk ans Land, wie denn mein ganzes Leben wunder- und geheimnisvoll ist, wie ihr auch werdet bemerkt haben. Bin ich nun irgendworin zu umständlich oder auch nicht ausführlich genug gewesen, so meßt nur dem die Schuld bei, wovon der Herr Lizentiat gleich im Anfange meiner Erzählung sprach, daß nämlich immerwährende und ungeheure Leiden dem leicht das Gedächtnis rauben, der ihnen unterliegt.«
    »Mir soll dieses nicht geraubt werden, o erhabene und seelenstarke Dame!« rief Don Quixote, »so viele, so große und unerhörte ich auch in Eurem Dienste erdulden mag; und so bestätige ich also von neuem die Gabe, die Euch versprochen wurde, und schwöre Euch, bis an das Ende der Welt zu gehen, um Euren so stolzen Feind zu erblicken, dem ich durch Hilfe Gottes und meines Armes das übermütige Haupt herunterschlagen will, mit der Schneide dieses, ich mag nicht sagen guten Schwertes. Dank sei’s dem Gines Friedberg, der mir das meinige entführte!« Dies sagte er zwischen den Zähnen, und fuhr dann so fort: »Hab’ ich es heruntergeschlagen und Euch in den ruhigen Besitz dieses Landes gesetzt, so wird es auf Eurem Willen beruhen, mit Eurer Person zu tun, was Euch am besten gefällt; denn während alle meine Gedanken eingenommen und mein Wille gefesselt, mein Verstand dahin für jene – – – Ich breche hier ab; aber unmöglich ist es mir, auch nur mit einem einzigen Gedanken an eine Vermählung zu denken, und wenn es selbst mit dem Vogel Phönix wäre.«
    Dem Sancho gefielen die letzten Worte seines Herrn, daß er sich nicht verheiraten wolle, so wenig, daß er im größten Zorn mit lauter Stimme rief: »Nun, bei meiner Seelen Seligkeit, Euer Gnaden, mein Herr Don Quixote hat nicht so viel Verstand wie ein Pferd! Hat man so was gesehen? Ist es möglich, daß Ihr Euch nur noch darüber besinnen könnt, Euch mit solcher erhabenen Prinzessin zu vermählen? Meint Ihr denn, das Schicksal wird Euch solches Glück hinter jedem Zaune finden lassen, wie Euch hier von selbst in die Hände läuft? Ist denn die Dame

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